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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Humboldt deutete auf die Strickleiter.
    In Poortvliets Augen lag ein wehmütiger Ausdruck. »Ein andermal vielleicht. Leider erlaubt mir mein Terminplan keine Sonderausflüge, mögen sie auch noch so verlockend sein.« Er wandte sich wieder seinen Gästen zu. »Sie müssen müde sein. Darf ich Ihnen Ihre Quartiere zeigen? Ich habe mir erlaubt, Sie in einem unserer besten Hotels unterzubringen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Humboldt, »doch wir würden gerne an Bord unseres Schiffes bleiben. Ich glaube, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir so schnell wie möglich mit unserer Arbeit beginnen sollten. Zum Schlafen und Nichtstun hatten wir während der vergangenen Woche genug Zeit. Die Nachricht von Professor Lilienkron war im höchsten Maße besorgniserregend. Es drängt uns, mehr über das Geheimnis dieser Insel zu erfahren.«
    Poortvliets Blick wirkte leicht belustigt. »Gilt das auch für die Damen?«
    Eliza warf Humboldt einen vorwurfsvollen Blick zu. »Nicht unbedingt. Im Gegensatz zu den Herren wissen wir einen gewissen Luxus durchaus zu schätzen. Aber um des lieben Friedens willen werden wir uns Carl Friedrichs Empfehlung anschließen.«
    »Und ich darf Sie nicht mal zu einem Frühstück einladen?«
    »Also gegen ein Frühstück ist nichts einzuwenden«, sagte Humboldt. »Um ehrlich zu sein, das trockene Brot und die Konserven hängen mir zum Hals raus.«
    »Nun, wenn das so ist, dann fahren wir ins Stadhuis. Meine Leute werden solange Ihr Schiff bewachen und dafür sorgen, dass kein Unbefugter ihm zu nahe kommt. Bitte folgen Sie mir.«
    Ehe sie sich’s versahen, saßen sie dicht zusammengedrängt in der Kutsche des Gouverneurs und ließen sich in Richtung Innenstadt chauffieren.

 
15
     
     
    Das Stadhuis war ein doppelstöckiger Holzbau im Kolonialstil, das inmitten eines weitläufigen Parks lag. Die Anlage mit ihren tropischen Bäumen und farbigen Blüten wirkte wie ein Garten Eden. Betörende Aromen umschmeichelten Charlottes Nase und die Gesänge der Vögel klangen seltsam exotisch.
    Das Gebäude war weiß gestrichen und mit roten Dachschindeln gedeckt und verfügte über einen eigenen Glockenturm. An seiner Spitze wehten zwei Flaggen: die des niederländischen Königshauses und eine, auf der die Buchstaben V.O.C. zu lesen waren. Charlotte deutete darauf. »Was bedeutet dieses Symbol?«
    »Das ist das Symbol der niederländischen Ostindien-Kompanie, der Vereenigde Oostindische Compagnie«, erwiderte Poortvliet. »Ein mächtiger Zusammenschluss niederländischer Kaufmannskompanien mit dem Ziel, mögliche Konkurrenten auszuschließen. Ihre Stärke beruhte auf der Kontrolle der Gewürzrouten von Indien nach Europa. Die Compagnie besaß während ihrer Blütephase viertausendsiebenhundert Schiffe, wurde aber nach dem vierten englisch-niederländischen Krieg 1798 aufgelöst. Ein Teil des Rathauses ist deshalb zu einem Museum umfunktioniert worden.«
    Charlotte verfolgte mit gespannter Erwartung, wie der Diener die Kutsche vor das Gebäude lenkte. Beim Aussteigen reichte er ihr die Hand. Lena schien keinen Schritt von Oskars Seite weichen zu wollen. Sie hielt sich in seiner Nähe auf, als wäre sie an ihm festgewachsen, strich sich alle naslang durchs Haar und ließ ihr glockenhelles Lachen erklingen, sobald Oskar etwas sagte.
    Musste sie Lena als Nebenbuhlerin ernst nehmen? Lena war ein Sturkopf, aber Charlotte hätte niemals damit gerechnet, dass sie sich dermaßen ins Zeug legen würde. Und Oskar? War er so unsicher, dass er sich gegen Lenas Annäherungsversuche nicht zur Wehr setzen konnte, oder gefiel ihm dieses Spiel am Ende gar?
    Ein beunruhigender Gedanke stahl sich in ihren Kopf. Was, wenn Lena mit dieser Strategie Erfolg hatte? Jeder Mann hatte irgendwo einen schwachen Punkt. Vielleicht hatte Lena Oskars gefunden.
    Charlotte spürte, wie ihr alter Stolz wieder durchkam. Wer war sie, dass sie sich dazu herabließ, dieses peinliche Spiel mitzuspielen? Wenn Oskar etwas für Lena empfand, dann war das halt so. Dann sollten er und seine alte Freundin doch glücklich werden oder bleiben, wo der Pfeffer wächst. Er würde schon sehen, was er davon hatte. In ein paar Wochen würde sich Lena wieder neu verlieben und er wäre dann wieder allein. Und ob sie, Charlotte, ihn dann noch wollte, das stand in den Sternen.
    Poortvliet führte sie eine breite Holztreppe hinauf in den ersten Stock. »Marten, wir hätten gerne etwas Kaffee, ein paar Gläser mit Wasser und Saft und anschließend

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