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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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und Charlotte hatten eine Zulassung zum Studium bekommen und würden im Wintersemester an der Universität beginnen können. Humboldt hatte ebenfalls eine Zusage erhalten und freute sich darauf, als freier Dozent seine neu geschaffene Stelle in fächerübergreifender Naturwissenschaft anzutreten. Alles war gut, wäre da nicht – ja, wäre da nicht dieser eine Tag gewesen, der wie ein Schatten über ihnen lag.
    Betrachtete man es logisch, dürfte eigentlich nichts passieren. Der Ablauf der Ereignisse hatte sich verändert. Der Kaiser lebte, die Gruppe der Verschwörer hatte sich aufgelöst, Behringer war im Gefängnis. Niemand, der ihnen Schaden zufügen konnte. Und doch blieb da dieser letzte Rest an Zweifeln. War ihnen kein Fehler unterlaufen? Hatten sie wirklich alles bedacht? Oder gab es da noch irgendwo jemanden, der ihnen nach dem Leben trachtete? Eliza zu befragen, hatte keinen Sinn. Ihre Fähigkeit war beeinträchtigt – genau, wie es in Humboldts Unterlagen beschrieben war. Sie war nicht mehr in der Lage, in die Zukunft zu schauen. Wenn sie es versuchte, kamen nur verschwommene Eindrücke und Visionen, die alles und nichts bedeuten konnten. Jeder Versuch, eine Antwort zu erzwingen, endete auf die gleiche Weise: mit großer Enttäuschung. Also ließen sie den Zeitpunkt auf sich zukommen und hofften das Beste.
    Der Tag brach an, genau wie in Humboldts Dokumenten beschrieben: mit Wind und Nässe. Der Regen hatte gestern gegen Nachmittag eingesetzt und seitdem nicht wieder aufgehört. Ein gesunder, kräftiger Landregen, wie der Forscher sagte, um die Stimmung aufzuheitern. Doch Oskar sah durchs Fenster und schauderte. Die Bäume ließen ihre Blätter hängen und Pfützen schimmerten auf dem Hof.
    Alle saßen am Frühstückstisch und aßen, doch ein Gespräch wollte nicht aufkommen. Vom Nebenzimmer her war das Ticken der Standuhr zu hören.
    Â»Wie spät ist es?«, fragte Oskar mit trockenem Mund. Das Brot schmeckte ihm heute überhaupt nicht.
    Â»Acht Uhr dreiundfünfzig«, sagte Humboldt mit Blick auf seine Taschenuhr. »Noch siebzehn Minuten.«
    Oskar stöhnte. Die Zeit schien einfach nicht vergehen zu wollen. Als ob die Minuten in einem Honigglas feststecken würden. Er trank noch einen Schluck Milch in der Hoffnung, das trockene Gefühl im Hals endlich loszuwerden. Es gelang nicht. Entnervt schob er seinen Teller fort.
    Â»Ich habe keinen Hunger.«
    Â»Ich auch nicht«, sagte Lena. »Ich bekomme keinen Bissen runter.«
    Â»Nun lasst euch doch nicht verrückt machen«, sagte Eliza lächelnd. »Es wird schon alles gut gehen. In einer Viertelstunde ist alles vorbei. Dann werdet ihr bei dem Gedanken, was für Sorgen ihr euch gemacht habt, lachen.«
    Â»Ja, wahrscheinlich«, gab Oskar zu. »Aber ich wünschte, es wäre endlich so weit. Ich hasse diese Warterei.«
    Eliza lächelte. »Sonst noch jemand, der keinen Hunger hat?«
    Alle außer Maus schoben ihre Teller weg. Selbst Wilma schien es heute nicht zu schmecken.
    Â»Na, wenn das so ist, löse ich die Frühstückstafel jetzt auf«, sagte Eliza. »Hat doch keinen Sinn, dass wir hier alle mit langen Gesichtern sitzen bleiben.« Sie klatschte in die Hände. »Schluss mit dem Trauerspiel. Wer hilft mir beim Abräumen?«
    Alle sprangen auf, glücklich darüber, endlich etwas tun zu dürfen. Das Klappern von Tellern und Besteck war zu hören, als Lena und Bert das Geschirr in die Küche trugen.
    Humboldt warf noch einmal einen Blick auf seine Uhr und stand dann ebenfalls auf. »Ich werde draußen warten. Ich will sichergehen, dass wirklich nichts passiert.«
    Â»Wenn ich darf, würde ich dich gerne begleiten«, sagte Oskar. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Â»Na, dann komm. Zieh dir wetterfeste Kleidung an. Wir sehen uns dann draußen vor der Tür.«
    Ein paar Minuten später verließ Oskar das Haus. Humboldt empfing ihn mit geladener Armbrust und regenabweisender Kleidung. Der breitkrempige Hut und der lange Mantel ließen ihn wie einen Jäger aussehen. Oskar hatte eine Öljacke angezogen und die Kapuze hochgezogen. Der Nieselregen trommelte leise auf den Stoff.
    Â»Wo gehen wir hin?«
    Â»Drüben in den Wald.« Sein Vater deutete nach links. »Laut meinem Bericht kamen die Schüsse von dort. Ich muss unbedingt nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Nur

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