Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
schwer zu erkennen. Dichter Nebel quoll aus dem Graben und stieg in Schleiern in die Höhe.
    »Eigenartig«, murmelte Oskar. »Dieser Dunst. War er am Tag ihrer Begegnung auch so dicht?«
    Lilienkron nickte. »Das war der Grund, warum ich das Wesen nicht genau erkennen konnte. Da unten konnte man die Hand nicht vor Augen sehen. Und von einem zum anderen Moment stand dieses Ding vor mir.«
    »Dieser Nebel ist wirklich ungewöhnlich.« Humboldt versuchte den Dunst mit seinem Fernrohr zu durchdringen, schien aber nichts entdecken zu können. »Könnten Schwefeldämpfe sein, wobei die eigentlich stärker riechen müssten.«
    Lilienkron schüttelte den Kopf. »Kein Schwefel, nein. Und wenn, dann höchstens ein bisschen. Sie werden einen zarten Geruch nach faulen Eiern bemerken, doch für richtige Schwefeldämpfe ist der zu schwach.«
    »Sie sagten, das Wesen hätte ausgesehen wie ein Stein«, sagte Humboldt. »Wie können Sie sicher sein, dass es kein Stein war?«
    »Weil es sich bewegt hat, wie oft soll ich das denn noch erzählen? Es sah aus wie ein großer Felsbrocken, dann richtete es sich auf und kam auf mich zu.«
    »Und Sie sind sicher, dass dieser Nebel keine bewusstseinstrübende Wirkung hat? Manche Gase rufen Halluzinationen hervor.«
    »Und was hat mich dann angefallen und verletzt? Der Pfeil, den Sie gesehen haben, war das auch eine Halluzination? Ich kann nicht glauben, dass Sie immer noch zweifeln. Nach allem, was sie gehört haben.«
    »Ich bilde mir immer gerne selbst meine Meinung. Deshalb bin ich so erfolgreich in meiner Arbeit.« Humboldt setzte das Fernrohr wieder ab. »Ich kann nichts erkennen. Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als runter zu klettern und selbst nachzusehen. Schwärmt aus und sucht eine Stelle, an der wir gefahrlos hinunterkommen.«
    Lilienkron zuckte zusammen. »Ich dachte, wir wollten kurz die Lage eruieren und dann zurückkehren.«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Sie sprachen von einem Eingang?«
    Der Gelehrte zögerte. Sein Verhalten wunderte Oskar, schließlich hatte er immer den Eindruck vermittelt, als könne er es gar nicht abwarten, endlich wieder hierher zurückzukehren.
    »Ja«, sagte er leise. »Das habe ich. Er muss irgendwo da vorne liegen. Aber ich rate dringend davon ab, dort hinunterzusteigen. Wir haben doch überhaupt keine Ausrüstung dabei.«
    »Jetzt, wo wir schon mal hier sind, können wir auch einen Blick riskieren«, entgegnete Humboldt. »Bei allem Respekt, Professor, aber ich bin immer noch nicht ganz überzeugt, dass an der Geschichte von den Steinernen etwas dran ist. Ich weiß, dass Ihnen das nicht schmeckt, aber Skepsis gehört nun mal zum Geschäft. Damit will ich nicht andeuten, dass Sie nicht tatsächlich eine unheimliche Begegnung hatten. Ich bezweifele nur, dass wir es mit übernatürlichen Phänomenen zu tun haben. Alles, was wir bisher haben, sind ein paar Bruchstücke, die sich aber auch anders erklären ließen. Um zu glauben, dass es die Steinernen wirklich gibt, muss ich sie mit eigenen Augen sehen.«
    »Na schön«, sagte Lilienkron. »Wenn Sie wirklich da runterwollen, dann sollten wir uns beeilen. Die Sonne geht früh unter in diesen Breiten. Und bei Dunkelheit kommen sie aus ihren Löchern.« Er richtete seine Mütze auf, schulterte sein Gewehr und machte sich auf den Weg nach unten. Oskar schaute ihm verwundert hinterher. Was führte dieser kauzige Professor nur im Schilde?
     

     
    Dimal und die Treiber blieben oben bei den Elefanten, während die Abenteurer den Weg in die Tiefe antraten. Die Elefanten wirkten nervös. Sie schwenkten ihre Köpfe und scharrten mit den Füßen. Tiere hatten ein instinktives Gespür für Gefahr und zeigten es deutlich, wenn etwas nicht stimmte. Mit einem klammen Gefühl in der Magengrube schlitterte Oskar den Abhang hinunter.
    Der Graben war tiefer als vermutet. Dreißig Meter, vielleicht mehr, so genau ließ sich das bei dem dichten Nebel nicht sagen. Es war, als würde man in trübes Wasser springen. Die Luftfeuchtigkeit stieg schlagartig an und die Geräusche verstummten. Oskar spürte, wie eine Gänsehaut seine Arme emporkroch. Endlich erreichten sie den Boden.
    Lilienkron, Lena und Charlotte standen beisammen wie eine Herde verängstigter Schafe. Oskar war froh, dass Wilma in seiner Umhängetasche saß, so war er wenigstens nicht allein.
    Humboldt prüfte das Sicherheitsschloss seiner Armbrust.
    »Dann los, meine Freunde. Und dicht beisammenbleiben. Ich will nicht, dass mir jemand in

Weitere Kostenlose Bücher