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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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was? Ach so, ja, verzieh dich.« Behringer wedelte mit der Hand. »Aber halte dich weiter zu meiner Verfügung. Du weißt, was passiert, wenn du mir keine Neuigkeiten lieferst. Gib mir, was ich haben will, dann bleiben wir beide die besten Freunde.«
    Niedergeschlagen stand der Junge auf und verließ die Kneipe. Der Schwarze Fährmann warf ihm einen finsteren Blick hinterher und wartete, bis er verschwunden war. Dann sagte er: »Glaubst du etwa, was er da erzählt hat? Also, was mich betrifft, das war doch alles erstunken und erlogen. Ich würde mir den Kerl gerne mal vorknöpfen und die Wahrheit aus ihm herausprügeln.«
    Â»Lass deine dreckigen Finger von ihm, Fährmann. Der Junge sagt die Wahrheit, ich kann so etwas riechen.«
    Â»Hast du keine Angst, dass er uns irgendwann verpfeift? Dass ihn irgendwann das schlechte Gewissen plagt und er alles erzählt?«
    Â»Warum sollte er? Er weiß, was ihm blüht, wenn er das tut. Nicht nur von uns, auch von Humboldt.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, er steckt schon zu tief mit dem Hals in der Schlinge. Wir haben ihn genau dort, wo wir ihn haben wollen, und er wird uns weiterhin eine wichtige Informationsquelle sein.« Behringer rieb seine Hände. »Ah, es tut so gut, die Fäden in der Hand zu haben. Ich glaube, ich werde mir einen Künstlernamen zulegen. Was hältst du von der Puppenspieler ? Hat einen guten Klang, findest du nicht?«
    Â»Ich weiß nicht …«
    Â»Stimmt, was weißt du schon? Setz dich und trink das Bier von dem Jungen. Das ist schließlich bezahlt. Und dann lauf zu Karl Strecker. Sein Vater wird sich sehr für die Aktivitäten in Humboldts Haus interessieren. Da bin ich mir sicher.«

13
    E s war mitten in der Nacht, als Oskar durch ein lautes Geräusch aus dem Schlaf gerissen wurde. Er klappte die Augen auf und sah sich um. Mondlicht strömte durch das Fenster und erzeugte einen hellen Fleck auf den Eichendielen. Er hatte geträumt, er wäre in einen Fluss gefallen und von der reißenden Strömung mitgerissen worden. Alle seine Freunde, auch Humboldt und Eliza, hätten am Ufer gestanden und ihm zugeschaut, wie er immer weiter abgetrieben wurde. Sie standen nur da, ohne ihm zu helfen. Während er davongerissen wurde, bemerkte er, wie das Land um ihn herum sich veränderte. Wie Gebäude und Städte aus dem Himmel wuchsen und seltsame Luftfahrzeuge den Himmel durchkreuzten. Dann ging auf einmal das Licht aus. Die Sonne wurde dunkel und Blitze durchzuckten die Wolken. Flammenbälle stiegen in den Himmel. Die Städte zerfielen. Alles war voller Dunst und Rauch. Nach einer Weile wurde es wieder heller, doch der Himmel behielt eine seltsam orange Farbe.
    Immer weiter wurde er von dem Fluss mitgerissen, geradewegs aufs offene Meer hinaus. Das Land blieb hinter ihm zurück und nur noch Wasser und Wellen umgaben ihn. Wie ein Spielball der Gezeiten durchkreuzte er die weiten Wasserflächen, mit nichts weiter als einer Holzplanke, an die er sich klammern konnte.
    Dann auf einmal hörte er ein Brausen. Erst dachte er, es wäre der Wind, doch es regte sich kein Lüftchen. Das Brausen nahm zu, wurde lauter und lauter und steigerte sich zu einem Donnern. Vor ihm, in einiger Entfernung, stieg eine Säule aus Gischt in den Himmel. Feinste Wassertropfen stoben durch die Luft, ließen sich auf Haaren und Gesicht nieder wie Regen. Doch es war kein Regen. Am orangefarbenen Himmel war keine Wolke zu sehen. Plötzlich hatte er das Gefühl, er würde schneller werden, angezogen von einer unsichtbaren Kraft, die ihn in einem weiten Bogen rundherum schleuderte.
    Und dann sah er es.
    In der Mitte der See war ein tiefes Loch, aus dessen Mitte Gischt emporstieg. Ein Strudel, der alle und jeden verschlang. Ein wahrhaftiger Mahlstrom, so, wie Edgar Allan Poe ihn einst beschrieben hatte. Der Strudel riss alles in die Tiefe, Fässer, Bäume, ganze Schiffe. Auch Oskar wurde hineingezogen. Immer schneller umkreiste er den Höllenschlund, an dessen Tiefe ein unnatürlich weißes Licht schimmerte. Zuerst versuchte er noch, dagegen anzuschwimmen, doch der Sog war viel zu stark. Er strampelte, er schrie – dann erwachte er.
    Sein Blick wanderte zur Uhr. Kurz nach zwei.
    Wackelig stand er auf und taumelte zum Fenster. Der Mond schien unnatürlich hell. Voll und strahlend stand er am tintenschwarzen Himmel, umgeben von Tausenden von Sternen. Was

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