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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Also denn, wenn Sie unbedingt darauf bestehen …« Er hob sein Gewehr und feuerte zwei Schüsse ab. Mit einem scharfen Ruck an den Zügeln verhinderte Humboldt, dass die Echse erneut ausbrach und lenkte sie rechts am Steinbruch vorbei.
    Oskar konnte bereits den Eingang zur Pilzhöhle sehen. Jetzt wusste er, wohin sein Vater wollte. Die Frage war nur, was in Gottes Namen wollte er da?
    In diesem Moment erklang vom Steinbruch her wildes Gebrüll. Die Aufseher standen auf dem Hügelkamm und fuchtelten aufgeregt mit ihren Waffen herum. Einige von ihnen kamen sogar schon den steilen Hang herab.
    »Da haben Sie’s!«, rief Lilienkron. »Jetzt sind sie uns auch noch auf den Fersen. Oh, und sehen Sie mal nach hinten.«
    Alle drehten die Köpfe. Eine riesige Staubwolke verdunkelte den Horizont. Ihre Verfolger nahten. Und wie es aussah, hatten sie ihre gesamte Streitmacht versammelt.
    »Das müssen Hunderte sein!«, rief Charlotte. »Vermutlich das ganze Volk.«
    Oskar blickte auf die sich immer höher türmende Wolke aus rotem Staub und Asche. Es sah aus, als würde ein Sandsturm auf sie zurollen.
    »Ausgezeichnet«, sagte Humboldt. »Genau wie ich gehofft hatte. Betet mit mir, dass ich mich mit meinen Berechnungen nicht geirrt habe.«
    Ausgezeichnet? Oskar konnte Humboldts Bemerkung nicht nachvollziehen. Und von was für Berechnungen redete er da? Wie immer drückte sich sein Vater äußerst rätselhaft aus.
    Humboldt lenkte das Reittier hinüber zum Eingang der Pilzhöhle und brachte es dort zum Stehen. Mit einem Satz sprang er vom Nacken der Echse in den Sand, zog sie noch ein paar Meter weiter und band die Zügel an einem spitz zulaufenden Felsblock fest.
    »Kommt jetzt, runter mit euch. Nehmt alles mit, was wir brauchen, und vergesst Wilma nicht. Wir treffen uns dann unten beim Wasserloch.« Mit diesen Worten verschwand er im Halbdunkel der Höhle.
    Den Freunden blieb nicht viel Zeit. Vom Steinbruch her kamen bereits die Sklaventreiber auf sie zu. Oskar sah die Waffen in ihren Fäusten blitzen. Ihre Hörner ragten hoch in die Luft, die Peitschen schleiften im Sand.
    Zusammen mit Lena und Charlotte rannte er hinter seinem Vater her. Humboldt hatte einen Plan, so viel war sicher, auch wenn Oskar selbst keinen Schimmer hatte, was er beabsichtigte. Aber es musste schon etwas ganz Besonderes sein, denn eines war klar: Diese Höhle war eine Sackgasse.
    Humboldt war bereits schwer beschäftigt. Er hatte sein Fahrtenmesser gezogen und kappte einen der kugelrunden Boviste von seinem Wurzelwerk. Mit knappen, wohlgesetzten Schlägen trennte er das Myzel vom Fruchtkörper, rollte die Kugel dann den Hang hinunter und fing damit an, ein Loch in die Außenhülle zu schneiden. Der Pilz hatte etwa drei Meter Durchmesser, war also vergleichsweise klein. Trotzdem wirkte der Forscher daneben wie ein Hündchen, das mit einem Medizinball spielte.
    »Haben Sie vor, eine Pilzpfanne zuzubereiten?« Lilienkrons Stimme triefte vor Sarkasmus.
    Humboldt lächelte grimmig. »Origineller Gedanke, aber ich muss Sie enttäuschen. Ich habe weder Zwiebeln noch Speck.«
    »Wollen Sie uns jetzt endlich sagen, was Sie vorhaben?«, tobte Lilienkron. »Wir haben nur noch wenige Minuten. Und glauben Sie nicht, Sie könnten sich da drin verbergen.« Er deutete auf den geöffneten Bovisten. »Selbst ein Kind würde das Versteck finden.«
    »Was Sie nur immer für Ideen haben.« Humboldt schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir, ich weiß genau, was ich tue. So, und nun helft mir alle, das Ding ins Wasser zu rollen.«
    »Ich soll …?«
    »Reden Sie nicht lange, sondern packen Sie mit an.«
    Schon bald dümpelte der Bovist wie ein Korken mit der Öffnung nach oben im Wasser. Humboldt blickte nervös auf seine Uhr.
    Oskar zermarterte sich den Kopf, was sein Vater wohl vorhatte. Plötzlich fiel sein Blick auf die dunkle Öffnung in der Decke. Ob der Bovist wohl dort hindurchpasste?
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Natürlich.
    Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? Es war so einfach und doch so genial.
    Charlotte berührte zaghaft seine Hand.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Könnte man so sagen, ja«, erwiderte Oskar. »Ich glaube, ich weiß jetzt, was er vorhat.«
    Weiter kam er nicht. In diesem Augenblick ertönte das Geräusch eines großen Horns. Wilma sprang mit einem ängstlichen Quieken in ihre Tasche. Sie zitterte am ganzen Körper. Oskar lief ein Schauer über den Rücken. Vom

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