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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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in Nase, Mund und Augen zu dringen. Die Sicht war auf unter fünfzig Meter abgesunken. Humboldt zog seinen Kompass heraus, steckte ihn aber nach kurzer Zeit wieder weg. Es war sinnlos. Die magnetischen Strömungen beeinträchtigten die Messinstrumente. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als sich auf ihren Instinkt zu verlassen.
    Der Wind nahm zu. Immer heftiger wehten die roten Schleier über den Boden. Schon bald waren sämtliche Fußabdrücke verschwunden. Die mannsgroßen Felsen verschwanden hinter einer Wand aus Dunst.
    »Kommt«, rief Humboldt ihnen zu. »Wir müssen raus aus diesem Sturm.«
    »Wo kommt dieser Wind eigentlich her«, rief Charlotte. »Ich dachte, wir befänden uns in einer Höhle.«
    »Das stimmt«, entgegnete Lilienkron. »Aber vermutlich ist diese Höhle viel größer, als wir ahnen. Vielleicht ist es sogar ein ganzes System. Erinnert euch, was Dimal uns erzählt hat: dass es Öffnungen in der Erdoberfläche gibt, aus denen heißer Wind weht. Möglicherweise ist dieses Gewölbe so riesig, dass sich ein unabhängiges Klima darin gebildet hat. Wind, Wolken, vielleicht sogar Niederschläge.«
    Oskar versuchte sich vorzustellen, wie groß ein Raum wohl sein musste, damit sich ein eigenes Wettergeschehen darin bilden konnte. Aber er kam zu keinem Ergebnis. Der Gedanke sprengte sein Vorstellungsvermögen.
    In eben diesem Moment bemerkte er aus dem Augenwinkel einen Schatten, der seitlich von ihm durch den Sturm glitt. Zuerst dachte er, er habe sich getäuscht und es wäre nur ein weiterer Felsen, dann aber sah er ganz deutlich, wie sich dieses Ding bewegte.
    Wie angewurzelt blieb er stehen. »Sofort stehen bleiben«, rief er. »Alle.«
    »Was ist denn los?«, rief Humboldt.
    Oskar deutete auf den komischen Felsen.
    »Was denn?« Lilienkron sah mit seiner Mütze und dem Taschentuch vor dem Mund aus wie ein vermummter Tuareg.
    In diesem Moment fing der Boden unter ihren Füßen an zu vibrieren. Das, was sie für einen Felsen gehalten hatten, zitterte, dann verschwand es im Boden. Wo eben noch der mannshohe Zacken gewesen war, klaffte jetzt nur noch ein Loch, an dessen Rändern der Sand nachrutschte.
    »Was war das?« Charlotte schaute besorgt in den Trichter.
    Oskar spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. »Keine Ahnung«, erwiderte er. »Zuerst dachte ich, es wäre nur ein Stein, aber dann …«
    »Vielleicht Treibsand«, schlug Lilienkron vor.
    »Lauft«, befahl Humboldt. Sein Gesicht wirkte ernst. »Nehmt die Beine in die Hand und rennt, so schnell ihr könnt.« Er packte Elizas Hand und wandte sich nach rechts.
    »Aber …« Oskar wollte schon zu bedenken geben, dass sie den eingeschlagenen Weg nicht verlassen sollten, als der Boden erneut bebte. Stärker als zuvor. Eine Welle erschien unter dem Sand. Sie war riesig und sie bewegte sich genau auf sie zu.
    Oskar stieß einen Schrei aus und rannte hinter seinen Freunden her. Was immer sich da unten bewegte, es war groß.
    Verdammt groß.
    Er versuchte, den Anschluss nicht zu verlieren, doch das war leichter gesagt als getan. Der Sand rutschte unter seinen Füßen weg und behinderte sein Vorwärtskommen. Es war wie in einem dieser verflixten Träume, in denen man immer festzustecken schien.
    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Das Blut pochte in seinen Ohren. Bereits nach wenigen Metern war er schweißgebadet. Es war abzusehen, dass er das Tempo nicht mehr lange würde durchhalten können.
    Aus einem reinen Reflex heraus, und weil er hoffte, das Ding unter dem Sand vielleicht doch abgehängt zu haben, warf er einen kurzen Blick über die Schulter. Ein Fehler, den er bereuen sollte.
    Es war ein Fisch. Eine Art Hai oder so etwas. Aber was war das für ein Hai, der im Sand lebte? Das Ding, das er anfangs für einen Felsen gehalten hatte, schien in Wirklichkeit eine Rückenflosse zu sein. Alleine sie maß schon über zwei Meter. Überschlug man das auf die gesamte Länge, so musste das Vieh mindestens fünfzehn Meter lang sein. Seine Haut war ledern und von gelbbrauner Farbe. Sie war überzogen mit einem wirren Muster rötlicher Linien, die eine perfekte Tarnung boten und es dem Betrachter schwer machten zu sagen, wo das Tier anfing und wo es endete. Eines aber war sicher: Das Maul maß über drei Meter und spaltete den gewaltigen Schädel in zwei Hälften. Besetzt mit mehreren Reihen nadelspitzer Zähne, ließ es keinen Zweifel aufkommen, dass sie es mit einem gnadenlosen Jäger zu tun hatten. Ob das Wesen Augen besaß, konnte

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