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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Spazierstock zog.
    Die Klinge des Meteoritenjägers sauste hinab und wäre beinahe in Humboldts Schulter gefahren, hätte dieser den Schlag nicht rechtzeitig pariert.
    Eliza schaute fassungslos zu den beiden Kontrahenten hinüber. Die Seile um Wilsons Handgelenke waren einen halben Zentimeter dick gewesen. Welche übermenschlichen Kräfte gehörten dazu, sie zu zerreißen?
    Noch einmal sauste Wilsons Klinge auf den Forscher hinab. Das Klirren war ohrenbetäubend. Funken sprühten.
    »Sie haben meinen Kristall zerstört!« Die Adern am Hals des Meteoritenjägers schwollen an wie Würgeschlangen. »Dafür werden Sie bezahlen, das schwöre ich Ihnen.«
    Eliza sah, dass Humboldt durch seine verletzte Hand behindert wurde. Er musste mehrmals nachfassen, sonst wäre die Waffe seiner Hand entglitten. Sie wusste, dass der Forscher ein guter Kämpfer war, trotzdem wurde er immer weiter in die Defensive gedrängt. Erst, als es ihm gelang, sein Rapier auf die andere Seite zu wechseln und mit links zu kämpfen, ging es besser. Endlich gelangen ihm auch mal ein paar Angriffsmanöver.
    »Soso, ein Beidhänder also«, keuchte Wilson. »Das ist mal etwas Neues. Sie haben die Ehre, der erste Beidhänder zu sein, den ich töten werde.«
    »So weit sind wir noch nicht«, keuchte Humboldt, während er um den Meteoritenjäger herumtänzelte. »Erklären Sie mir erst mal, was das hier soll.«
    »Haben Sie es denn immer noch nicht begriffen?« Wilsons Augen glühten wütend. »Meine Männer sind nicht gewohnt, selbstständig zu denken, ich habe sie so erzogen. Seit Archer weg ist, gibt es nur noch mich, dem sie vertrauen. Wenn Sie erst tot im Staub liegen, werden sie zu mir zurückkommen. Wie verloren gegangene Hunde.« Er grinste. Es war ein böses Grinsen. »Es geht doch nichts über einen schönen, altmodischen Zweikampf. Damit stehe ich vor jedem Gericht der Welt als ehrenwerter Mann da. Nicht wahr, Patrick?«
    Der Ire schwieg. Eliza spürte, dass er immer noch im Bann dieses charismatischen Führers stand. Genau wie all die anderen Söldner.
    »Sie vergessen die Dogon«, keuchte Humboldt. »Glauben Sie, die würden Sie einfach so gehen lassen?«
    »Einfach so? Nein.« Wilsons Gesicht war schweißgebadet. »Aber vielleicht, wenn ich ihren Anführer töte und das Mädchen da als Geisel nehme.« Er zwinkerte zu Yatimè hinüber. »Die Kleine scheint hier besonderes Ansehen zu genießen. Solche Aktionen haben schon in meinen früheren Expeditionen Wunder bewirkt.«
    »Kinder und alte Männer, das sieht Ihnen ähnlich.« Humboldt wagte einen Ausfallschritt. Doch der Engländer schien die Aktion vorausgesehen zu haben. Blitzschnell beugte er sich vor, griff eine Handvoll Erde und schleuderte sie dem Forscher ins Gesicht. Derartig geblendet, sah er den Tritt nicht kommen, den Wilson gegen sein Kniegelenk führte. Humboldt sackte zu Boden. Sein Gesicht wurde vor Schmerz ganz grau. Das Rapier entglitt seinen Fingern. Eliza schlug die Hände vor den Mund und stieß einen Schrei aus. Der Forscher wollte nach seiner Waffe greifen, doch Wilson beförderte sie mit einem weiteren Tritt außer Reichweite. Breitbeinig stellte er sich über den Forscher, sein Messer zum Stoß bereit. »Ich habe noch nie einen Kampf verloren«, schnaufte er. »Und wissen Sie, warum?«
    »Ich fürchte, Sie werden es mir gleich sagen«, erwiderte Humboldt zwischen zusammengepressten Zähnen.
    »Man kann nicht gewinnen, ohne sich von Zeit zu Zeit die Hände schmutzig zu machen. Nehmen Sie diesen Rat mit auf Ihre Reise ins immerwährende Vergessen, Herr Humboldt.«
    Ein dumpfer Schlag war zu hören. Zuerst glaubte Eliza, es sei das Geräusch, mit dem das Messer sich in Humboldts Brustkorb gebohrt hatte, doch dann sah sie, wie Wilson taumelte. Langsam, wie ein Schlafwandler, drehte er sich um.
    »Was, zum Henker …«
    Patrick O’Neill stand hinter ihm, das Gewehr mit dem Kolben nach vorn. Noch einmal ließ der Ire den Kolben hinuntersausen. Diesmal mitten auf Wilsons Nase. Es gab ein hässliches Knacken, dann kippte der Meteoritenjäger seitlich weg. Wie ein gefällter Baum blieb er mit weit aufgerissenen Augen im Schlamm liegen.
    »Sir Wilson, ich verhafte Sie wegen Mordes an François Lacombe von der Akademie der Wissenschaften in Paris und wegen versuchten Mordes an Carl Friedrich von Humboldt. Außerdem werden Ihnen weitere Verbrechen zur Last gelegt, als da sind: Desertion von der eigenen Truppe, Mitschuld am Tod von Mr Jonathan Archer, versuchter Mord an Mr Max

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