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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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dann spürte er, wie seine Lebensgeister zurückkehrten. Nach einer Weile konnte er wieder klar denken.
    Das Wichtigste war Wasser. Seit sie von dem Sandsturm überrollt worden waren, hatte er keinen Schluck mehr getrunken. Er beugte sich vor und klaubte einen Kiesel vom Boden. Er rieb ihn an seiner Hose und steckte ihn in den Mund. Nach einer Weile verschwand das lästige Brennen in der Kehle. Ein Trick, den er mal in irgendeiner Abenteuergeschichte gelesen hatte.
    »Na schön, mein Lieber«, sagte er zu sich selbst, »dann schauen wir uns mal ein wenig um.«
    Er wankte über den rutschigen Hang, bis er eine Stelle erreicht hatte, die felsig und besser zu besteigen war. Die Luft war kühl, und das Klettern fiel ihm leicht. Schon bald hatte er eine Höhe erreicht, von der aus man das ganze Land überblicken konnte. Wüst und eben dehnte sich die Steppe rings um den Tafelberg aus. Nirgendwo gab es einen Fluss oder See. Keinerlei Hinweise auf menschliche Siedlungen. Außer ein paar Bäumen und Sträuchern wirkte die Gegend wie leer gefegt. Weiter am Horizont begann die Luft bereits zu flimmern. Die Sonne war schon merklich höher gestiegen. Die Farben verblassten und die Formen fingen an, sich aufzulösen. Er holte seine Brille aus der Tasche und setzte sie auf. Das linke Glas hatte von dem Sturz einen Sprung abbekommen, aber es verrichtete trotzdem seinen Dienst. »So«, murmelte er, »und wie soll ich in dieser Einöde den richtigen Weg finden?«
    Er versuchte sich zu erinnern, aus welcher Richtung der Sturm gekommen war, doch je länger er in die Savanne starrte, desto unsicherer wurde er. Hier sah es überall gleich aus. Er erinnerte sich, dass sie aus nördlicher Richtung gekommen waren. Bezog man den Sonnenaufgang mit ein, musste Norden irgendwo links davon liegen. Er drehte sich um neunzig Grad und blickte in die entsprechende Richtung. Irgendwo dort mussten sie gelandet sein. Der Tafelberg war der einzige Anhaltspunkt in weitem Umkreis. Wenn er ihn verließ, lief er Gefahr, sich hoffnungslos zu verirren. Ein paar Grade zu weit nach rechts oder links und er würde sein Ziel auf Kilometer verfehlen. Wasser gab es hier keines, er musste also genau wissen, wohin er ging.
    Er hockte sich hin und dachte nach. Seine Freunde hatten keinen Schimmer, wohin er abgetrieben worden war. Sie konnten nicht wissen, dass das Schiff am Tafelberg zerschellt war. Er konnte ihnen auch kein Signal senden, denn er trug weder Streichhölzer noch Brennglas bei sich. Mit einem Feuer hätte er wenigstens auf sich aufmerksam machen können. Feuer?
    Seine Augen suchten den Horizont ab. Täuschte er sich, oder war dort tatsächlich eine Rauchsäule? Doch, es war eindeutig. Inmitten der öden, leeren Steppe stieg ein schmaler dünner Streifen in die Höhe. Um einiges weiter links, als er vermutet hätte, aber eindeutig künstlichen Ursprungs. Jemand wollte ihm ein Zeichen geben.
    Oskar spürte, wie seine Lebensgeister zurückkehrten.

 
24
     
     
    »Charlotte, wirf noch mehr Zweige aufs Feuer, der Rauch lässt schon wieder nach.« Humboldt packte einen Ast, den er von dem Affenbrotbaum geschlagen hatte, und schleifte ihn zum Feuer. Mit einigen gezielten Hieben seines Buschmessers trennte er ein paar grüne Zweige ab und warf sie in die Flammen. Eliza und Charlotte halfen ihm dabei. Es knackte und prasselte, dann stieg dicker grauer Rauch auf.
    »Meinst du, das wird ausreichen, um Oskar auf unsere Spur zu führen?«, fragte Charlotte.
    »Ich hoffe es. Die Chancen stehen nicht schlecht. Der Himmel ist klar und es weht kein Wind. Der Rauch müsste kilometerweit zu sehen sein.« Vorausgesetzt, der Junge war überhaupt noch am Leben, schoss es ihm durch den Kopf. Das Bild von Oskar, wie er davongeweht wurde, war immer noch sehr lebendig. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so machtlos gefühlt. Warum nur hatte er die Gefahr nicht früher erkannt? Die Zeichen waren eindeutig gewesen. Der plötzliche Abfall des Luftdrucks, die elektrische Aufladung der Luft. Er hätte nur eins und eins zusammenzählen müssen, um zu erkennen, wie groß die Gefahr war, in der sie schwebten. Doch all sein Wissen und all seine Technik kamen jetzt zu spät. Oskar war ganz allein da draußen. Allein in einer fremden Umgebung.
    »Onkel?«
    Humboldt schrak hoch. »Hm?«
    Charlotte stand da, auf einen Stock gestützt, und sah zu ihm herüber. Ihre Haut glänzte vor Schweiß. »Ich habe mir gerade Gedanken gemacht, was wohl geschieht, wenn wir Oskar gefunden haben. Hast

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