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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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stand. Der Mann sah aus wie ein Landstreicher. Schmutzige Kleidung, das Haar zerzaust und einen ungepflegten Bart im Gesicht. Seine Bewegungen waren langsam, so als wäre er unendlich müde. Dann drehte er sich um.
    Oskar erschrak.
    Der linke Ärmel der Jacke war abgerissen und ein Verband um den Unterarm geknotet. Der Stoff war übersät mit dunklen Flecken, die aussahen wie geronnenes Blut. Auch auf der Hose waren welche. Humboldt war verletzt, aber er schien noch imstande zu sein, die Maschine aus eigener Kraft zu verlassen. Oskar überlegte, ob er ihm helfen sollte. Aber dazu müsste er sich natürlich zu erkennen geben. Er dachte an das heimliche Verschwinden seines Vaters und entschied, im Verborgenen zu bleiben.
    Humboldt, Wilma und Heron verließen das Zeitschiff. Auf der Lackschicht des Roboters waren Kratzer und Schrammen zu sehen. Richtig mitgenommen sah er aus. Alle drei wirkten müde und angeschlagen, sogar Wilma. Sie pickte Humboldt gegen die Knöchel und er nahm sie hoch. Sie steckte ihren Schnabel in seine Armbeuge und schlief sofort ein. Humboldt löschte das Licht und verließ die Werkstatt. Gemeinsam mit Heron humpelte er in Richtung Haus zurück.
    Oskar blieb noch eine Weile, dann folgte er ihnen.

14
    Sonntag, 13.   Juni 1895 …
    D ie dicken Vorhänge wirkten, als wären sie aus Leder. Kaum ein Lichtstrahl fiel durch sie hindurch. Nur dort, wo sie zusammenstießen, war ein heller Streifen zu erkennen. Über dem Arbeitstisch hing eine einzelne Gaslampe, deren blasser Schein zwar den Tisch erhellte, den Rest des Raumes aber im Dunkeln ließ.
    Behringers Augen benötigten eine Weile, um sich an die speziellen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Er erahnte Bücherregale, einen Sekretär und mehrere großformatige Ölgemälde. Reiches Haus , schoss ihm durch den Kopf, aber das hatte er sich schon gedacht, als er hereingebeten worden war. Ministerialrat Nathaniel Strecker saß am Tisch und musterte ihn aufmerksam. Ein einflussreicher Mann. Hohes Mitglied in der Regierung. Rechte Hand des Kanzlers. Jemand, mit dem man sich besser gut stellte.
    Sein Sohn Karl war Student der Rechtskunde. Ein armes Würstchen, das gerne schwächere und weniger begüterte Mitstudenten schikanierte und ihnen das Leben zur Hölle machte. Wenn es ernst wurde, verkroch er sich hinter seinem Vater, der die Dinge für ihn regelte. Behringer hatte in der Vergangenheit einige Aufträge für ihn erledigt. Aufmüpfigen Professoren ein blaues Auge verpasst, den Notendurchschnitt des Jungen etwas aufgebessert, Mädchen eingeschüchtert – solche Sachen. Diesmal jedoch lag der Fall anders. Diesmal war es Behringer, der etwas wollte.
    Strecker war ein beleibter Mann mit Halbglatze und Backenbart. Graue Hose, graue Weste, weißes Hemd, Taschenuhr, Manschettenknöpfe, eine perfekt gebundene Fliege – alles vom Feinsten. Behringer war sich sicher, dass er nur vorgelassen worden war, weil Karl sich für ihn eingesetzt hatte.
    Strecker räusperte sich. »Mein Sohn sagte, Sie hätten etwas für mich, Herr … äh …?«
    Â»Behringer.«
    Das Monokel im rechten Auge funkelte kurz auf. Strecker deutete auf den gegenüberliegenden Stuhl.
    Â»Bitte.«
    Behringer nahm Platz. Er fühlte sich unwohl. Daheim in seinem Revier war er der Herr. Dort tanzten alle nach seiner Pfeife, sein Wort war Gesetz. Hier war er nur ein Lakai. Ein Nichts, ein Niemand. Der Schorf am Knie, das Schwarze unter dem Fingernagel. Jemand wie Strecker lebte in anderen Sphären. Allein das Bild hinter ihm durfte mehr wert sein, als Behringer in seinem ganzen Leben verdienen würde.
    Â»Worum geht es, wenn ich fragen darf?«
    Â»Nun, ich …« Behringer räusperte sich. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Streckers Augen waren fest auf ihn gerichtet, während er mit seinen Fingern an etwas herumspielte, das wie ein Medaillon oder Talisman aussah. Das Monokel schien direkt durch ihn hindurchzusehen.
    Â»Ich verkaufe Informationen. Etwas, das Sie vielleicht interessieren könnte.«
    Â»Informationen?« Er warf Behringer einen schiefen Blick zu. »Weiß mein Sohn, worum es geht?«
    Â»Nur Andeutungen. Ich sagte ihm, dass ich lieber direkt mit Ihnen selbst sprechen wollte.«
    Â»Dass mein Sohn sich mit Leuten wie Ihnen einlässt, gefällt mir zwar nicht, aber er muss wissen, was er tut. Alt genug ist er

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