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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Posten, die Wilson mit der Bewachung des Übergangs beauftragt hatte, Horace Bascombe. Sein Kopf war rot und sein Hemd triefte vor Schweiß.
    »Sir«, keuchte er, »Neuigkeiten von der Brücke.«
    Wilson ging zu Bascombe runter und die beiden steckten ihre Köpfe zusammen. Max sah, das Wilsons Mund vor Verwunderung aufklappte. »Im Ernst?«, hörte er ihn sagen. »Kein Zweifel?«
    Bascombe schüttelte den Kopf.
    Wilson stemmte die Hände in die Hüften. »Na, das dürfte interessant werden. Führen Sie die beiden her.«
    »Jawohl, Sir.« Bascombe spurtete davon und Wilson kam zu ihnen zurück. Sein Ausdruck wirkte nachdenklich. »Wer hätte das gedacht?«, murmelte er.
    »Irgendein Problem, Sir?«
    »Nein, kein Problem.« Ein Lächeln breitete sich auf Wilsons Gesicht aus. »Pepper, ich fürchte, Ihr großer Augenblick muss noch etwas warten. Wir bekommen Besuch.«
    »Besuch, Sir?«
    »Allerdings. Und zwar von jemandem, den ich schon seit langer Zeit einmal kennenlernen wollte.«

 
47
     
     
    Argwöhnisch schaute Oskar auf die Gewehrläufe der beiden Wachen, die sie hinunter ins Stadtzentrum führten. Großkalibrige Flinten, die mit Sicherheit ein riesiges Loch in seiner Brust hinterlassen würden. Humboldt hatte ihm den Ausdruck Söldner zugeraunt, doch Oskar spürte auch so, dass mit den beiden Kerlen nicht gut Kirschen essen war. Sie sahen aus, als habe man sie aus den untersten Abflussrinnen der britischen Kanalisation gefischt. Groß, tätowiert und augenscheinlich dumm wie Stroh. Kampfhunde, so wie der Pfandleiher Behringer daheim in Berlin. Sie sprachen Cockney, ein Dialekt, der laut Humboldts Auskunft nur in London gesprochen wurde. Ein Glück, dass der Forscher sprachlich so bewandert war, dass er sich mit ihnen verständigen konnte. Oskars Englischkenntnisse reichten nicht aus, um dieses Kauderwelsch zu verstehen.
    Nur gut, dass Charlotte, Eliza und Wilma bei den Dogon geblieben waren. Sie waren wenigstens in Sicherheit, sollten die Dinge hier schlecht laufen.
    Die beiden Wachen führten Oskar und Humboldt in Richtung des Tempels. Der Rest der Truppe hatte sein Lager rund um den Prachtbau und im Schatten der ausladenden Granatapfelbäume aufgeschlagen. Die Söldner waren allesamt große, brutal aussehende Kerle, denen anzusehen war, dass sie schon so manche Schlacht geschlagen hatten. Manche lagen ausgestreckt auf ihren Decken, andere hockten zusammen und unterhielten sich leise. Der Geruch von gebratenem Fleisch hing in der Luft. Oskar erblickte Holzkisten, aus denen die Läufe von Gewehren ragten, und rechts von ihnen standen einige Pferde, die Wasser aus einer steinernen Rinne schlürften.
    Kein Zweifel, die Expedition war gut ausgerüstet. Weitaus besser als ihre eigene.
    Als die Männer Humboldt und Oskar näher kommen sahen, verstummten sie. Unfreundliche Blicke verfolgten sie, während sie weiter auf den Tempel zugingen.
    »Nur Mut, mein Junge.« Der Forscher nahm seine Hand und drückte sie. »Es wird schon alles gut werden.«
    Oskar schwieg. Ob sein Vater recht hatte, würde sich erst noch erweisen müssen.
    Als sie die Umgrenzungsmauer des Tempels umrundet hatten, traten ihnen zwei Männer in den Weg. Der eine war ein hochgewachsener Bursche mit etlichen Narben im Gesicht, der andere war kleiner, dafür aber umso bulliger. Unter der breiten Stirn mit den vorgewölbten Brauen funkelten zwei Augen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Das eine braun, das andere strahlend silbern.
    Humboldt zögerte nicht lange. Er ging direkt auf den Mann zu und streckte seine Hand aus. »Sir Wilson, I presume?«
    Ein Lächeln huschte über das breite Gesicht. »That’s right, Mr Humboldt. Welch unerwartetes Vergnügen. Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen.« Wilsons Deutsch klang etwas holprig, war aber gut zu verstehen.
    »Meine Überraschung könnte kaum größer sein.« Humboldt zögerte kurz, dann sagte er: »Darf ich Ihnen meinen Sohn und Assistenten vorstellen? Oskar Wegener.«
    Oskar streckte seine Hand aus. Er war verwundert über den locker leichten Tonfall, den Humboldt anschlug. Er hatte damit gerechnet, dass gleich die Fetzen fliegen würden. Doch sein Vater schien andere Pläne zu haben.
    »Sehr erfreut.« Der Mann streckte seine Pranke aus und ließ Oskars Hand darin verschwinden. »Jabez Wilson. Dies ist mein Adjutant und meine rechte Hand, Jonathan Archer. Ein verdienter Afghanistanveteran.«
    Humboldt nickte. »Nice to meet you.«
    Die Männer schüttelten sich die

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