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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Ford-Kastenwagen schob und sofort losfuhr. Die Hitze hatte nachgelassen, und der Regen fiel in einem heftigen Schauer. Bis zum Morgengrauen waren es noch einige Stunden.
    Sie fuhren zu einem auch nachts geöffneten Imbissrestaurant im Village und suchten sich einen freien Tisch.
    »Ein Mann wurde getötet«, sagte Tom. Er versuchte noch immer, die Tatsache von Millsteins Tod zu verarbeiten. »Jemand, den ich kannte. Jemand, mit dem ich mal getrunken habe.«
    »Das hätten auch Sie selbst sein können«, sagte Archer. »Sie hatten Glück, dass es nicht so war.« Er fügte hinzu: »Deshalb müssen wir schnellstens nach Hause zurückkehren.«
    Tom schüttelte den Kopf. Er war viel zu müde und niedergeschlagen, um sich eine vernünftige Entgegnung zu überlegen. Er betrachtete Archer, der ihm gegenübersaß. Doug Archer mit einem Bürstenhaarschnitt und einem gestärkten Hemd und schwarzen Lederschuhen; seine Turnschuhe hatte er offenbar im Jahr 1989 zurückgelassen. »Wie kommt es, dass Sie über alles Bescheid wissen?« Millstein tot, und Doug Archer vor dem Haus auf der Straße. Das war kein Zufall. »Was haben Sie hier eigentlich zu suchen?«
    »Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig«, sagte Archer. »Ich hoffe nur, dass wir dafür noch genügend Zeit haben.«
    Eine Stunde tickte auf der Wanduhr vorbei, während Archer von Ben Collier, dem Zeitreisenden, dem Wächter, erzählte.
    Vieles von dem, was Archer berichtete, klang wenig überzeugend. Tom glaubte es trotzdem. Es hatte sich schon seit Langem an Unglaubliches gewöhnt.
    Am Ende von Archers Bericht stützte er den Kopf in seine Hände und bemühte sich, wenigstens eine Andeutung von Ordnung in die soeben erhaltenen Informationen zu bringen. »Sie sind hierhergekommen, um mich zurückzuholen?«
    »Ich kann Sie überall hinbringen. Aber ja, ich glaube, das wäre das Klügste, was man jetzt tun kann.«
    »Wegen dieses sogenannten Eindringlings.«
    »Er weiß über Sie Bescheid und hat offensichtlich vor, Sie zu töten.«
    Es war eine hypothetische Bedrohung. Tom war ungehalten. »Der Tunnel war intakt, als ich in das Haus an der Post Road zog. Er hätte hereinkommen und mich im Schlaf umbringen können, wenn er wirklich existiert ... falls er noch am Leben ist. Damals schwebte ich in Gefahr, und jetzt tue ich das auch, also wo ist der Unterschied? Solange er mich nicht finden kann ...«
    »Aber er kann Sie finden! Mein Gott, Tom, er hat Sie sogar beinahe gefunden ... heute!«
    »Meinen Sie, er war es, der Lawrence getötet hat?« Tom war von dieser Vorstellung tief betroffen.
    »Es wäre der reine Selbstmord, daran zu zweifeln«, sagte Archer.
    »Es ist doch nur eine Vermutung ...«
    »Es ist eine Tatsache, Tom. Er war dort. Er war ganz in der Nähe, als ich Sie fand. Noch weitere fünf, zehn Minuten, die Straße hätte sich geleert, Sie wären in irgendeine Gasse abgebogen, und er hätte Sie erwischt.«
    »Das können Sie nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Nun, das ist es ja gerade. Ich kann es.«
    Tom ließ sich nicht anmerken, dass er besorgt war.
    »Es ist ganz einfach«, fuhr Archer fort. »Dieser Kerl hat drei Stationen im Zeitgefüge vernichtet, und jede war mit Maschinenkäfern besetzt, die bereit waren, diese um jeden Preis zu verteidigen. Er hat die kybernetischen Helfer mit einer elektromagnetischen Impulswaffe ausgeschaltet. Seine Rüstung hielt dem Impuls stand, die Maschinenkäfer aber nicht. Kaum ein kybernetischer Helfer hat das überlebt – es sei denn, sie wurden auch von seiner Rüstung geschützt.«
    »Wie war das denn möglich?«
    »Sie befanden sich in der Luft, die er einatmete. Winzig kleine Exemplare, nicht größer als Viren – kennen Sie die?«
    »Die kenne ich«, gab Tom zu. »Aber wenn sie sich in ihm aufhalten, warum können sie ihn dann nicht stoppen?«
    »Sie sind wie Drohnen ohne Zentrale. Sie sind versprengt und bekommen keinerlei Instruktionen. Aber sie senden auf schmaler Bandbreite kleine Mengen an Daten. Es ist eine Art Peilsignal. Ich kann es auffangen.«
    »Sie können es?«
    Archer drehte den Kopf zur Seite und zeigte einen kleinen Knopf in einem Ohr, der einem Hörgerät für Schwerhörige glich. »Ben hat dieses Ding von einigen kybernetischen Helfern für mich bauen lassen. Ich kann ihn orten, wenn er sich im Umkreis von acht- bis neunhundert Meilen aufhält. Sie übrigens auch.«
    »Sie sind auch in mir?«
    »Vollkommen freundlich. Machen Sie sich nicht in die Hose, Tom. Vielleicht haben sie Ihnen das Leben gerettet.

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