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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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aus.«
    »Dann haltet jetzt besser den Mund«, knurrte der Forscher und band sie alle mit einem Strick zusammen. »Je schneller ihr lauft, desto weniger Peitschenhiebe muss ich euch verpassen. Denkt dran, ich bin jetzt der Meister.«
    Alle lachten schallend.

 
40
     
     
    Die Patrouille tauchte wie aus dem Nichts auf. Eben noch war da nur roter Sand gewesen, plötzlich sahen sich Oskar und seine Freunde einer großen Gruppe von Teufelsmenschen gegenüber, die von einer Riesenechse begleitet wurden. Das Tier wurde von einem Krieger mit mächtigen Schulterplatten und einer gefährlich aussehenden Lanze geritten. Vielleicht ein Ritter oder ein Adeliger, wenn es so etwas bei den Steinernen gab.
    Die Gruppe kam genau auf sie zu. Humboldt korrigierte unauffällig ihre Marschrichtung, sodass sich der Abstand etwas vergrößerte. Trotzdem ließ sich abschätzen, dass es weniger als zehn Meter sein würden, in denen sie aneinander vorbeigingen. Oskar empfand das als viel zu nah. Gewiss, der Wind und der Sand trübten die Sicht, doch ob sich die Soldaten davon täuschen lassen würden, blieb abzuwarten.
    »Senkt eure Köpfe«, zischte Humboldt. »Verhaltet euch wie Sklaven. Stöhnt, jammert, schaut zu Boden. Und unter keinen Umständen dürft ihr einem von ihnen in die Augen sehen. Im Steinbruch habe ich erlebt, dass das als große Respektlosigkeit empfunden wird. Und nehmt es mir nicht übel, wenn ich euch eins mit der Peitsche überziehe. Es dient nur zu eurer Sicherheit.«
    Lilienkron murmelte etwas, das wie Besten Dank klang, wagte aber nicht, seine Stimme zu erheben. Dafür waren die Krieger schon viel zu nah. Alles hing jetzt von ihrer Schauspielkunst ab.
    Humboldt ließ die Peitsche knallen und stieß einen Ruf aus, der den Lauten der Steinernen ähnlich war. Das Wurzelgeflecht peitschte über Oskars schweißnasse Haut.
    Noch etwa dreißig Meter. Metallisches Scheppern drang an seine Ohren. Die Kreaturen waren bis an die Zähne bewaffnet. Manche von ihnen trugen Schuppenpanzer und Rückenschilde, die aus den Schalen irgendwelcher Tiere gefertigt waren. Die Schwerter und Keulen waren mit Knochen verziert.
    Oskar tastete nach seiner Lampe. Er bezweifelte, dass sie im Notfall viel ausrichten würden. Einmal ausgelöst, benötigten sie etwa drei Minuten, um wieder voll aufgeladen zu sein. Viel zu lang, um einen gezielten Angriff durchzuführen. Und ob diese Echse auf das Licht reagierte, war ebenso fraglich.
    Zum ersten Mal war es Oskar möglich, eines dieser Biester aus nächster Nähe zu betrachten. Er meinte, etwas Ähnliches schon mal in einem von Humboldts illustrierten Büchern über die Ur- und Frühgeschichte gesehen zu haben. Drei Hörner, zwei auf der Stirn, eines auf der Nase. Dazu ein knöcherner Nackenschild, der die empfindliche Halsregion schützte. Möglicherweise ein Triceratops, auch wenn die Kopfform nicht übereinstimmte. Seine Schritte ließen den Boden erbeben.
    Wieder knallte die Peitsche. Das Seil verfehlte Oskar nur um Zentimeter. Noch ein wenig näher und es hätte ihm das Ohr abgerissen. Die Kreaturen waren jetzt genau auf ihrer Höhe. Der Reiter hob die Hand zum Gruß. An seiner Lanze baumelten die Schädel erschlagener Tiere. Humboldt grüßte mit der größten Selbstverständlichkeit zurück. Wie er in dieser Situation so ruhig bleiben konnte, war Oskar schleierhaft. Doch offenbar funktionierte es. Die Patrouille ignorierte sie und zog einfach an ihnen vorüber.
    Die Täuschung war gelungen.
    Ohne anzuhalten, gingen sie weiter. So lange, bis von den Kriegern nichts mehr zu sehen war. Dann hielten sie an.
    Humboldt nahm die Maske ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Hände zitterten.
    »Gut gemacht, meine Freunde«, sagte er mit bebender Stimme. »Um ehrlich zu sein, ich habe nicht damit gerechnet, dass unsere Täuschung funktionieren würde. Ihr seid einfach unschlagbar. Danke – jedem von euch. Und jetzt lasst uns weitergehen. Hoffentlich ist Lena noch am Leben.«
     

     
    Lena erwachte aus einem tiefen, bleiernen Schlaf. Sie schlug die Augen auf, nur um festzustellen, dass es doch kein Albtraum gewesen war: die karge Zelle, die harte Holzpritsche, die schrägen Wände – alles so, wie sie es in Erinnerung hatte. Immerhin stand da ein Wasserkrug neben ihrem Bett. Der war vorhin noch nicht da gewesen. Sie setzte ihn an ihre Lippen und trank in tiefen Zügen. Dann stand sie auf. Sie tappte über die warmen Steine zum Fenster und blickte hinaus.
    Ihre Kammer lag in einem der

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