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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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geräumt. Nirgends war eine Spur von einem zerfetzten Hemd oder einer blutigen Bandage zu finden. Der Einspänner war weg und alle gingen davon aus, dass er mal wieder bei Pfefferkorn war. Niemand außer Oskar wusste, was geschehen war, nicht mal Eliza, die normalerweise über alles und jeden Bescheid wusste.
    Oskar brachte es nicht übers Herz, seinen Vater zu verraten. Er schämte sich, dass er ihm hinterherspioniert hatte, doch noch mehr ärgerte er sich über Humboldts Verschwiegenheit. Eliza konnte er nicht ins Vertrauen ziehen, sie war ohnehin komisch in letzter Zeit. Still und in sich gekehrt, sang sie Lieder aus ihrer Heimat oder führte merkwürdige Rituale aus. Ihr Zimmer glich immer mehr einer haitianischen Kultstätte, mit Kräutern, die zum Trocknen von der Decke hingen, allerlei ausgestopften Tieren in der Regalen sowie Dosen und Tiegeln, in denen Pulver, Salben und fremdartige Mixturen aufbewahrt wurden. Früher hatte sie ihn hin und wieder zu sich eingeladen, um ihm Geschichten zu erzählen, doch das war schon lange her.
    Charlotte konnte er sich auch nicht anvertrauen. Ihm blieb nur eines übrig: warten. Wieder einmal.
    Es war kurz nach drei, als Humboldt wieder auftauchte. Oskar hörte die Räder des Wagens auf dem Kies und eilte zur Tür. Humboldt zog an den Zügeln, überließ Bert das Pferd und stieg ab. »Hallo, Jungs. Na, alles klar?«
    Er tat so gespielt freundlich, aber Oskar sah, dass er in Sorge war. Die Schramme auf seiner Wange war nur unzureichend mit Gesichtspuder überdeckt.
    Â»Wo warst du?«
    Humboldt legte ihm seine Hand auf die Schulter. Seine Bewegungen wirkten schwerfällig und die dunklen Ringe unter seinen Augen zeugten von mangelndem Schlaf. »Unser Projekt nimmt mich sehr in Anspruch. Es gab da etwas, das ich unbedingt mit Pfefferkorn abklären musste, aber jetzt ist alles in bester Ordnung.«
    Â» Unser Projekt? Das sah neulich Nacht aber nicht so aus.«
    Jetzt war es raus. Aber besser so, als weiterhin diese Heimlichtuerei.
    Â»Neulich … Nacht?«
    Â»Dein heimlicher Aufbruch. Die Reise mit dem Zeitschiff. Deine Verletzung …«
    Der Blick des Forschers wurde kühl. Hart. Einen Moment lang sah er so aus, als würde er Oskar einfach stehen lassen, doch dann huschte ein trauriges Lächeln über sein Gesicht.
    Â»Nicht ganz so heimlich, wie ich gehofft hatte«, murmelte er. »Wie hatte ich nur annehmen können, dir etwas vormachen zu können.«
    Â»Wo warst du?«
    Â»In der Zukunft.« Humboldt nahm ihn beiseite und bedeutete ihm mit Zeichen, er solle leiser sprechen.
    Â»In der …« Oskar vergaß, seinen Mund zu schließen. »Aber du hast gesagt, das sei verboten. Und warum warst du heimlich unterwegs?«
    Â»Psst«, flüsterte der Forscher. »Nicht so laut. Ich will nicht, dass die anderen etwas davon mitbekommen. Hast du schon mit jemandem darüber geredet?«
    Â»Nein, aber ich war kurz davor, das kannst du mir glauben.«
    Â»Oskar, es war unumgänglich. Die Ergebnisse, die ich aus Wilmas erster Reise gewonnen habe, ließen mir einfach keine Ruhe. Ich musste Gewissheit erlangen und ich durfte euch nicht in Gefahr bringen, verstehst du?«
    Â»Nein.«
    Humboldt überlegte kurz, dann sagte er: »Oskar, das verstehst du vielleicht nicht, aber ich hatte wirklich meine Gründe für diese Reise. Ich werde dir zu gegebener Zeit davon erzählen, aber noch nicht jetzt, und ich bitte dich, nicht mit den anderen über das zu reden, was du beobachtet hast. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    Ehe Oskar antworten konnte, kamen Charlotte und Eliza vorbei. Sie winkten ihnen zu und Charlotte rief: »Du kommst gerade richtig zum Tee, Onkel. Hast du schon etwas gegessen oder hast du Hunger?«
    Humboldt warf Oskar einen bedeutungsvollen Blick zu, dann wandte er sich den beiden Frauen zu. »Mir geht es gut, danke. Einen Tee und etwas Gebäck hätte ich allerdings tatsächlich gern«, sagte er. »Ich wollte euch ohnehin etwas mitteilen.«
    Â»So, was denn?«
    Â»Es hat sich herausgestellt, dass die erste Zeitreise schneller als erwartet stattfinden kann. Pfefferkorn und ich haben die Probleme in den Griff gekriegt, sodass einer Fahrt nichts mehr im Wege steht.«
    Â»Tatsächlich? Aber das ist ja großartig. Wann kann es losgehen?«
    Â»Ich dachte so an … morgen früh. Na, freut euch das?«
    Â»Ob uns

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