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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schließlich. Und bisher scheinen Sie Ihre Arbeit ja ganz gut gemacht zu haben.«
    Â»Ich tue, was ich kann«, sagte Behringer. »Diskretion ist mein zweiter Vorname.«
    Strecker nickte. »Solange Sie meinen Namen aus Ihren schmutzigen kleinen Geschäften raushalten, kann ich damit leben. Aber stellen Sie mich nicht auf die Probe. In diesem Land wird in absehbarer Zeit ein anderer Wind wehen. Die Tage der Chaoten, Rumtreiber und Schmarotzer sind gezählt. Wenn die kleinen Krauter aufmüpfig werden, knipsen wir ihnen ganz schnell die Lichter aus, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er schnipste mit den Fingern.
    Â»Voll und ganz«, sagte Behringer, der schon immer wusste, wie man sich über Wasser hält. »Die Informationen, die für Sie und Ihre Freunde von größtem Interesse seien können, beginnen mit einem Namen: Carl Friedrich von Humboldt .«
    Strecker saß ganz ruhig da, sein Monokel fest auf Behringer gerichtet. Dann stieß er ein unwilliges Grunzen aus. »Humboldt, hm?«
    Â»Ganz recht.« Behringer lächelte. Er besaß eine gute Menschenkenntnis. Er sah Strecker an, dass dessen Desinteresse nur geheuchelt war. In Wirklichkeit hatte er voll ins Schwarze getroffen.
    Strecker zuckte mit den Schultern. »Was soll mit ihm sein? Ein aufgeblasener Wichtigtuer. Jemand, der für kurze Zeit in der Presse hohe Wellen schlägt, dessen Stern aber ganz schnell wieder verlöschen wird. Ich kann Zeitung lesen, wie Sie wissen. Ich bin darüber informiert, was er in seinem Keller erforscht. Ist es das, worüber Sie mit mir sprechen wollen?«
    Â»So ist es.«
    Â»Dann hoffe ich, dass Ihre Informationen wirklich neu sind, denn wie sich herausgestellt hat, war die ganze Geschichte eine Zeitungsente. Erstunken und erlogen von einem wichtigtuerischen Reporter, der sich dafür noch zu verantworten haben wird.«
    Behringer lächelte. »Und was, wenn ich Ihnen sage, dass es keine Ente war?«
    Â»Was meinen Sie damit?« Strecker ließ das Medaillon durch die Finger gleiten. Das Symbol darauf war Behringer nicht vertraut. Ein Auge, ein Zirkel und ein Winkelmaß.
    Behringers Augen verengten sich zu Schlitzen. »Lassen wir das Taktieren, Herr Strecker. Ihr Sohn hat Ihnen sicher mitgeteilt, dass es um die Maschine geht. Sie hätten mich nicht hergebeten, wenn Sie tatsächlich glauben würden, es wäre eine Zeitungsente.« Er richtete sich auf. »Ich bin in der Lage, Ihnen einige höchst interessante Dinge über diese sogenannte Zeitungsente zu erzählen, und ich will wissen, was Sie dafür zahlen. Für Spielchen ist mir meine Zeit zu schade.«
    Strecker hatte nur Augen für sein Medaillon.
    Behringer wartete. Er wusste, dass er ein riskantes Spiel spielte. Menschen vom Typ Strecker hörten einem erst dann zu, wenn man ihnen die Pistole auf die Brust setzte. Aber sicher konnte man nie sein. Möglich, dass der Schuss nach hinten losging.
    Â»Ich weiß, dass Sie und einige andere hohe Persönlichkeiten ein besonderes Interesse an Carl Friedrich Humboldt und seiner Erfindung haben. Warum, ist mir nicht klar, es geht mich auch nichts an. Was ich in der Zeitung las, klang anfangs zu seltsam, um wirklich wahr sein zu können. Aber dann habe ich mich kundig gemacht und herausbekommen, dass dieses Gerät wirklich existiert. Und mehr noch, dass es funktioniert.«
    Nathaniel Strecker warf ihm einen belustigten Blick zu. »Woher wollen Sie das wissen?«
    Â»Lassen Sie das meine Sorge sein. Tatsache ist, Humboldt besitzt eine Zeitmaschine, und sie hat ihren ersten Testlauf erfolgreich bestanden.«
    Das Geräusch, das Strecker von sich gab, klang wie ein Schnauben. »Und wenn schon«, sagte er. »Es ist ein Spielzeug, ein Prototyp. Zu klein, um damit einen Menschen durch die Zeit schicken zu können. Also was wollen Sie mir erzählen?«
    Â»Ich rede nicht von der kleinen, ich rede von der großen.«
    Â»Der … großen?«
    Behringer grinste. Jetzt hatte er Strecker dort, wo er ihn haben wollte. Die Zeit war reif, um die Katze aus dem Sack zu lassen.

15
    Mittwoch, 16.   Juni 1895 …
    H umboldt tauchte weder zum Frühstück noch zum Mittagessen auf. Mal wieder. Er kam und ging, wie er wollte, und machte sich nicht mal die Mühe, sie über seine Aktivitäten zu informieren. Sein Zimmer sah aus wie immer, sein Bett war gemacht, die Bücher ordentlich zur Seite

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