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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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war ganz unzweifelhaft nicht Erich von Falkenstein. Es war nicht einmal ein Mitglied ihrer Loge.

44
    S tangelmeier deutete mit seinem verknöcherten Finger auf den Forscher. »Ich kenne den Mann. Das ist Humboldt. Carl Friedrich von Humboldt.«
    Â»Humboldt?«, stammelte Bruder Ismael. »Wie kommen Sie hier herein? Warum tragen Sie das Gewand des Hocherleuchteten Meisters?«
    Oskars Vater deutete eine Verbeugung an.
    Â»Wo … ist Falkenstein …?«, stammelte Strecker.
    Â»Ihr Vorsitzender ist wohlauf, keine Sorge«, sagte Humboldt gelassen. »Zumindest körperlich. Geistig würde ich für ihn nicht meine Hand ins Feuer legen, da wird es ihm ähnlich gehen wie Ihnen.« Er stand auf und ging ein paar Schritte auf sie zu. Die Logenbrüder wichen vor ihm zurück, als wäre er ein Geist. Humboldt stemmte die Hände in die Hüften. »Nun starren Sie mich doch nicht so entsetzt an. Glauben Sie, Sie könnten einen Staatsstreich planen, ohne den Preis dafür zu bezahlen? So einfach ist das leider nicht. Ich werde Sie dafür zur Rechenschaft ziehen, so leid mir das tut.«
    Von Kronstedt war der Erste, der aus seiner Schreckstarre erwachte. »Wie kommt es, dass Sie mit Falkensteins Stimme sprechen? Sind Sie ein Stimmenimitator oder so etwas?«
    Humboldt grinste. »Nein, tut mir leid, über ein solches Talent verfüge ich nicht. Aber ich besitze ein gewisses technisches Geschick. Ein Talent, das es mir ermöglichte, ein elektrifiziertes Stimmmodul zu bauen.« Er nahm sein Halsband ab und löste es von den Kabeln, die es mit dem Aufnahmegerät in seiner Tasche verbanden. »Dieses Gerät beruht im Wesentlichen auf der Technologie, die ich mit meinem Übersetzungsgerät erkundet und perfektioniert habe. Sein Herz ist ein Sprachprozessor, der meine Worte empfängt und sie in Klang und Stimmfarbe von Herrn Falkenstein überträgt. Das klingt einfacher, als es ist, und erforderte eine Menge an Kalibrierungsarbeit, aber Herr von Falkenstein war einige Tage mein Gast, sodass ich dieses Problem lösen konnte.« Er zog einen kleinen grauen Kasten aus seiner Innentasche, der immer noch mit den Kabeln verbunden war. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, aber ich war so frei, unser Gespräch aufzuzeichnen. Nur als kleine Rückversicherung, falls Sie das soeben Gesagte abstreiten wollen. Richter sind immer etwas pingelig, wenn es um Zeugenaussagen geht. Aber in diesem Fall wären Sie ja selbst die Zeugen.« Er lächelte geheimnisvoll. »Natürlich muss es nicht dazu kommen. Ich bin sicher, wir können uns außergerichtlich einigen. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie auf meine Forderungen eingehen. Und zwar in jedem Punkt.« Er steckte das Gerät zurück in seine Tasche. »Was sagen Sie, wollen Sie sich meine Bedingungen anhören?«
    Statt einer Antwort funkelte plötzlich etwas Metallisches in der Hand eines Logenbruders. Ein doppelläufiger Derringer, und er war genau auf Humboldts Brust gerichtet.
    Oskar kannte die Waffe. Max Pepper hatte so eine besessen. Er wusste, dass sie auf kurze Entfernungen außerordentlich treffsicher sein konnte.
    Â»Hände hoch, Humboldt«, schnarrte Stangelmeier. »Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dass Sie hier lebendig wieder rauskommen, oder?«
    Humboldt hob seine Hände. »Und Sie werden doch nicht ernsthaft glauben, dass ich mich nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet hätte, Herr Oberregierungsrat.« Wieder erschien dieses geheimnisvolle Lächeln. Oskar wusste aus Erfahrung, dass es nichts Gutes verhieß.
    Â»Ich weiß, dass Waffen in dieser Loge eigentlich verboten sind. Ich weiß aber auch, mit was für Menschen ich es zu tun habe. Sie zum Beispiel, Herr Stangelmeier: nach außen hin der treusorgende und fürsorgliche Erzieher des Kaisers, hintenherum aber ein von Neid und Unzufriedenheit zerfressener Umstürzler, dem nichts mehr Freude bereiten würde, als seinen Ziehsohn fallen zu sehen.«
    Oskar bemerkte, dass die Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Der Lauf der Waffe begann zu zittern. »Woher wissen Sie …?«
    Â»Oh, ich weiß so einiges über Sie. Über Sie alle.« Er deutete in die Runde. »Sie zum Beispiel, Herr Strecker. Sie pflegen gute Kontakte zur Unterwelt. Insbesondere zu einem verkommenen Subjekt namens Heinz Behringer. Ich bin im Besitz von Fotografien, die Ihren Sohn

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