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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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für eine Nacht.
    Und was für ein Traum.
    Oskar rätselte über die Bedeutung, als er unten im Garten eine Bewegung bemerkte. Eine dunkle Gestalt huschte mit einer Lampe in der Hand über die Rasenfläche in Richtung Wald. Daneben flitzte eine kleinere, gedrungene Gestalt. Langer Schnabel, kurze Beine, Tornister auf dem Rücken.
    Wilma und Humboldt.
    Oskar runzelte die Stirn. Was machten die beiden mitten in der Nacht im Garten? Jetzt kam noch jemand Drittes aus dem Haus. Steifbeinig, von einer Seite zur anderen pendelnd, folgte er ihnen. Heron hatte sichtlich Probleme, mit den anderen beiden Schritt zu halten. Das wurde ja immer kurioser. Wo wollten die drei hin?
    Es dauerte nicht lange, als ihm bewusst wurde, dass sie in Richtung Waldhaus steuerten.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Oskar zog sich an und verließ das Zimmer. Auf Socken huschte er das Treppenhaus hinunter und zog seine Schuhe in der Küche an. Dann verließ er das Haus durch die Hintertür. Die Nacht war noch schöner, als es von oben den Anschein gehabt hatte. Tau glitzerte auf den Blättern. Die Luft roch nach Blüten und Feuchtigkeit. Eine Sternschnuppe zischte über den Himmel und hinterließ eine leuchtende Spur. Den Kragen hochgeschlagen, folgte Oskar seinem Vater in den Wald.
    Er bildete sich ein, den Weg zu kennen, doch bei Nacht sah alles anders aus. Das Mondlicht verwirrte ihn. Die Schatten wirkten härter und das bläuliche Licht ließ die Dinge größer erscheinen. Schon bald musste er einsehen, dass er sich verlaufen hatte. Er presste die Lippen zusammen. Wilma wäre das nicht passiert. Sie hatte einen untrüglichen Orientierungssinn. Als ehemals nachtaktiver Vogel machte ihr das kalte Licht nichts aus, ihre Augen waren ohnehin nicht die besten. Sie orientierte sich hauptsächlich mit ihrem Geruchssinn und ihrem Gehör und hätte ihn bestimmt gut durch die Dunkelheit gelotst. Aber sie war ja schon mit Humboldt unterwegs.
    Wo war nur die Hütte? Oskar spähte in alle Richtungen, konnte außer Bäumen aber nichts erkennen. Verdammter Mist. Jetzt blieb ihm nur noch der Weg zurück, und ob er den finden würde, war ebenfalls fraglich. Was hatte sein Vater um diese Uhrzeit nur im Wald verloren. Klar, er wollte zur Zeitmaschine, aber warum? Was sollte diese Heimlichtuerei?
    Er wollte schon umkehren, als er plötzlich in weiter Ferne ein gelbes Licht aufglimmen sah. Es tanzte kurz zwischen den Bäumen herum wie ein Glühwürmchen und verschwand dann wieder. Humboldts Laterne.
    Oskar rannte los. Er musste dieses Licht im Auge behalten. Als ihm einfiel, dass die anderen ihn vielleicht hören konnten, verlangsamte er sein Tempo und umging heruntergefallene Äste oder Zweige.
    Wenige Minuten später erreichte er das Waldhaus. Er atmete tief durch. Noch mal gut gegangen.
    Aus der Werkstatt drangen gedämpfte Stimmen an sein Ohr. Die Tür stand einen Spalt weit offen.
    Auf Zehenspitzen schlich er näher. Im Schein der Lampe sah Oskar, dass die drei tatsächlich die Zeitmaschine bestiegen. Heron war bereits an Bord, Wilma folgte ihm nach. Dann erklomm sein Vater die Stufen. Oskar sah, wie er auf einer der Sitzbänke Platz nahm und Heron einige Anweisungen gab. Dann zog er den Gurt fest. Die Maschine heulte auf, wurde heller und heller und verschwamm. Es gab einen hellen Blitz und weg war sie.
    Humboldt war einfach auf und davon – ohne ihnen etwas zu sagen. Oskar war wie vom Donner gerührt. Warum stahl Humboldt sich davon wie ein Dieb in der Nacht?
    Ehe er sich weiter fragen konnte, was seinen Vater bewogen haben mochte, so zu handeln, zuckte ein grelles Licht durch die Hütte und ein heißer Wind schlug ihm ins Gesicht. Lichtblitze und Sturmböen fegten durch das Laboratorium, die Luft war geschwängert vom Geruch nach Starkstrom und rostigem Eisen. Wie aus dem Nichts materialisierte sich das Zeitschiff vor seinen Augen. Die riesigen Schwungräder sausten durch die Luft und erzeugten ein Dröhnen, das tief in seinen Eingeweiden widerhallte.
    Mit dicken Eisplacken überzogen, kam die Maschine zum Stillstand. Dampf stieg auf und Zischen erklang.
    Dann ertönte ein tiefes Knacken. Ein Riss erschien und wurde rasch größer. Dicke Eisstücke fielen zu Boden. Oskar schlüpfte hinaus in die Dunkelheit. Mit einem Knall sprang die Luke auf.
    Oskar musste zweimal hinsehen, um sicherzugehen, dass es tatsächlich sein Vater war, der da

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