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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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an der Seite dieses Verbrechers zeigen. Auch über Herrn von Falkenstein habe ich ausgiebige Erkundigungen eingezogen. Ich habe eine lückenlose Dokumentation, wie die Mauser in seinen Besitz gelangt ist und wie viele Personen auf dem Weg dorthin geschmiert werden mussten. Das betrifft dann wiederum Sie, Herr Karrenbauer, denn als Schatzmeister sind Sie ja für die Finanzen zuständig. Und Sie, Herr von Kronstedt, wollten die Pistole dann unauffällig verschwinden lassen und die zuständigen Ermittler bestechen, damit sie auch ja den Mund halten. Nur haben Sie da leider die Rechnung ohne Kommissar Obendorfer gemacht, der die Ermittlungen in diesem Fall betreuen wird. Sie sehen also, jeder von Ihnen ist jetzt in meiner Hand.«
    Â»Ein Grund mehr, Sie umzulegen«, zischte Stangelmeier und hob erneut seine Waffe. »Sie sind dümmer, als ich dachte, dass Sie uns das alles erzählen. Machen Sie sich bereit, ihrem Schöpfer gegenüberzutreten.«
    Humboldt zuckte die Schultern. »Wenn es sein muss, muss es wohl sein. Dürfte ich erfahren, wie viel Uhr wir haben?«
    Stangelmeier glotzte verdutzt. »Wie viel Uhr?«
    Von Kronstedt zog seine Taschenuhr hervor und sagte: »Es ist fünf vor zehn.«
    Â»Warum wollen Sie das wissen?« Stangelmeiers Augen wurden zu Schlitzen.
    Â»Nun, um Punkt elf Uhr heute vormittag werden einige Umschläge von verschiedenen Kurieren zu bestimmten Empfängern in der Stadt gebracht werden. Polizeidienststellen, Verlage, Redaktionen und Tageszeitungen. Glauben Sie mir, es wird einen Skandal geben, wie ihn das Reich noch nicht erlebt hat. Gleich sieben der wichtigsten und hochrangigsten Köpfe der Regierung werden des Hochverrats angeklagt und vor ein Erschießungskommando gestellt. Ihr Besitz und ihre Vermögenswerte werden dem Reich zugeschlagen und das Andenken an Ihre Namen aus sämtlichen Dokumenten und Geschichtsbüchern getilgt. Ihre Familien werden von Glück sagen können, wenn sie sich vor dem Zorn der Justiz rechtzeitig ins Ausland retten können. Ich bin der Einzige, der weiß, wo die Kuverts mit dem kompromittierenden Inhalt liegen und wohin sie gebracht werden. Selbst wenn Sie in dieser Minute anfangen würden, auszuschwärmen und die Transaktion zu stoppen, Sie würden doch nicht alles finden, dafür ist es viel zu gut verstreut.«
    Das darauf folgende Schweigen klang wie Donnerhall in Oskars Ohren. Die Logenbrüder sahen sich an, als hätten sie soeben ihr Todesurteil erhalten.
    Â»Sie bluffen«, sagte Strecker, dessen Kopf die Farbe einer Tomate hatte. »Das ist doch nur ein billiger Trick.«
    Â»Glauben Sie? Na, dann werfen Sie doch mal einen Blick hierauf. Darf ich?« Seine Hand wanderte in die Innentasche seines Mantels. Er holte ein kleines Notizbuch heraus und warf es Strecker vor die Füße. »Ihr privates Tagebuch, wenn ich nicht irre. Darin haben Sie sämtliche Kontaktadressen sowie den Ablauf des Putsches fein säuberlich notiert. Angefangen mit den Vorbereitungen, über die Ermordung des Kaisers, bis hin zu der Machtübernahme durch Ihre neu gegründete Militärregierung. Solche Fotos, Dokumente und Unterlagen habe ich von Ihnen allen. Ihre Häuser sind weit weniger gut gesichert, als man meinen könnte.«
    Strecker betrachtete das Notizbuch mit glasigen Augen. Ganz bleich war er geworden. Seine Lippen murmelten Worte, doch sie waren so leise, dass sie nicht zu hören waren. Stangelmeier hingegen schien immer noch nicht überzeugt. Mit einem laut hörbaren Klicken spannte er den Hahn.
    Humboldt lächelte müde. »Lassen Sie den Quatsch, Stangelmeier. Wenn Sie mich wirklich erschießen wollten, hätten Sie das längst getan.«
    Â»Nimm die Waffe runter, Georg«, sagte Strecker mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. Als der alte Zuchtmeister nicht reagierte, wurde er lauter: »Ich habe gesagt, du sollst die Waffe runternehmen.«
    Â»Er will uns erpressen. Wir müssen ihn loswerden.«
    Statt einer Antwort schlug Strecker ihm die Waffe aus der Hand. Der Schuss knallte durch den Saal. Auf der gegenüberliegenden Seite stob eine Handvoll Putz in die Luft. Die Kugel war mitten in das allsehende Auge eingeschlagen. Wo ursprünglich die Pupille war, klaffte jetzt ein unschönes Loch. Stangelmeier starrte Strecker an, als habe er den Verstand verloren. In diesem Moment erklang hinter Oskar und Charlotte ein

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