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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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überwältigender Druck auf seiner Brust lastete. Ein Knacken ertönte. Oskar wollte schreien, doch er konnte nicht. Der Steinerne drückte ihn zu Boden.
    Humboldt war der Erste, der bei ihm war. »Beweg dich nicht. Wir versuchen, das Ding von dir runterzubekommen. Eliza, Charlotte, Lilienkron, helft mir mal!«
    Das Biest musste mehr als hundert Kilo wiegen. Nur mit größter Anstrengung bekamen sie den Angreifer zur Seite gerollt. Es gab ein paar Minuten Geschnaufe und Gezerre, dann war Oskar frei. Er tastete sich ab, konnte aber außer ein paar Schürfwunden nichts entdecken.
    Der Steinerne war stocksteif gefroren. Seine Haut war grau und mit einem Netz feiner Risse überzogen. Das seltsame Knacken drang aus seinem Inneren. Es klang, als würde irgendwo ein Mahlwerk arbeiten. Sand rieselte von seiner Oberfläche, während sich überall neue Risse bildeten.
    »Was ist mit ihm los?«, fragte Oskar. »Der sieht ja aus, als wäre er versteinert.«
    »Was mit ihm los ist? Sag du es mir.« Humboldt sah ihn eindringlich an. »Von meiner Warte aus sah es aus, als hättest du einen Blitz auf ihn abgeschossen.«
    »Einen Blitz?« Oskar drückte den Schalter seiner Lampe.
    Sie war leer. »Muss ein Wackelkontakt sein«, sagte er. »Seht ihr? Nichts mehr drin.« Er betätigte den Schalter.
    Humboldt nahm ihm die Lampe ab und drehte ein paarmal die Kurbel. Ein schwaches Glimmen zeigte an, dass die Birne noch funktionierte. »Seltsam«, murmelte er. »Offenbar eine schlagartige Entladung. Ein Kurzschluss vielleicht.« Mit einem Mal blickte er die anderen entgeistert an. »Aber natürlich«, stieß er aus. »Licht. Das ist es. Sie sind empfindlich gegen Licht. Es lässt sie versteinern.«
    Eliza runzelte die Stirn. »Und was ist mit dem Licht draußen in der Höhle?«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Zu schwach. Erinnert euch, wie schwer es uns am Anfang fiel, uns zu orientieren. Dieses dumpfe Orangerot. Aber unsere Augen sind erstaunliche Instrumente, sie sind ungeheuer anpassungsfähig. Es dauert eine Weile, dann können sie selbst unter schlechtesten Lichtverhältnissen sehen. Wenn man uns jetzt dem hellen Sonnenlicht aussetzen würde, wären wir vermutlich alle blind.«
    »Aber natürlich.« Oskar fiel die Begegnung in Porong wieder ein. Der Moment, in dem Humboldts Lampe ihn gerettet hatte. Der Sand, der sich von der Oberfläche des Wesens gelöst hatte – jetzt ergab alles einen Sinn. Auch Lilienkron war auf einmal ganz aufgeregt. »Deswegen konnten sie mich im Tal nicht schnappen. Sie waren zu langsam. Helles Licht macht sie unbeweglich. Das ist der Beweis. Endlich haben wir eine Schwachstelle gefunden.«
    »Schwachstelle hin oder her«, sagte Eliza. »Ich denke, für Freudenausbrüche ist es noch zu früh.« Ihr Blick war fest auf den Teufelsmenschen gerichtet. »Hört ihr das?«
    Alle spitzten die Ohren. Ein dumpfes Grollen stieg aus dem Inneren der versteinerten Kreatur empor. Es klang wie das Echo eines weit entfernten Gewitters. In diesem Moment ging ein Knirschen durch den linken Arm. Sand rieselte zu Boden. Mit Erschrecken sah Oskar, dass sich die Finger bewegten.
    Das Biest lebte!
    Sand und kleinere Gesteinsstücke rieselten zu Boden. Immer größere Teile des Wesens verloren ihre Steinstruktur. Entsetzt wichen die Abenteurer zurück.
    »Die Lampe. Schnell, die Lampe.« Humboldt deutete auf ihr Gepäck. Charlotte lief zu ihren Sachen und holte die zweite Leuchte. Sie war noch voll aufgeladen. Humboldt richtete den Strahl auf die Finger des Wesens. Sofort hörten sie auf, sich zu bewegen.
    »Wie hast du den Blitz ausgelöst?«
    »Keine Ahnung«, sagte Oskar. »Es ging alles so schnell. Ich taumelte zurück und hob meine Arme zum Schutz. Dabei muss ich wohl versehentlich gleichzeitig gegen An- und Ausschalter gekommen sein.«
    »Na schön, ich versuche es. Schließt die Augen.«
    Durch Oskars geschlossene Lider zuckte ein blendend roter Blitz, hell genug, um auch ihn zu blenden. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass ein Zittern die Muskeln des Steinernen durchlief. Hatte er eben noch einem feuchten Klumpen Lehm geähnelt, wirkte er jetzt wieder wie ein verwitterter alter Stein.
    Humboldt nickte grimmig. »Das wird ihn zwar nicht aufhalten«, sagte er, »aber es verschafft uns einen Vorsprung. Es wird ein paar Minuten dauern, bis die Starre von ihm abfällt. Packt eure Sachen und dann nichts wie weg.«
     

     
    Nicht mal fünf Minuten später verließen sie die Höhle und wandten sich nach rechts. Den

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