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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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vorbereiten!«
    Â»Wieso?«, fragte Oskar. »Was sind das für Leute?«
    Â»Soldaten.« Humboldt ließ das Fernrohr sinken. »Mindestens zwanzig.«
    Oskar sah seinen Freund wie ein Kaninchen hierhin und dorthin rennen, den Kopf eingezogen und versuchend, den tödlichen Geschossen auszuweichen. Immer näher schlugen die Kugeln um ihn herum ein. Nie hätte Oskar es für möglich gehalten, dass Willi so flink rennen konnte.
    Â»Komm schon«, feuerte er ihn an. »Du hast es gleich geschafft. Nur noch ein paar Meter.«
    Den Karabiner in der einen, eine Tasche in der anderen Hand, legte Willi den letzten Rest der Strecke zurück und ließ sich dann keuchend vor Anstrengung neben ihnen ins Laub fallen.
    Â»Sie … kamen … wie aus dem … Nichts«, stammelte er. »Haben … einfach … angefangen zu … schießen.«
    Â»Was ist geschehen?« Humboldt nahm Willi das Gewehr aus der Hand und prüfte die Munition. Das Donnern der Hufe war jetzt unüberhörbar.
    Â»Ich … bin heute Morgen entlassen worden«, schnaufte Willi. »Da bin ich hierher. Hab doch sonst kein Zuhause. Ich wollte mich entschuldigen. Weil doch Eliza durch meine Schuld … das tut mir so leid … Da hab ich sie gesehen, wie sie im Anmarsch waren. Bin … zurück ins Haus … hab Waffen besorgt. Dachte … ihr seid bestimmt bei der Werkstatt. Hier …«, er öffnete die Tasche und leerte den Inhalt auf den Waldboden. Zusätzlich zu dem Karabiner hatte er noch zwei Pistolen und einen Haufen Munition eingepackt. Alles durcheinander und vieles davon im falschen Kaliber, aber einige der Patronen passten.
    Â»Gut gemacht.« Humboldt klopfte Willi auf den Rücken. »Sehr gut.«
    Oskar konnte ein schwaches Lächeln über Willis Gesicht huschen sehen.
    Im Nu hatte der Forscher die Waffen geladen und wies die anderen an, hinter den Bäumen Schutz zu suchen. Dann feuerte er einen Warnschuss in Richtung der Soldaten ab. Sofort sprangen die Männer von ihren Pferden, gingen in Deckung und erwiderten das Feuer. Kugeln pfiffen durch die Luft, schlugen in Bäumen ein, wirbelten Blätter hoch oder prallten mit hellem Klingeln vom Metallrahmen des Zeitschiffes ab. Der Lärm war ohrenbetäubend. Holzsplitter sausten herum, Blätter und Rinde prasselten von oben auf Oskars Kopf. Hin und wieder hörte er einen Querschläger vorbeisausen. Es war, als hätte die Hölle ihre Pforten geöffnet.
    Eine ganze Weile hielt das Bleigewitter an, dann ertönte eine Stimme. »Halt! Feuer einstellen!«
    Es wurde still im Wald.
    Oskar wagte, den Kopf zu heben. Pulverschwaden hingen in der Luft. Der Geruch nach Feuer und Schwefel stach ihm in der Nase. Durch den Dunst waren die Pickelhauben der Infanteristen zu erkennen. Gut verschanzt lagen sie hinter Erdwällen oder Baumwurzeln. Ein einzelner der Männer stand aufrecht. Breite Schultern, gerade Haltung, erhobener Kopf. Unzweifelhaft der Kommandant.
    Â»Herr von Humboldt?« Die Stimme klang tief und befehlsgewohnt. »Sind Sie das?«
    Â»Wer will das wissen?« Der Forscher hielt den Karabiner in Schussposition. Der Mann kam ein paar Schritte näher. Er schien keinerlei Angst zu verspüren.
    Â»Erich von Falkenstein. General der preußischen Infanterie. Ich will mit Ihnen sprechen.«
    Oskar blickte zu Charlotte hinüber und formte ein Wort mit seinen Lippen. General? Charlotte nickte, ihre Augen vor Angst weit aufgerissen.
    Â»Legen Sie die Waffen weg und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.«
    Jetzt konnte Oskar ihn besser sehen. Blaugrauer Uniformrock, doppelte Knopfleiste. Goldbestickte Epauletten und ein hochgeschlossener Kragen. Die Haltung, der Gesichtsausdruck, diese Stimme – alles an diesem Mann wirkte arrogant. Wobei die wichtigste Frage noch gar nicht gestellt worden war: Was hatte ein General in diesem Wald zu suchen?
    Â»Ergeben Sie sich, dann wird Ihnen nichts geschehen.«
    Â»Sie befinden sich hier auf meinem Grund und Boden«, rief Humboldt zurück. »Sie haben sich widerrechtlich Zugang verschafft und es dann auch noch gewagt, das Feuer auf uns zu eröffnen. Ich hätte jedes Recht der Welt, Sie wie einen räudigen Köter abzuknallen. Schicken Sie Ihre Männer fort, dann können wir reden.«
    Falkensteins Lachen klang trocken.
    Â»Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Herr von Humboldt. Meine

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