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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verdammt schwer. Mit brennenden Augen starrte er in den orange-roten Himmel hinauf. Wohin hatten sie Lena gebracht? Würde er sie jemals wiedersehen?
    Ihm schwirrte der Kopf. Gerade wollte er sich auf die Seite drehen, als er ein merkwürdiges Scharren vernahm. Ein beharrliches Kratzen und Schnüffeln. Wie von einem kleinen Tier.
    Misstrauisch hob er den Kopf. Es kam von einem Stein, ein paar Meter entfernt. Wilma konnte es nicht sein, die schlief tief und fest in Elizas Armbeuge.
    Unter Stöhnen richtete er sich auf. Hinter einem der größeren Felsbrocken war eine Bewegung zu sehen.
    Langsam griff er nach Lilienkrons Gewehr. Der Geologe schlief tief und fest. Er würde den Verlust nicht bemerken.
    Das Wesen kratzte und grunzte.
    Oskar rutschte ein wenig näher. Dort, wo das Geräusch herkam, ragte ein grauer Rückenpanzer aus dem Sand. Nun, eigentlich nur die Hälfte eines Rückenpanzers, die andere Hälfte befand sich unter dem Stein. Sechs kräftige, borstig aussehende Beine schleuderten Sand in die Luft. Die Kreatur war so beschäftigt, dass sie Oskar gar nicht bemerkte.
    Er griff nach einem Kiesel und warf ihn nach dem Tier.
    Knack, prallte der Stein vom Rückenpanzer ab.
    Schnell wie der Blitz schoss das Geschöpf unter dem Stein hervor. Ein wütendes Zischen drang aus dem Panzer. Jetzt konnte Oskar es besser sehen. Es sah aus wie eine Kellerassel, nur dass es viel größer war und weniger Beine besaß. Vorne hatte es zwei kräftige Beißwerkzeuge und rechts und links davon etliche dunkle Augen, die es bösartig auf Oskar richtete.
    Oskar zuckte zusammen. Das Geschöpf erinnerte ihn fatal an die Riesenschrecken, gegen die sie in Peru kämpfen mussten. Er hätte nie gedacht, dass auf der Welt noch eine weitere Art so großer Insekten existierte. Aber eines stand fest: es war ein Tier und wie alle Tiere musste es irgendwann trinken.
    Oskar erinnerte sich, dass er vor einiger Zeit mal einen von Humboldts vielen Reiseberichten gelesen hatte. Sein Vater beschrieb, wie die Buschmänner der Kalahari es anstellten, Wasserlöcher zu finden. Sie fingen einen Pavian und fütterten ihn mit Salz. Wenn das Tier dann durstig wurde, banden sie es los und ließen es laufen. Affen wissen immer, wo sie Wasser finden, sie können es riechen. Genauso wie viele andere Tiere. Ob diese Kellerassel wohl auch …?
    Oskar sah sich um. Er hatte zwar kein Salz, aber vielleicht konnte er improvisieren.
    Vorsichtig griff er nach der Provianttasche. Er erinnerte sich an die höllisch scharfen Reiskekse, die Dimal ihnen mitgegeben hatte. Sie alle hatten davon probiert und mit Tränen in den Augen beschlossen, sie nur zu essen, wenn gar nichts anderes mehr vorhanden war. Nicht mal Wilma, die sonst alles fraß, konnte ihnen etwas abgewinnen. Aber vielleicht mochte der kleine Wühler sie ja.
    Oskar kramte in der Tasche und fand die Tüte. Mit den Fingerspitzen fischte er drei der Kekse heraus, zerbröselte sie und warf sie der komischen Kreatur zu. Das Insekt, oder was immer es war, beäugte die Nahrung. Offenbar wusste es nicht, was es von der fremden Kost halten sollte. Endlich beugte es sich vor, packte ein Stück und schaufelte es in sein Maul. Oskar konnte hören, wie seine Kauwerkzeuge die Nahrung zermalmten. Kaum war es mit dem einen Stück fertig, griff es nach dem nächsten. Es schien ihm zu schmecken. Oskar, der eine eindeutigere Reaktion erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Dieses Wesen schien einen Magen aus Leder zu besitzen. Rasch holte Oskar weitere Kekse heraus und warf sie rüber, diesmal unzerkleinert. Knurpsend und knirschend verputzte das Wesen einen nach dem anderen. Erst als es den fünften Keks zermahlen hatte, hielt es inne. Es erstarrte von einer auf die andere Sekunde, den Kopf seltsam in die Höhe gereckt, als würde es lauschen. Dann, mit einem Mal, sprang es hoch, drehte sich ein paarmal unkontrolliert im Kreis und schoss dann direkt auf Oskar zu. Entsetzt ließ sich dieser zur Seite fallen. Er rechnete damit, dass das Wesen sich auf ihn stürzen und ihn beißen würde, doch nichts davon geschah. Es rannte einfach mit einem jammervollen Quieken an ihm vorbei, direkt auf den Trompetenbaum zu. Oskar dachte zuerst, es wolle sich dort verstecken, doch dann sah er, wie es anfing, die lederne Außenhaut des Baumes mit seinen Beißwerkzeugen zu traktieren. Binnen kurzer Zeit hatte es ein beträchtliches Stück herausgebissen, sodass ein kleiner Hohlraum entstanden war. Oskar sah fasziniert zu, wie die Kreatur sich immer

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