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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wäre alles geklärt. Sie haben Ihre Anweisungen. Machen Sie das Beste daraus. Und schlagen Sie sich jeglichen Gedanken aus dem Kopf, mir oder den Meinen etwas anzutun. Die Dokumente, von denen ich sprach, bleiben dort, wo sie gerade sind, und können jederzeit in Aktion treten. Haben Sie das verstanden?«
    Oskar war verblüfft. Die mächtigsten Männer des Reiches standen mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern da – wie eine Gruppe von Schülern, die bei einem Pausenstreich erwischt worden waren. Humboldt sah sie eine Weile streng an, dann sagte er: »Kommt, Kinder. Unsere Arbeit hier ist erledigt. Ich bin sicher, die Herren werden jetzt eine Weile ungestört miteinander reden wollen. Habe die Ehre.« Er deutete eine Verbeugung an und gemeinsam verließen sie den Tempel.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher. Als sie ihre Kutsche beinahe erreicht hatten, fragte Oskar: »Und was wird jetzt aus dem Zeitschiff? Willst du es wirklich zerstören?«
    Humboldt seufzte. »Oh ja, das werde ich. Auseinandernehmen bis zur letzten Schraube. Und dann nie wieder einen Gedanken daran verschwenden.«

45
    D ie Tage vergingen. Der Zeitpunkt, der alle mit banger Erwartung erfüllte, rückte näher. Freitag, der 18.   Juni 1895. Der Tag, an dem, den Unterlagen zufolge, Eliza ermordet werden sollte. Der Zeitpunkt war mit neun Uhr und zehn Minuten vormittags angegeben. Ein unausweichliches Datum, das immer unheilvoller wurde, je näher es rückte.
    Um gegen die Nervosität anzukämpfen, stürzten sich alle in Arbeit. Der Garten wurde gepflegt, Haus und Hof auf Vordermann gebracht und die Stalltür erneuert. Humboldt demontierte das Zeitschiff, lagerte ein paar der Teile ein und verschrottete bei der Gelegenheit auch den kleineren Prototypen unten im Keller. Wie angekündigt, vernichtete er sämtliche Unterlagen und schrieb einen Brief an seinen Freund Nikola Tesla, dass er die Dienste von Heron, dem kleinen mechanischen Mann, nun nicht mehr benötigen würde. Er arbeitete schweigend und allein und mehr als einmal ertappte Oskar ihn dabei, wie er heimlich eine Träne wegwischte. Es war eine schwere Entscheidung, doch sein Vater war nicht der Mann, der sich von seinen Gefühlen übermannen ließ. Das unheilvolle Schreiben, verbunden mit der Aussicht, sich und den Menschen, die er liebte, die Zukunft zu retten, trieben ihn dazu, seine wichtigste Erfindung zu zerstören und keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Hoffnung gewann er durch den täglichen Blick in die Zeitung, die Besuche in der Stadt und die Gespräche mit Freunden und Bekannten. Die Nachrichten waren ermutigend. Kein Zeichen eines Anschlags, keine umstürzlerischen Tendenzen und keine Rede von Bürgerkrieg oder ähnlichen schrecklichen Dingen. Oberregierungsrat Stangelmeier, der Chef des Geheimdienstes und Erzieher des Kaisers, hatte völlig überraschend seinen Rücktritt angekündigt und begründete diesen Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und gesundheitlichen Problemen. Auch Ministerialrat Strecker kündigte seinen Rückzug von der politischen Bühne an. Der Skandal um seinen Sohn mache es ihm unmöglich, sein Amt mit dem nötigen Rückhalt und der so wichtigen Autorität auszuüben. Der Schritt überraschte nur wenige. Der Prozess gegen seinen Sohn würde zwar erst in den nächsten Wochen beginnen, aber es war allen klar, dass er mit einem Schuldspruch enden würde. Genau wie der Prozess gegen den Unterweltboss Heinz Behringer, dem schwere kriminelle Aktivitäten zur Last gelegt wurden, unter anderem Diebstahl, Hehlerei und Erpressung. Oskar hatte Kommissar Obendorfer zu Behringers Geheimversteck für Diebesgut geführt, was allein schon ausreichte, ihn für mindestens zehn Jahre hinter Gitter zu bringen. Über General von Falkenstein war nur schwer an Informationen zu kommen, aber es ging das Gerücht, er wolle sich im kommenden Jahr beurlauben lassen und aus finanziellen und Karrieregründen ins Kaiserreich China übersiedeln, wo er eine Stelle als Militärberater antrete.
    Humboldts Plan schien aufzugehen.
    Doch auch was ihr persönliches Umfeld betraf, gab es erfreuliche Neuigkeiten. Der Termin bei Universitätsdirektor Sprengler, den sie ja aufgrund ihres tapferen Eingreifens vor dem Museum nicht hatten wahrnehmen können, war verschoben worden und endete auf angenehmste Weise. Oskar

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