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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hatten, war ihm jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Sie aßen, sie tranken, dann ritten sie wieder. Zwischendurch gönnte Sir Wilson ihnen ein paar Stunden Ruhe, aber niemals genug, dass sie wirklich ausschlafen konnten. Selbst die Gespräche mit seinem Freund Harry Boswell waren irgendwann verebbt. Jeder Einzelne von ihnen starrte stumpfsinnig auf den Rücken seines Vordermanns, während sich die Karawane schaukelnd und schlingernd vorwärtsbewegte.
    Max spürte, wie sein Kopf vor Müdigkeit langsam wieder nach vorn sackte. Die Nacht war kurz und unbequem gewesen und er sehnte sich schon jetzt wieder nach einer ebenen Unterlage und einer Decke.
    Seine Augendeckel klappten zu, als von vorn plötzlich ein Ruf ertönte. Jonathan Archer, der immer ein wenig vorausritt, hatte sein Pferd gewendet und kam zu ihnen zurück.
    »Alle runter von den Pferden! Schnell!«
    Max zuckte aus seinem Halbschlaf hoch.
    »Was ist denn los?«
    »Berber. Etwa zehn Stück. Kommen direkt auf uns zu.«
    Wilson riss seinem Pferd mit den Zügeln den Kopf zurück. »Bewaffnet?«
    »Bis an die Zähne.«
    Max war sofort hellwach. Die Berber waren ein kriegerisches Reitervolk, das man hauptsächlich in nordafrikanischen Ländern wie Algerien, Marokko oder Tunesien antraf. Einige Stämme, wie zum Beispiel die Tuareg, lebten tief in der Sahara und waren bekannt für ihren Mut und ihre Härte. Wenn sie tatsächlich auf Raubzug waren, schwebten sie alle in höchster Gefahr.
    Er sprang vom Pferd und führte es wie die anderen zum Schutz hinter eine Sanddüne. Die Pferde würden vermutlich das erste Ziel der Berber sein. Für ein Reitervolk besaßen die Tiere einen hohen Wert, besonders ein solch schönes Exemplar wie der Apfelschimmel von Jabez Wilson.
    Kaum war Max bei den anderen angelangt, als auch schon der erste Schuss fiel. Er kam von der rechten Seite und war gut gezielt. Ein Surren war zu hören, dann spritzte Sand auf.
    »Sie sind bereits in Schussweite!«, schrie Archer. »Kommt zu mir und holt euch eure Gewehre, dann wollen wir diesen Bastarden gehörig einheizen!«
    Wieder ertönte ein Schuss, dann noch einer. Soweit er sehen konnte, war niemand getroffen worden, aber die Einschläge waren verdammt nahe. Jetzt konnte Max endlich ihre Feinde sehen. Über dem Kamm der rechten Sanddüne waren einige vermummte Gestalten zu erkennen. Sie waren in dunkle, weite Umhänge gekleidet, trugen Kopftücher und hielten ihre Gesichter verhüllt.
    »Pepper, kommen Sie endlich und holen Sie Ihr Gewehr ab. Wenn Sie noch lange in die Gegend starren, haben Sie eine Kugel im Kopf.«
    Max rannte geduckt zu Archer hinüber und ließ sich eine Waffe aushändigen. Eine Henry Rifle, Kaliber .44 mit sechzehn Schuss. Ein solides und zuverlässiges Gewehr. Trotzdem: Max hatte nicht vor, jemanden zu töten. Vielleicht zogen die Berber ja ab, wenn sie merkten, dass sie es nicht mit verängstigten Händlern, sondern ausgebildeten Söldnern zu tun hatten.
    Im Nu verteilten sich Wilsons Männer zwischen den umliegenden Hängen und fingen an, das Feuer zu erwidern. Es krachte und rumste und schon bald waren die Hügel in Pulverdampf gehüllt. Rauchwirbel fingen die Sonnenstrahlen ein.
    Wenig später gab es die ersten Verletzten. Max hörte die Schreie von Rupert. Ein ehemaliger Dockarbeiter und ein Schrank von einem Mann. Er hockte auf dem Boden und hielt sich das Bein. Auf dem Stoff seiner Hose breitete sich ein dunkelroter Fleck aus, der langsam größer wurde. Die Berber nahmen nach und nach alle umliegenden Hügelkämme ein. Es war abzusehen, dass ihnen schon bald nicht das kleinste Schlupfloch mehr blieb. Was die Sache zusätzlich erschwerte, war, dass sie gezwungen waren, nach oben zu schießen, während die Berber bequem nach unten feuern konnten.
    Plötzlich hörte Max einen dumpfen Aufschlag. Eine unsichtbare Kraft packte ihn, schleuderte ihn herum und warf ihn einige Meter weiter in den Sand. Etwas hatte ihn getroffen. Harry war sofort bei ihm.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Alles okay.« Er blickte an sich hinab. »Es hat meine Tasche erwischt, siehst du? Verdammte Banditen, das Stück hat mich vier Pfund gekostet. Hast du gesehen, wer auf uns geschossen hat?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich kann nichts erkennen.«
    Max sah seinen Freund erstaunt an. »Wo ist dein Gewehr?«
    Harry blickte entschuldigend auf seine Kamera. »Ich dachte, ich könnte derweil ein paar Fotos machen. Jeder das, was er am besten kann.« Er grinste. »Außerdem ist das eine

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