Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
Oskar. »Es steht ja wohl fest, dass Charlotte und ich dich begleiten werden.«
    Â»Ist das so?« Humboldt hob amüsiert die Augenbraue.
    Â»Aber natürlich«, sagte Charlotte. »Du brauchst uns. Sechs Augen sehen mehr als zwei. Bei zwei solchen Hitzköpfen ist es niemals falsch, eine Frau mit an Bord zu haben. Oder besser zwei, denn Wilma muss natürlich auch mit.«
    Humboldt lächelte. »Ich hatte gehofft, dass ihr mich begleitet. Aber natürlich wollte ich euch nicht vorgreifen, deshalb habe ich nichts gesagt.«
    Â»Wir wollen dich aber begleiten«, sagte Charlotte.
    Â»Stimmt«, bestätigte Oskar. »Und jetzt, nachdem das geklärt ist, könnten wir uns vielleicht wieder den technischen Details zuwenden. Ich habe immer noch nicht verstanden, was genau passiert, wenn es uns gelingen sollte, die Ermordung des Kaisers zu verhindern.«
    Â»Das werde ich euch erklären. Kommt näher.« Humboldt wandte sich wieder der Tafel zu.
    Es konnte sein, dass sie sich täuschte, aber Charlotte hatte den Eindruck, dass ihr Onkel etwas von seiner früheren Energie zurückgewonnen hatte. Lächelnd rutschte sie mit ihrem Stuhl näher an die Tafel.

36
    Plötzensee, Dienstag, 22.   Juni 1895 …
    A ls Oskar müde und übernächtigt bei der Werkstatt eintraf, liefen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Humboldt hatte angeordnet, das Zeitschiff auf Kufen aus der Werkstatt herauszuziehen und ein kleines Stück weiter unten zwischen einer Gruppe von Birken zu parken. Sie hatten vor, vier Wochen in die Vergangenheit zu reisen. Zu diesem Zeitpunkt existierte das Zeitschiff bereits. Sie würden sich bei ihrer Rückreise also exakt in dem Raum materialisieren, in dem sich bereits ein Zeitschiff befand. Laut Humboldt durften niemals zwei Gegenstände zur selben Zeit denselben Raum einnehmen. Das konnte zu schwerwiegenden Defekten in der temporalen Struktur führen. Aus diesem Grund hatte der Forscher einen Ort ausgewählt, der zwar in der Nähe lag, aber doch weit genug entfernt war, um jedes Risiko zu vermeiden. Für Oskar und die anderen bedeutete das, den vorderen Teil der Werkstatt abzubauen und aus den so gewonnenen Holzplanken eine Art Steg zu errichten, auf dem sie die schwere Maschine wie eine Art Schlitten bewegen konnten.
    Etwas Unheilvolles lag in der Luft. Oskar spürte eine unsichtbare Bedrohung, die er aber nicht näher benennen konnte.
    Es ging auf neun Uhr zu, als sie das Schiff endlich mittels Rollen und Seilen an die gewünschte Stelle gezogen und im Boden verankert hatten. Erschöpft und ausgelaugt ließen sie sich zu Boden sinken. Eine Weile saßen sie dort, dann drehte Humboldt sich plötzlich um. Er schien etwas gehört zu haben und spähte in Richtung des Hauses. Oskar hörte es ebenfalls. Ein Geräusch, das irgendwie nicht hierher passen wollte.
    Â»Was ist das? Klingt nach Ausflüglern.«
    Â»Ausflügler?« Humboldt schüttelte den Kopf. »Es ist neun Uhr an einem ganz normalen Werktag. Da gibt es keine Ausflügler.«
    Humboldt lauschte schweigend in den Wald. Auch die anderen hatten es jetzt bemerkt.
    Â»Ich kann Pferde hören«, sagte Bert. »Schwere Rösser, und zwar eine ganze Menge davon.«
    Â»Da drüben, seht mal.« Lena deutete zwischen die Bäume. »Ist das Willi?«
    Â»Rennt wie ein Hase«, sagte Charlotte. »Als wär der Teufel hinter ihm her.«
    Â»Was hält er denn da in der Hand?«, fragte Maus. »Is’ das ein Stock?«
    Humboldt zog sein faltbares Fernrohr aus der Manteltasche und presste es ans Auge. »Er hat mein verdammtes Gewehr aus dem Waffenschrank geholt. Habe ich euch nicht gesagt, dass ihr niemals eigenmächtig an den Waffenschrank gehen dürft? Wo kommt er überhaupt plötzlich her? Ich dachte, die Gendarmerie habe ihn noch in Gewahrsam.«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment peitschte ein Schuss durch den Wald. Dann noch einer. Und noch einer.
    Das Echo brach sich an den Bäumen.
    Laub und Erde spritzten um Willis Füße herum auf, während er in geducktem Lauf auf sie zukam.
    Â»Auf ihn wird geschossen«, schrie Lena. »Seht mal, da hinten. Da kommen eine Menge Leute durch den Wald.«
    Â»Ich seh sie, ich seh sie«, sagte Humboldt, immer noch mit dem Fernrohr vor den Augen. »Sieht aus, als müssten wir einen Blitzstart hinlegen. Heron, alles für einen Zeitsprung

Weitere Kostenlose Bücher