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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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man ins Innere reisen könne. Er behauptete, dort befände sich eine kleine Sonne, die den Bewohnern Wärme und Licht spende.«
    »Und was sollte die Menschen dort daran hindern, ins Innere zu stürzen und in der Sonne zu verglühen?«
    »Die Zentrifugalkraft. Symmes glaubte, das Leben im Inneren der Erde würde sich wie auf der Innenseite einer schnell rotierenden Kugel abspielen. So wie Wasser, das gegen die Ränder des Glases gedrückt wird, wenn man es in Drehung versetzt. Symmes kam auf die Idee, als er einen Globus aufschnitt. Er füllte ihn mit zwanzig Litern Gips und ließ ihn während des Erstarrungsprozesses rotieren. Das Ergebnis war überraschend. Das Gips hatte sich an den Außenseiten abgelagert und in der Mitte einen Hohlraum gebildet.«
    »Nun stehen wir aber nicht auf dem Kopf«, sagte Charlotte. »Zumindest habe ich das mit dem Gravimeter so verstanden. Der Erdkern ist immer noch unter unseren Füßen. Es muss also einen anderen Grund für diesen Hohlraum geben.«
    »Eine leere Magmakammer«, sagte Lilienkron, der sich zurückfallen ließ, um dem Gespräch beizuwohnen.
    »Und wohin ist die Lava verschwunden?«
    »Nach oben.« Lilienkron deutete mit dem Finger hinauf. »Habt ihr vergessen, dass wir direkt unterhalb einiger der aktivsten Vulkane der Welt stehen? Java ist eine Vulkaninsel. So wie viele andere Vulkaninseln auch ist sie irgendwann aus dem Meer gewachsen, wurde größer und größer und erkaltete schließlich. Das Material, aus dem sie besteht, muss irgendwo hergekommen sein.«
    »Sie meinen, wir stehen in dem Hohlraum, in dem sich einst Java befunden hat?«, mischte sich nun auch Humboldt mit ein. »Sie müssten sich mal hören. Das ist absurd, nein, es ist …«
    »Lächerlich?« Lilienkron lächelte. »So wie Ihre Theorie von der Kontinentalverschiebung? Geben Sie es zu, Humboldt, inmitten dieser Umgebung gehen Ihnen langsam die Argumente aus. Wir neigen beide zu extremen Ansichten. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.«
    Humboldt rang nach Worten, dann schüttelte er den Kopf. »Zugegeben«, gestand er. »Im Moment fällt mir auch nichts Besseres ein. Wir benötigen einfach mehr Informationen.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, werter Kollege. Und ich freue mich, in diesen wichtigen Fragen einen so kompetenten Kollegen an meiner Seite zu wissen. Doch zunächst mal müssen wir an das Naheliegende denken. Wir benötigen Wasser. Unsere Vorräte neigen sich dem Ende zu und die Temperaturen hier unten lassen uns rapide austrocknen. Hat irgendjemand eine Idee, wo wir danach suchen könnten?«
    Humboldt verneinte. Auch Oskar wusste keinen Rat. Er hatte sich bereits umgesehen, hatte Steine umgedreht und in Erdspalten geschaut, aber da war nichts. Nicht der kleinste Hinweis auf Feuchtigkeit. Dieser Ort war trockener als die trockenste Wüste der Erde.
    »Na ja, macht nichts«, sagte Eliza. »Irgendwo werden wir schon welches finden. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben und müssen einfach die Augen weiter aufhalten. Wenn es dunkel wird, kühlt es ja auch hoffentlich ein wenig ab.«
     

     
    Es wurde nicht dunkler.
    Und kühler wurde es auch nicht.
    Wie Insekten, gefangen unter dem Beobachtungsglas eines wahnsinnigen Riesen, stolperten sie müde durch die schier endlose Wüste.
    »Können wir nicht mal eine Pause machen?«, keuchte Charlotte nach einer Weile. »Bitte. Ich brauche Schlaf, und Durst habe ich auch.« Sie wirkte wie ein Häuflein Elend.
    Humboldt schaute sich um. »Gut, machen wir eine Rast. Dort drüben, unter dem Trompetenbaum, scheint es ein wenig Schatten zu geben. Vielleicht finden wir dort Wasser. Immerhin muss diese Pflanze ja von irgendetwas leben.«
    Müde schleppten sie sich in Richtung des seltsamen Gewächses und ließen sich in den heißen Sand sinken. Sie waren am Ende ihrer Kräfte.
    »Ruht euch aus«, sagte Humboldt. »Ich werde derweil die Umgebung erkunden. Vielleicht habe ich Glück und finde irgendwo eine Quelle.« So sehr er sich auch um Optimismus bemühte, Oskar sah ihm an, dass er selbst nicht daran glaubte. Doch was sein Vater glaubte oder nicht, war ihm in diesem Moment egal. Er brauchte eine Rast. Dringender als alles andere.
    Kaum hatten sie sich an den ledernen Stamm der Wüstenpflanze gelehnt, als er auch schon spürte, wie eine bleierne Müdigkeit über ihn hereinbrach. Lilienkron, Eliza und Charlotte waren umgehend in einen ohnmächtigen Schlummer gefallen. Oskar versuchte die Augen noch ein wenig offen zu halten, doch es war

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