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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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waren.
    Er hob seinen Arm. Überall tauchten jetzt die Soldaten auf, ihre Waffen im Anschlag.
    Â»Gewehre entsichern«, hörten sie Falkensteins Stimme. »Ziel ins Visier nehmen.« Und dann: »Legt an.«
    Dutzende Gewehrmündungen waren auf sie gerichtet.
    Oskar kniff die Augen zusammen. Durch den verbliebenen schmalen Schlitz sah er, wie Falkensteins Hand herabsauste.
    Â»Feuer!«

Teil 3
    Das Gesetz des Chronos

37
    Plötzensee, Freitag, 4.   Juni 1895 …
    O skar, reichst du mir mal die Butter?«
    Humboldts Hand tauchte hinter der aufgeschlagenen Zeitung auf, tastete über den Tisch und landete im Marmeladetopf.
    Â»Ach, herrje …«
    Der Forscher ließ die Zeitung sinken und steckte seine Finger in den Mund. Seine Augen wanderten über den gedeckten Frühstückstisch. »Wo ist denn die verdammte Butter?«
    Â»Kommt gleich«, erklang es aus der Küche. »Ich warte nur noch auf den Tee. Ist aber gleich fertig.« Ein Klappern und Klingeln ertönte, dann kam Eliza aus der Küche geschneit. In der einen Hand hielt sie die Butterdose, in der anderen eine Kanne Tee. Oskar schob den Brötchenkorb zur Seite und half ihr, die Kanne auf dem Untersetzer abzustellen. Der Forscher bediente sich, gab Kandiszucker und Milch in seine Tasse und übergoss das Ganze mit seiner geliebten Ostfriesenmischung. Nach dem ersten Schluck schmatzte er genießerisch. »Herrlich«, sagte er. »Und jetzt bitte ein Brötchen mit Butter und Marmelade.«
    Auch die anderen langten zu. Lena und Bert nahmen Eier, Maus und Willi Speck, Oskar und Charlotte ebenfalls Marmelade. Der große Wochenendeinkauf stand bevor und alle wollten sich noch einmal richtig stärken, ehe es in die Lebensmittelgeschäfte, zu den Getränkehändlern und Gemüseverkäufern ging.
    Â»Was gibt es denn für Neuigkeiten?«, fragte Oskar mit Blick auf die Titelseite der Berliner Morgenpost . Die Überschrift lautete: Vorbereitungen zur großen Ausstellungseröffnung laufen auf Hochtouren. Meteorologen rechnen mit Kaiserwetter.
    Â»Das Übliche«, sagte Humboldt mit vollem Mund. »Innenpolitische Streitereien, außenpolitische Querelen und über allem die Diskussion über die geplante Steuererhöhung. Ja, und nicht zu vergessen die prunkvolle Ausstellungseröffnung im Neuen Museum morgen Vormittag. Ich muss gestehen, die Funde aus Pergamon interessieren mich auch, aber nur, wenn das erste Gedrängel überstanden ist. Ich stelle mich doch keine zwei Stunden an, um dann von den Wärtern in einer Viertelstunde an den Exponaten vorbeigeschleust zu werden. Das kann sich antun, wer will.«
    Â»Angeblich soll morgen schönes Wetter sein«, sagte Lena. »Wir könnten ja einen Spaziergang an der Spree machen. Ein bisschen flanieren und uns anschauen, welche Mode die jungen Damen gerade so tragen.«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Morgen um neun Uhr haben wir einen Termin an der Universität, schon vergessen? Direktor Sprengler erwartet unseren Bericht aus Java. Außerdem fahrt ihr heute schon genug in der Gegend rum. So, und jetzt lasst mich in Ruhe frühstücken.«
    Lena schnaubte, doch dann legte Bert seinen Arm auf ihre Schulter und alles war wieder in Ordnung. Eliza schenkte den beiden noch eine Tasse Tee nach und setzte sich dann ebenfalls mit an den Tisch.
    Sie waren gerade beim zweiten Brötchen angelangt, als draußen auf dem Hof ein ohrenbetäubendes Knattern zu hören war. Durch die Scheiben sahen sie einen Mann auf einem dieser neumodischen Motorwagen auf den Hof fahren.
    Â»Nanu«, sagte Oskar. »Erwarten wir Besuch?«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Nicht dass ich wüsste, aber …«
    Â»Ich sehe mal nach«, sagte Oskar.
    Charlotte sprang auf. »Nicht wenn ich zuerst da bin.« Gemeinsam rannten sie zur Haustür und rissen sie so schwungvoll auf, dass ihr Besucher vor Überraschung einen Schritt zurückwich.
    Es war ein piekfein gekleideter Herr mit einer Melone auf dem Kopf, einem Zwicker auf der Nasenspitze sowie einer dunklen Weste mit Taschenuhr. Er trug eine Hose mit Bügelfalte und Hosenträgern und blank polierte Schuhe, die aussahen, als hätten sie richtig viel Geld gekostet. Unter seinem Arm hielt er eine Aktentasche, die er ängstlich an seinen Körper presste. Als er seine Überraschung überwunden hatte, räusperte er sich verlegen und blickte auf

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