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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Hände.
    »Sprechen Sie auch Deutsch?«, fragte Humboldt.
    »I beg your pardon?«
    Wilson lächelte. »Er kann Sie leider nicht verstehen. Ich fürchte, ich bin der Einzige in unserem Team, der Ihre Sprache spricht.«
    »Das macht nichts«, sagte Humboldt. »Dann wechseln wir eben zu Englisch. Mein Junge spricht zwar noch nicht gut, aber er sollte in der Lage sein, alles zu verstehen. Ich habe ihn selbst unterrichtet.«
    »Meine Hochachtung.« Wilson setzte gerade zu einer längeren Ausführung an, als von links ein Ruf ertönte. Die Stimme kam Oskar irgendwie bekannt vor.
    »Carl Friedrich!«
    Oskar blinzelte gegen die Sonne. Er musste zweimal hinschauen, um sicherzugehen, dass er sich nicht täuschte. Der da auf sie zurannte, war niemand anderes als … Harry Boswell.
    »Das ist doch …« Humboldt eilte auf den Reporter zu und die beiden fielen sich in die Arme. Dann umarmte Harry auch Oskar. Es war ein herzliches Wiedersehen.
    »Immer, wenn man meint, man hätte mal etwas Ungewöhnliches entdeckt, kreuzt ihr auf«, grinste Harry. »Gibt es denn überhaupt keinen Ort, der vor euch sicher ist?«
    »Nicht, wenn es um seltene Fundstücke geht«, erwiderte Humboldt. »Freut mich auch, dich wiederzusehen, altes Haus.«
    »Lasst euch ansehen.« Harry lief ein paar Schritte um sie herum. »Meine Güte, ihr habt euch überhaupt nicht verändert. Außer, dass Oskar ein Stück gewachsen ist.« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Was machen die beiden Damen, Charlotte und die bezaubernde Eliza? Sind sie auch wieder mit dabei?«
    Humboldt nickte. »Drüben auf der anderen Seite.«
    »Ihr steckt immer noch eure Nase in Angelegenheiten, die euch nichts angehen, oder?« Harry lachte.
    Oskar hatte das Gefühl, es war ein Lachen der Erleichterung. Wäre interessant zu erfahren, was er mit Wilson zu schaffen hatte und was sie hier wollten. Aber dafür war später noch Zeit. Erst mal war er froh, ein bekanntes Gesicht wiederzusehen.
    »Wie geht es dir, mein Junge? Alles klar?«
    »Alles bestens.« Oskar musste lächeln. Er mochte Harry. Sie hatten schon die unmöglichsten Abenteuer erlebt, damals in der Stadt der Regenfresser.
    »Was ist mit deiner Hand?«
    »Ach, geht schon«, erwiderte Oskar. »Kratzer.«
    »Ich habe ja mit einigem gerechnet, nicht aber, dich hier anzutreffen«, sagte Humboldt, der offenbar genauso überrascht war wie Oskar. »Was machst du hier?«
    »Arbeiten, und du?«
    »Ich auch, aber wer … ich meine, wie …?«
    Harry winkte ab. »Vanderbilt. Er hat mich beauftragt, Sir Wilson bei seiner Expedition zu begleiten und Fotos zu schießen. Max schreibt die Texte. Es soll ein Buch werden, weißt du?«
    »Max ist auch hier?«
    »Aber natürlich, da drüben kommt er schon.« Von der Rückseite des Tempels kam ein schmächtiger Mann mit Schnurrbart auf sie zu. Oskar erkannte ihn sofort. Es war der Redakteur des Global Explorer.
    Sir Wilson blickte zwischen den Männern hin und her. »Die Herren kennen sich?«
    »In der Tat ein unerhörter Zufall.« Humboldt nickte. »Es sind Freunde aus vergangenen Tagen. Wir haben schon eine Menge zusammen erlebt.«
    »So eine Überraschung …« Wilson überlegte kurz, dann sagte er: »Jonathan, bereiten Sie ein Essen für unsere Gäste vor. Und holen Sie den Wein aus meiner Kiste. Den 58er Chateau Petrus. Wir haben etwas zu feiern.«

 
48
     
     
    Das Essen dauerte eine knappe Stunde, doch irgendwann war alles erzählt und alles gegessen. Sir Wilson hatte die meiste Zeit geschwiegen und stattdessen aufmerksam gelauscht. Er wirkte wie eine lauernde Katze, kurz bevor sie zuschlug. »Wirklich eine sehr unterhaltsame Geschichte, Herr Humboldt«, sagte er. »Was mich interessieren würde: Warum haben Sie den weiten Weg nach Französisch-Sudan auf sich genommen? War es nur, weil Sie den Stein finden wollten, oder gab es da noch mehr?«
    Humboldt hielt dem Blick des silbrigen Auges stand. »Sie sind ein aufmerksamer Zuhörer, Sir Wilson. Natürlich ist da noch mehr. Viel mehr. Ist Ihnen der Name Richard Bellheim ein Begriff?«
    »Der berühmte Völkerkundler?«
    »Genau der. Bellheim war ein guter Freund von mir.«
    »War? Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Könnte man so sagen, ja.« Humboldt erzählte von der ersten Begegnung mit seinem Freund bis hin zu dessen seltsamer Verwandlung am Silvesterabend. Wilson lauschte aufmerksam, sagte aber kein Wort. Oskar konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Wilson wusste, wovon Humboldt sprach. Ganz im Gegensatz zu Harry und Max, die mit

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