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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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Gasse nicht weit von ihrer Wohnung entfernt ermordet worden. Während sie geschlafen hatte, war der Tod in den Straßen unterwegs gewesen.
    Es war ein beängstigender Gedanke, und sie sah auf, reckte den Hals, um Tom auf der Straße zu suchen. Aber er war bereits verschwunden, untergetaucht im morgendlichen Verkehr und unauffindbar.

 
    5
    Der Angestellte an der Rezeption blickte in das Gästebuch, während er ihr den Schlüssel reichte. »Zimmer 312, Mrs. Winter.«
    Barbara erschrak. Hatte sie sich tatsächlich unter diesem Namen eingetragen? Sie nahm den Schlüssel entgegen und warf einen Blick auf die Seite, wo sie, ja, in sauberer Handschrift Mrs. Barbara Winter geschrieben hatte.
    Das Motel war nicht mehr als eine dreistöckige Biwakhütte, die eine Autostunde von Belltower entfernt an einem tristen Highway-Abschnitt stand. Sie hatte eigentlich durchfahren wollen, aber Tonys Anruf hatte sie an diesem Nachmittag während einer Konferenz in Victoria, B. C., erreicht, und es war schon spät. Sie war müde, und ihr Wagen ebenso. Daher hatte sie bei leichtem Regen um halb elf vor dieser wenig einladenden Unterkunft angehalten und ihren Namen ins Gästebuch eingetragen.
    Zimmer 312 roch nach trockener Wärme und Desinfektionsmitteln. Das Bett knarrte, und wenn man die Fensterläden öffnete, blickt man hinaus auf die verzerrte Spiegelung der Neonschrift – ZIMMER FREI – auf dem nassen Asphalt des Parkplatzes. Pkws und Trucks sausten in Gruppen von drei oder vier Fahrzeugen mit singenden Reifen vorbei.
    Vielleicht ist es dumm, ihn zu besuchen.
    Der Gedanke war nicht zu vermeiden. Er meldete sich immer wieder, seit sie sich in den Wagen gesetzt hatte und gestartet war. Er tauchte erneut in ihrem Bewusstsein auf, während sie aus ihren Jeans und ihrer Bluse schlüpfte und in die Duschkabine trat, um sich den Straßenstaub abzuwaschen.
    Vielleicht war es wirklich dumm, ihn zu besuchen. Vielleicht war es auch sinnlos. Rafe hatte es ganz gut aufgenommen, ohne sein Missfallen allzu deutlich zu zeigen. Aber Rafe, dreiundzwanzig Jahre alt, betrachtete den Altersunterschied von sechs Jahren zwischen ihnen als eine tiefe Kluft und fühlte ihre Beziehung von ihrer dauerhaften Zuneigung zu Tom ständig bedroht. Sie war ihm entgegengekommen und hatte ihre Kontakte auf ein Minimum beschränkt ... bis jetzt.
    Es war dumm, ihre Beziehung zu Rafe aufs Spiel zu setzen. Es war die einzige Beziehung, die sie im Augenblick unterhielt, und wollte sie auf keinen Fall verlieren. Aber sie dachte auch daran, was Tony am Telefon gesagt hatte.
    Diesmal kann ich nichts für ihn tun.
    Die Worte waren wie ein kalter Windstoß durch ihr Bewusstsein gefahren.
    »Bitte«, sagte sie laut. »Bitte, Tom, du dummer Kerl, bitte sei okay.«
    Dann verkroch sie sich unter die kühlen Motelbettlaken und schlief bis zum Morgengrauen.
    Am Morgen versuchte sie ihr Glück per Telefon. Aber er meldete sich nicht.
    Zuerst geriet sie in Panik. Sie machte sich Vorwürfe, die Nacht hier verbracht zu haben. Sie hätte nicht mehr allzu weit fahren müssen. Sie hätte die Fahrt fortsetzen, hätte vor seiner Tür erscheinen und ihn retten können ...
    Wovor?
    Nun, das war die Frage, nicht wahr? Die große, unbeantwortete Frage.
    Sie bezahlte, verstaute ihr Gepäck im Kofferraum des Wagens und fädelte sich in den spärlichen Verkehr auf dem Highway ein.
    Seit sie Tom verlassen hatte, hatte sie genau zweimal mit seinem Bruder Tony gesprochen. Bei beiden Gelegenheiten hatte er sie gebeten, Tom zu helfen.
    Der erste Anruf war vor einigen Monaten erfolgt. Tom hatte zu trinken begonnen, seinen Job verloren, und er war die Miete für seine Wohnung schuldig geblieben. Wenn Barbara eher davon erfahren hätte, wäre sie vielleicht von sich aus gekommen, um zu helfen ... aber als Tony sie anrief, hatte die Situation sich fast schon wieder beruhigt. Tony hatte seinem Bruder einen Job in Belltower besorgt, und Tom war mittlerweile trocken. »Ich glaube nicht, dass ich ihm irgendwie helfen könnte«, hatte sie gesagt.
    »Du könntest zu ihm zurückkehren«, hatte Tony erwidert. »So sehr es mir auch widerstrebt, das auszusprechen. Ich glaube, das würde ihm helfen.«
    »Tony, du weißt, dass ich das nicht tun kann.«
    »Zur Hölle, warum nicht? Es geht schließlich um Tom.«
    »Wir hatten Gründe für unsere Trennung. Ich lebe jetzt in einer anderen Beziehung.«
    »Du haust mit irgendeinem halbwüchsigen Anarchisten zusammen. Ich hab schon davon gehört.«
    »Diese Diskussion hilft

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