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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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glaubt, man habe alles überstanden, baut sich das nächste Hindernis auf.«
    »Ist dir das auch schon aufgefallen?« Oskar stopfte den Lappen zurück in die Werkzeugkiste. »Ich dachte schon, ich würde mir das einbilden. Verschwörung höherer Mächte oder so. Aber mittlerweile glaube ich, dass das alles dumme Zufälle sind. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, mich von solchen Rückschlägen nicht mehr nervös machen zu lassen. Wie sieht’s aus? Ich muss noch die Ruder warten, dann bin ich fertig. Hast du Lust, mich nach hinten zu begleiten?«
    »Klar. Wenn du mir versprichst, mich nicht mehr mit deinen öligen Händen anzufassen.«
    Sie waren gerade auf dem Weg zum Achterdeck, als ihnen Eliza über den Weg lief. Sie wirkte nachdenklich.
    »Alles klar?«, fragte Oskar.
    Eliza schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte eben das Gefühl einer fremden Aura. Ich spürte Angst – Verunsicherung – und Wut. Es dauerte nur einen ganz kurzen Moment, dann war es wieder weg.«
    Oskar runzelte die Stirn. Hatte sie etwa seine Gedanken empfangen? Seine Verunsicherung und die Wut auf diese Stimme in seinem Ohr? Eliza stammte aus Haiti. In ihrer Heimat war sie so etwas wie eine Zauberin. Eine Voodoo-Priesterin, wie sie es nannte. Sie verfügte über einige merkwürdige Fähigkeiten, unter anderem hatte sie die Gabe, über große Entfernungen hinweg mit Menschen in Verbindung zu treten. Weder Oskar noch Humboldt hatten je begriffen, wie sie das anstellte, doch es war unbestritten, dass sie es konnte. Sie hatte es auf ihren Abenteuern mehrfach unter Beweis gestellt.
    »Vielleicht Lilienkron.« Charlotte nickte zu dem Forscher hinüber. Der Gelehrte stand auf dem Achterdeck und starrte in die Tiefe. In seinem Gesicht spiegelten sich alle möglichen Empfindungen.
    Die Priesterin wirkte unsicher. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich hätte schwören können, dass es eine weibliche Aura war.«
    Oskar atmete auf.
    »Vielleicht jemand am Boden«, sagte Charlotte. »Wäre doch möglich, bei den vielen Menschen.«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Vielleicht finde ich es später noch heraus. Lass uns unserem Gelehrten doch mal einen Besuch abstatten. Vielleicht können wir ihn ja aufheitern.«
    »Von mir aus«, sagte Charlotte. »Gegen Damenbesuch wird er ja wohl nichts einzuwenden haben.« Die beiden fingen an zu kichern und schlenderten zu Lilienkron hinüber.
    Oskar setzte die Werkzeugkiste ab und sah nach den Rudern. Das war es dann wieder gewesen mit der trauten Zweisamkeit. Andererseits: Was hatte er erwartet? An Bord eines Schiffes war man eben nie alleine.

 
9
     
     
    »Feuer!«
    Humboldt warf einen Blick über die Zielvorrichtung seiner Armbrust. Oskar löste die Feder für den Abschuss und mit einem ratternden Geräusch schleuderte die Wurfmaschine eine tönerne Scheibe in den Himmel. In einem weiten Bogen sauste sie über den Himmel. Humboldt nahm Maß, hielt den Atem an und drückte ab. Es zischte, dann zerbarst das Flugobjekt in tausend Stücke.
    »Sauberer Schuss«, rief Oskar. »Noch eine?«
    »Klar doch.«
    Wieder schleuderte der Wurfarm eine Tonscheibe in die Luft. Der nächste Schuss ging ins Leere. Humboldt stieß einen unterdrückten Fluch aus und betätigte dann noch einmal den Abzug. Die Scheibe zerbarst in einer Wolke roten Staubes.
    »Na also«, sagte er zufrieden.
    Lilienkron schaute missbilligend vom Achterdeck aus zu.
    »Zwei Treffer bei drei Schüssen, das ist nichts, worauf man stolz sein müsste.«
    Humboldt entsicherte seine Waffe. »Was verstehen Sie schon davon?«
    »Ich tippe auf ein verstelltes Zielsystem. Passiert öfter bei kalten Temperaturen. Was ist das überhaupt für eine seltsame Waffe?«
    »Eine gasbetriebene Armbrust«, sagte Humboldt. »Achtschüssige Trommel, automatische Nachladevorrichtung. Leise, zuverlässig und absolut treffsicher.«
    »Leise und zuverlässig vielleicht, aber treffsicher?«
    »Behaupten Sie etwa, dass Sie es besser können?«
    »Das möchte ich meinen.«
    Humboldt funkelte ihn an. »Zehn Goldmark, dass Sie verlieren.«
    Lilienkron hob sein Kinn. »Die Wette halte ich. Warten Sie kurz, ich bin gleich wieder da.« Mit wehendem Bommel verschwand er unter Deck.
    »Was ist denn hier los?« Eliza hatte das Gespräch mitbekommen und kam näher.
    »Ein kleines Wettschießen«, sagte Oskar mit breitem Grinsen. »Lilienkron behauptet, er könne es mit Vater aufnehmen. Lächerlich.« Er schüttelte den Kopf. Er war fest davon überzeugt, dass Humboldt dem kleinen Wichtigtuer

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