Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
auf Dauer nur Sand und Geröll zurück. Unfruchtbar, kahl und tot. Deshalb haben wir uns hier verschanzt. Deshalb lassen wir normalerweise keine Fremden zu uns.« Der Alte nahm eine Handvoll Staub und ließ ihn durch die Finger rieseln. »Du hast doch Yatimè kennengelernt.«
    »Das kleine Mädchen mit dem Hund, ja, was ist mit ihr?«
    »Das Mädchen hat eine besondere Gabe. Sie ist eine Seherin. Sie kann Dinge erkennen, ehe sie geschehen. So wie du.« Er warf Eliza einen bedeutungsvollen Blick zu. »Ich habe es sofort gespürt. Bei Yatimè habe ich mich von ihrer Jugend blenden lassen. Ich habe geglaubt, ihre Fähigkeiten wären Einbildung oder Prahlerei. Ein großer Irrtum. Als ich begriff, was sie mir zu sagen versuchte, war es schon zu spät.« Er seufzte. »Doch vielleicht musste alles genau so geschehen, wie es geschehen ist.«
    »Sie sprechen in Rätseln, verehrter Ubirè.«
    »Wir haben ein riesiges Tier gefunden. Weit draußen in der Ebene. Es ist gegen die Flanke eines kleinen Bergs geprallt, wo es verwundet zurückgeblieben ist. Das Tier ist rot und schwarz, mit gewundenen Schlangen auf seinen Flanken.«
    Humboldt hob den Kopf. »Die Pachacútec? «
    »Ist das sein Name?«
    Humboldt nickte. »Aber es ist kein Tier, sondern ein Schiff. Ein Fahrzeug, das durch die Lüfte gleiten kann. Es trägt das Symbol von Schlangen auf seinen Seiten.« Seine Augen leuchteten. »Habt ihr das gehört? Sie haben unser Schiff gefunden.«
    Ubirè blickte ernst. »Ein Schiff also. Nun, vielleicht hat sich der Sterndeuter über die Natur des Wesens geirrt. Doch mit dem Rest hatte er recht. Ihr seid die Wegbereiter für das Ende der Welt. Euer Eintreffen markiert den Beginn der dunklen Epoche.«
    »Die dunkle Epoche … das Ende der Welt? Wovon sprechen Sie?«
    Der alte Mann lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. »Heute, auf den Tag genau vor fünfzig Jahren, hat Po Tolo seine Umrundung von Sigi Polo angetreten und heute hat er den Kreislauf beendet. Morgen beginnt das Fest des Sigi, das heiligste Fest, das wir Dogon kennen. Überall auf den Tafelbergen werden die Feuer entzündet, die den Beginn der Feierlichkeiten markieren. Sie brennen fünf Jahre lang und markieren den Zyklus von Tod und Wiedergeburt. Doch es gibt noch einen größeren Zyklus. Er ist wesentlich bedeutungsvoller. Er dauert sechshundertfünfzig Jahre. In den Überlieferungen heißt es, der Beginn dieses Zyklus werde markiert durch die Ankunft von vier Gesandten, die auf einem fliegenden Tier den Himmel durchqueren.«
    »Die vier Reiter der Apokalypse«, flüsterte Charlotte. »Genau wie in der Offenbarung des Johannes.«
    »Die vier Gesandten sind jedoch bloß eine Vorhut«, sagte Ubirè. »Auf ihren Fersen kommen bewaffnete Männer. Eine Armee des Bösen. Sie werden den Kristall rauben und in die Welt hinaustragen. Wenn das geschieht, hat sich unsere Voraussagung erfüllt. Tausend Jahre Dunkelheit müssen dann überstanden werden, ehe die Welt gereinigt und neu geboren werden kann. Tausend Jahre, in denen die Menschheit vor ihre bisher schwerste Prüfung gestellt wird.«
    Schweigen breitete sich aus. Die Worte des alten Mannes lasteten wie ein Leichentuch über der Gruppe. Endlich fand Humboldt seine Stimme wieder. »Nun, dann hoffen wir, dass Eure Prophezeiung sich als unwahr erweist und wir nicht die vier Reiter der Apokalypse sind. Um ehrlich zu sein, ich fange an zu bereuen, dass wir mit der Pachacútec gekommen sind.« Er lächelte, aber es war ein unsicheres Lächeln. »Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal den Zug nehmen.«



 
40
     
     
    Max Pepper hatte die Nase voll vom Reiten. Ihm tat der Hintern weh, seine Arme und Beine fühlten sich an, als wären sie von einer Heißmangel in die Länge gezogen worden, und sein Genick war steif wie ein Bügelbrett.
    Die Sonne erhob sich über der Steppe und tauchte die Hügel in sanftes Rot. Die Truppe war nun schon seit Tagen unterwegs und noch immer war keine Spur von den sagenumwobenen Tafelbergen zu sehen. Wie naiv von ihm zu glauben, die Hombori-Berge lägen direkt hinter Timbuktu. Vielleicht hätte er mal einen genaueren Blick auf die Karte werfen sollen. Dann hätte er festgestellt, dass er noch zweihundert Kilometer quer durch die Wüste vor sich hatte. Zweihundert Kilometer auf einem harten Sattel, mitten durch endlose Weiten aus Sand, Stein und Geröll. Selbst für einen geübten Reiter wie ihn eine Quälerei. Und dann diese Eintönigkeit. Seit sie die grünen Ebenen des Niger verlassen

Weitere Kostenlose Bücher