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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ausgebrochen.
    Ein paar Meter weiter saß Humboldt. Er hatte ein Blatt Papier auf dem Schoß, einen Stift und seine Uhr in der Hand und sah aus, als würde er schreiben. Seine Augen waren jedoch fest geschlossen, sein Kopf leicht zur Seite geneigt. Eliza lächelte. Er war eingenickt, der Arme.
    Sie wollte gerade zu ihm herübergehen, als ein überwältigendes Gefühl von Gefahr über sie hereinbrandete. Es war, als stünde sie an einem Strand und musste hilflos mitansehen, wie eine riesige Welle auf sie zugerollt kam.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen.
    Irgendetwas war in dieser Höhle. Irgendetwas in ihrem Rücken.
    Sie wirbelte herum.
    Das Geschöpf stand etwa fünfzig Meter entfernt. Schlank, groß, mit gebeugtem Rücken und spiralförmig gedrehten Hörnern.
    Ein Steinerner.
    Er stand einfach nur da und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Wie hatte er ihre Spur gefunden? War es ein Zufall? Er sah nicht aus wie ein Sklaventreiber. Vielleicht ein Jäger.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung lockerte das Wesen den Griff seines Schwertes und zog eine dunkelblau schimmernde Klinge aus der Scheide.
    Ein Schrei entrang sich Elizas Kehle. »Wacht auf!«
    »Was ist denn los?«, hörte sie Lilienkron murmeln. »Ist das in dieser Familie so üblich, dass man andauernd aus dem Schlaf gerissen wird?«
    »Kommt alle her, schnell. Wir … wir werden angegriffen.«
    Die Nachricht zeigte sofort Wirkung. Humboldt zuckte hoch, ließ Papier und Stift fallen und griff nach seiner Armbrust. Lilienkron kam mit seinem Gewehr aus der Behausung gekrochen und jetzt waren auch Charlotte, Wilma und Oskar da. Ihnen allen stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Doch der Anblick, der sich ihnen bot, ließ sie augenblicklich wach werden.

 
39
     
     
    Misstrauisch äugte das fremde Wesen vom einen zum anderen. Oskar sah, dass seine schuppige Haut von zahlreichen Narben durchkreuzt wurde. Felle und Tierhäute hingen zu einem Bündel verknäult über seiner Schulter. An seinem Gürtel baumelten Tierknochen und kleine Schädel. Abgesehen von einigen Messern hingen dort auch Schlingen und Schnappfallen. Unverdrossen kam es weiter auf sie zu, seine Klinge in Vorhaltestellung.
    »Halt«, rief Humboldt und hob seine Hand. »Keinen Schritt weiter.«
    Das Wesen schien keine Angst zu haben, im Gegenteil. Wütend bleckte es die Zähne und stieß dabei ein Zischen aus.
    Ehe Humboldt seine Armbrust heben konnte, holte es mit seinem Schwert aus und schlug ihm die Waffe aus der Hand. In hohem Bogen flog sie durch die Luft und landete seitlich im Gebüsch. Humboldt duckte sich blitzschnell. Gerade noch rechtzeitig, denn schon fegte ein zweiter Streich dicht über seinen Kopf hinweg. Das Schwert verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter und erzeugte dabei ein unheilvolles, sausendes Geräusch. Blitzschnell zog Humboldt sein Rapier aus dem Gehstock und schlug damit nach dem Arm des Wesens. Die Klinge prallte von der schuppigen Haut ab, ohne auch nur die geringste Verletzung zu verursachen. Mit einem Knurren ging das Biest erneut auf den Forscher los. Oskar sah mit Schrecken, dass Humboldt dem neuen Hieb wohl kaum würde ausweichen können. Ehe der tödliche Schlag fiel, ertönte ein Krachen. Das Wesen wurde einen halben Meter zurückgeschleudert. Verblüfft ließ es sein Schwert sinken. Rauch stieg aus Lilienkrons Gewehr auf. Der Gelehrte riss den Repetierhebel nach hinten und eine Patronenhülse wurde ausgeworfen. Der Angreifer blickte nach unten, doch die Kugel war von seiner schuppigen Haut einfach abgeprallt.
    Ein weißer Fleck war auf seiner Brust entstanden. Es sah aus, als ob man mit einem Hammer auf Stein geschlagen hätte.
    Mit wütendem Gebrüll stürzte sich das Wesen auf den Gelehrten. Lilienkron versuchte noch einmal anzulegen, doch er war zu langsam. Der Angreifer erreichte ihn, ehe er abdrücken konnte. Der Lauf wurde hochgerissen, ein Schuss löste sich, prallte gegen einen in der Nähe liegenden Stein und sirrte als Querschläger über ihre Köpfe. Lilienkron taumelte und prallte dabei gegen Oskar, der unglücklich über seine Lampe stolperte. Sofort war der Steinerne über ihm. Zwei Meter groß, breit wie ein Schrank und gefährlich wie ein tollwütiger Bär.
    Schützend schlug Oskar die Arme vors Gesicht. In diesem Moment löste sich ein Blitz aus der Lampe. Blendend weißes Licht zuckte durch die Höhle und ließ die Konturen der Felsen hervortreten. Oskar hatte das Gefühl, als wäre ein Stern explodiert. Im selben Augenblick spürte er, wie

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