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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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führte, stand einen Spalt weit offen. Behringer war getürmt.
    Â»Die feige Ratte«, zischte Oskar.
    Â»Warte hier, den werde ich mir schnappen.«
    Â»Nichts da, ich komme mit. Mit denen hier unten sind wir fertig.«
    Â»Wenn du unbedingt willst. Aber sei vorsichtig. Er ist wie ein Tier in der Falle: Das sollte man nie unterschätzen.«
    Â»Was du nicht sagst.« Oskar lächelte grimmig, als er seinem Vater in den dunklen Gang folgte.
    Durch die schmierigen Fenster im Erdgeschoss fiel trübes Abendrot. Die Gaslaternen waren noch nicht entzündet, sodass sie ihren Weg im Halbdunkel erahnen mussten.
    Alles war still. Oskar nahm seine Atemmaske herunter und stieg hinter seinem Vater die knarrenden Stufen hinauf. Der Geruch von Bier und Bratfett hing wie ein alter Lappen in der Luft. Ihm wurde mulmig zumute. Das eine Mal, das er in Behringers geheimes Hinterzimmer geführt worden war, lag lange zurück. Er erinnerte sich jedoch, als wäre es gestern gewesen. Er war von einer konkurrierenden Bande um zweiundzwanzig Goldmark erleichtert worden und hatte sich wochenlang verkrochen. Doch Behringer hatte ihn irgendwann gefunden und hierher gezerrt. Er stellte ihn den Typen gegenüber, die ihn bestohlen hatten. Drei Burschen, kaum älter als er selbst. Nach einer kurzen Befragung war er, ohne dass man ihm ein Haar gekrümmt hatte, freigelassen worden. Von den drei anderen hatte er nie wieder etwas gehört oder gesehen.
    Â»Vorsichtig jetzt«, flüsterte er, als sie den ersten Stock erreichten. Er zeigte nach vorne in Richtung Tür. Behringers Geheimkammer lag zwei Zimmer dahinter. Humboldt nickte und machte Oskar Zeichen, er solle seine Maske wieder aufsetzen. Dann holte er zwei weitere Ampullen aus seinem Mantel.
    Rechts und links neben der Tür stehend, lauschten sie auf Geräusche aus dem Inneren. Als nichts zu hören war, drückte der Forscher vorsichtig die Klinke runter.
    Abgeschlossen.
    Er winkte Oskar auf Abstand und stellte sich dann breitbeinig vor der Tür auf. »Öffnen Sie, Behringer. Das ist Ihre letzte Chance. Wenn Sie mir sagen, wer Ihnen den Auftrag für den Anschlag auf mich gegeben hat, lasse ich Sie am Leben. Ich stehe zu meinem Wort.«
    Â»Leck mich, du Bastard!«
    Schüsse ertönten. Mehrere Geschosse durchschlugen die Holztür knapp neben Humboldts Kopf. Doch anstatt in Deckung zu springen, hob der Forscher seinen Fuß und trat mit seinem eisenbeschlagenen Stiefel gegen das Schloss. Schrauben flogen, der Knauf fiel polternd zu Boden und die Tür sprang auf.
    Heinz Behringer hockte im hintersten Zimmer hinter einem umgekippten Tisch und visierte den Forscher über Kimme und Korn hinweg an. Ein weiterer Schuss ertönte und fetzte ein Stück aus Humboldts Ledermantel. Der Forscher tat, als ginge ihn das alles gar nichts an. Mit einer Ruhe, die schon fast an Todessehnsucht grenzte, nahm er die beiden Ampullen und schleuderte sie ins Zimmer. Es gab ein Scheppern, dann stieg beißender Dampf auf. Im Nu war der Raum in Nebel gehüllt. Oskar hörte ein Husten und Würgen, dann ein Poltern und heftiges Klirren. Er sah eine flüchtige Bewegung im Nebel, dann hörte er einen dumpfen Aufprall.
    Â»Er will abhauen, schnell.«
    Humboldt stürzte durch die offene Zimmertüre hinter Behringer her. Oskar folgte ihm durch den Dunst. Im Zimmer angekommen, sahen sie, dass Behringer tatsächlich fort war. Das Fenster war zerbrochen, die Vorhänge flatterten im Wind. Oskar trat an die Öffnung und blickte hinaus. Zwischen ihrem und dem Nachbargebäude befand sich ein etwa vier Meter breiter Durchgang. Unten standen ein paar Mülltonnen, auf der gegenüberliegenden Hauswand waren schmale schmiedeeiserne Balkone sowie Feuerleitern, die die einzelnen Stockwerke miteinander verbanden. Sie hörten ein Quietschen.
    Oskars Blick zuckte nach oben.
    Â»Da ist er, ich kann ihn sehen.«
    Zwei Stockwerke über ihnen hangelte sich eine schwarze Gestalt die Feuerleitern hinauf. Sein Umriss zeichnete sich deutlich vor dem violetten Abendhimmel ab. Behringer war auf den gegenüberliegenden Balkon gesprungen. Offenbar hatte er vor, über die Dächer zu fliehen. Oskar maß die Entfernung und schüttelte den Kopf. Ein halsbrecherischer Sprung. Er wandte sich um und wollte gerade mit seinem Vater reden, als ein mächtiger Schatten an ihm vorbeiflog und mit einem Krachen auf der anderen Seite landete. Ein

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