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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ihre Marke.« Er deutete auf die Schachtel, die neben dem Aschenbecher lag.
    Behringer schwieg.
    Â»Schauen Sie genau hin und beachten Sie diese zusammengedrückte Stelle, einen Zentimeter vom Mundstück entfernt. Wussten Sie, dass jeder Raucher eine unverwechselbare Art hat, seinen Glimmstängel zu halten? Manche klemmen sie zwischen Zeige- und Mittelfinger, manche halten sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Manche mit rechts, manche mit links. Auch der Druck und der Abstand zum Mundstück variieren. Diesen Stummel habe ich in einem Waldstück unweit unseres Hauses gefunden. Er hat einen ganz markanten Knick an der Seite, der nur von einem Ring herrühren kann. So einem, wie Sie ihn am Mittelfinger tragen. Meinen Sie, ich sollte mal die Stummel in Ihrem Aschenbecher untersuchen? Ich könnte mir vorstellen, dass ich dort den gleichen Knick finde.«
    Behringers Lächeln verschwand. Ein Schweißtropfen wanderte von seinem Haaransatz über die Schläfe Richtung Wangenknochen.
    Â»Wollen Sie damit etwa andeuten, ich hätte etwas mit dem Anschlag auf Sie zu tun? Dafür gibt es nicht den geringsten Beweis.«
    Â»Anschlag? Sagte ich etwas von einem Anschlag?« Humboldts Blick war kalt wie Eis. »Kann mich nicht erinnern, dass ich das erwähnt hätte. Und in der Presse stand davon nichts zu lesen. Aber Sie haben recht, es gab einen Anschlag. Aus Gründen, die mir nicht klar sind, trachtet mir jemand nach dem Leben. Er hat sich im Wald versteckt und feige aus dem Hinterhalt geschossen. Allerdings war er nicht nur so dumm, überall Spuren zu hinterlassen, er verfehlte auch noch das Ziel und tötete stattdessen meine Lebensgefährtin. Übrigens, Ihre Verletzung da …«, er deutete auf Behringers Schramme. »Ich verwende in meinen Sprenggeschossen gerne roten Phosphor. Das kann recht hässliche Narben hinterlassen, wenn es nicht richtig behandelt wird. Sie sollten es nicht einfach so an der Luft ausheilen lassen, sondern besser eine basische Salbe auftragen oder besser gleich zum Arzt gehen. Vergessen Sie auch nicht, den Phosphor zu erwähnen.«
    Behringer war bleich vor Zorn. »Genug jetzt. Ich muss mir dieses Gewäsch nicht länger anhören. Wir wissen beide, worum es geht, also hören Sie auf, um den heißen Brei herumzureden. Hierherzukommen war eine dumme Idee, das dürfte Ihnen ja wohl klar sein. Beim ersten Mal haben Sie sich noch aus der Affäre gezogen, aber diesmal wird Ihnen das nicht gelingen. Schade, dass ich nur Ihr Hausmädchen erwischt habe. Der Schuss war eigentlich für Sie bestimmt gewesen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich würde vorschlagen, dass Sie jetzt die Jungen vor die Tür schicken, dann können wir das wie Männer austragen.«
    Â»Endlich mal ein vernünftiges Wort aus Ihrem Mund.« Humboldt stand auf. »Oskar, begleite Willi hinaus auf die Straße. Wir beide werden uns später noch unterhalten.« Er warf Oskars Freund einen scharfen Blick zu. »Und was Sie betrifft, Herr Behringer – ich glaube kaum, dass Sie auf eigene Rechnung arbeiten. Ehe die Dinge hier hässlich werden – und das werden sie, das kann ich Ihnen garantieren –, würde ich doch zu gerne wissen, in wessen Auftrag Sie handeln und warum. Ich frage das deshalb, weil Sie nachher vielleicht nicht mehr in der Lage sein werden, mir zu antworten.«
    Â»Sie nehmen das Maul ja mächtig voll, Herr Donhauser .« Behringer spuckte Humboldts Familiennamen aus, als wäre es ein übel riechendes Stück Schleim. »Sie glauben wohl, Sie könnten sich alles erlauben. In mein Revier reinspazieren und mich vor meinen Leuten bedrohen. Also entweder sind Sie dümmer, als Sie aussehen, oder Ihre Lügengeschichten haben Sie größenwahnsinnig werden lassen. Ehrlich gesagt, es ist mir egal. Ich habe Sie schon immer für einen aufgeblasenen Wichtigtuer gehalten. Seit dem Moment, in dem Sie mir Oskar weggenommen haben.«
    Â»Dazu gehörte nicht viel. Der Junge ist freiwillig bei mir geblieben. Mal abgesehen davon, dass er mein leiblicher Sohn ist, wäre es ihm bestimmt an vielen Orten der Welt besser gegangen als in diesem Dreckloch.«
    Oskar schob Willi Richtung Ausgang und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie die Hände der Männer zu ihren Waffen flogen. Überall blitzten plötzlich Messer und Schlagringe auf. Der Moment war gekommen. Oskar versetzte Willi einen Stoß

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