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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ins Leben gerufen, in deren Verlauf einmal im Monat eine junge Frau ausgewählt und den Kreaturen geopfert wird. Damit will er verhindern, dass die Übergriffe sich unkontrolliert auf die umliegenden Ortschaften ausbreiten. Anscheinend hat er damit Erfolg. Seitdem wurden deutlich weniger Dörfer überfallen. Eine Zeit lang dachte ich, das Problem hätte sich damit erledigt, und tat nichts. Ein Fehler, wie sich später herausstellte.« Er breitete die Hände aus. »Schauen Sie, ich bin Geschäftsmann. Solange die Erträge fließen, interessiert es mich nicht, was auf der Insel vor sich geht. Doch als die Überfälle wieder zunahmen, sah ich Handlungsbedarf.«
    Humboldt hatte einen Block herausgezogen und machte sich gewissenhaft Notizen. »Dieser König, was ist das für ein Mann?«
    Poortvliet zuckte mit den Schultern. »Er ist ein selbstsüchtiger, fetter Herrscher aus einer uralten Dynastie von selbstsüchtigen fetten Herrschern. Sein Volk duldet ihn, denn er ist im weitesten Sinn einer von ihnen. Natürlich besitzt er keine politische Macht. Seine Aufgaben beschränken sich darauf, Festtage auszurufen, Gebäude einzuweihen und bei Taufen und Hochzeiten seinen Segen zu sprechen. Ansonsten sitzt er in seinem Palast, wedelt mit dem Zepter und schikaniert seine Untergebenen. Kein Mann, mit dem man längere Zeit zusammen sein möchte.«
    »Noch mal zurück zu diesen Kreaturen …«
    »Niemand weiß genau, wie sie aussehen«, sagte Poortvliet. »Es heißt, sie kämen in tiefster Nacht und könnten sich absolut unsichtbar machen. Man fände kaum Spuren oder sonstige Zeichen ihrer Anwesenheit. Es gibt auch keinen Hinweis, wohin die entführten Menschen gebracht werden. Aber dazu kann Ihnen Ihr Kollege Lilienkron sicher mehr sagen. Er hatte Kontakt zu diesen Wesen.«
    »Nur sehr vagen«, entgegnete der Gelehrte. »Es war zu nebelig, um genau sagen zu können, wie sie aussahen. Alles, was ich weiß, ist, dass sie recht groß sind, rote Augen und Hörner besitzen. Und dass sie aus der Erde kommen und durch irgendwelche Treppen oder Stollen an die Oberfläche gelangen.«
    »Das ist äußerst beunruhigend«, erwiderte Poortvliet. »Es gibt da eine Sache, die ich Ihnen gerne zeigen möchte.« Er griff in die Schublade und holte einen schwarzen Stein heraus. Humboldt nahm ihn in die Hand und drehte und wendete ihn hin und her. »Was ist das?«
    »Das ist alles, was von diesen Angriffen zurückbleibt. Die Wesen hinterlassen keine Fußspuren oder andere Abdrücke, nur diese Steine. Manche sind rund, manche eckig, die meisten so klein wie Schuppen.«
    Humboldt rieb mit dem Daumen darüber. Feine schwarze Splitter lösten sich ab und rieselten auf den Tisch. »Vulkangestein«, sagte er. »Schwarze Schlacke mit Einsprengseln von Glimmer. Sieht frisch aus.«
    »Geben Sie mal her.« Lilienkron schnappte nach dem Brocken und hielt ihn sich dicht vor die Augen. Charlotte bemerkte, dass seine Hände zitterten. »Ja«, flüsterte er. »Ich kenne diese Steine. Sie waren auch in dem Graben nahe des Bromo.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte Humboldt. »Diese Steine sind überall dort zu finden, wo Vulkane sind. Sie werden bei Explosionen ausgestoßen und fliegen oft kilometerweit. Als Beweis für irgendwelche unterirdischen Kreaturen kann ich sie leider nicht gelten lassen.«
    »Sie haben ja keine Ahnung«, stieß Lilienkron auf einmal hervor. »Sie sind nicht vulkanischen Ursprungs. Es sind Bruchstücke dieser … dieser Kreaturen. Zuerst kann man sie nicht von Felsen unterscheiden. Ihre Haut ist grau. Doch wenn sie sich bewegen, dann knacken und knirschen sie wie ein Mahlwerk. Ich sage Ihnen, das hier ist einer von ihnen. Ein Teufelsstein.« Er schob das Stück weit von sich.
    Charlotte nahm ihn an sich und untersuchte ihn. Es stimmte: Auf den ersten Blick war er nicht von einem normalen Schlackebrocken zu unterscheiden. Humboldt bewahrte einige Exemplare oben auf seinem Dachboden auf. Ihnen allen war gemein, dass sie rau, scharfkantig und recht porös waren. In manchen waren kleine glitzernde Einschlüsse zu finden, und wenn man seine Nase daran hielt, konnte man einen schwachen Schwefelgeruch erahnen. Plötzlich entdeckte sie etwas.
    »Sieh mal, Onkel.« Sie deutete auf eine Stelle, die ungewöhnlich glatt und eben war. »Was ist denn das hier? Kannst du dieses feine Muster erkennen? Sieht aus wie ein Abdruck.«
    »Zeig mal her.« Humboldt setzte seine Brille ab und inspizierte den Brocken ein zweites Mal. Eine Weile schwieg er,

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