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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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schwer in ihrer Hand. »Wie denkt Loreen darüber?«
    »Es war Loreen, die mich dazu gedrängt hat, dich anzurufen.«
    Dann war es etwas Ernstes. Loreen war zwar geistig keine Leuchte, aber sie hatte ein gutes Gespür, was Menschen und ihre Probleme betraf. Barbara fragte: »Warum, Tony? Wie ist es dazu gekommen?«
    »Wer weiß? Vielleicht verrät Tom es dir.«
    »Soll ich mit ihm reden?«
    »Ich kann niemandem mehr raten, was er tun soll. Das habe ich hinter mir. Wenn es dich wirklich beschäftigt, dann weißt du, wo er zu finden ist.«
    Nachdem Tony aufgelegt hatte, lauschte sie lange dem Summen in der Leitung.
    Ihre Ehe war beendet. Sie schuldete Tom nichts mehr. Es war unfair, dass man ihr das Problem in den Schoß legte.
    Sie packte ihren Koffer und trug ihn hinunter ins Foyer. Dort traf sie Rafe und erklärte ihm die Situation so behutsam wie möglich. Er sagte, er habe dafür Verständnis. Wahrscheinlich log er.
    Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Zündschlüssel ins Schloss steckte.
    Sie musste zweimal an einer Tankstelle haltmachen, um sich auf der Straßenkarte zu orientieren. Als sie Toms Haus fand, war es fast zehn Uhr, Sonntagmorgen. Hier draußen an der Post Road war alles friedlich. Der Himmel war klar, und der Sommer näherte sich mit Riesenschritten. Barbara stieg aus dem Wagen und atmete tief die vom Kiefernduft erfüllte Luft ein.
    Das Haus sah ebenfalls friedlich aus. Sehr sauber, fast unberührt. Das Dach war vom Moos befreit, und die Seitenwände sahen aus wie frisch geschrubbt. Den Rasen hatte Tom jedoch längere Zeit nicht mehr gemäht.
    Sie verstaute die Wagenschlüssel in ihrer Handtasche. Ich hätte nie gedacht, dass ich so nervös sein würde.
    Aber jetzt konnte sie nicht mehr umkehren. Sie stieg die Eingangstreppe hinauf und klopfte an der Tür. Kräftig, poch-poch-poch. Dann, als sich nichts rührte, fester.
    Das Geräusch hallte wider und erstarb in der frischen Luft dieses Sonntagmorgens. Kein Laut, außer dem Rascheln der Bäume, ertönte.
    Sie hatte sich gegen alle Eventualitäten gewappnet, nur auf dies war sie nicht vorbereitet. Vielleicht ist er ausgegangen? Das Garagentor war geschlossen und verriegelt – keine Möglichkeit festzustellen, ob der Wagen darin stand.
    Man konnte auch nicht in Erfahrung bringen, ob er noch lebte. Tonys Worte kamen ihr wieder in den Sinn: Ich glaube, er hat gewisse Selbstmordtendenzen. Vielleicht war sie zu spät gekommen. Aber dieser Gedanke war schrecklich und völlig aus der Luft gegriffen, ein Produkt ihrer eigenen Ängste. Sie verdrängte ihn entschlossen aus ihrem Bewusstsein. Wahrscheinlich war er nur für kurze Zeit weggegangen. Sie beschloss, im Auto zu warten.
    Nach einer halben Stunde, in der sie versucht hatte, eine bequeme Position im Fahrersitz zu finden – und als sie unruhig und hungrig zu werden begann –, nahm sie eine Bewegung hinter einem Fenster des Hauses wahr.
    Verärgert, dass er ihr Klopfen ignoriert hatte – vielleicht hatte er es ja auch gar nicht gehört –, lief sie zum Fenster und warf einen Blick hinein ...
    Sie schaute in die Küche, legte eine Hand ans Fenster, schirmte die Augen ab und sah Tom mit dem Rücken zu ihr stehen. Sein Hemd hing aus der Hose, und er trug ziemlich mitgenommen aussehende Jeans. Er bückte sich zu etwas auf dem Küchenfußboden hinunter. Sie sah es davoneilen – etwa eine Katze? Aber das war seltsam. Tom hatte nie etwas für Haustiere übriggehabt.
    Die Menschen verändern sich , sagte sie sich.
    Sie klopfte wieder an die Tür, diesmal so kräftig wie möglich.
    Wenige Sekunden später öffnete Tom die Tür.
    Sein Lächeln verflog, als er sie erblickte. »Mein Gott«, stieß er hervor.
    »Ich bin schon eine Weile hier«, sagte sie. »Ich habe geklopft ...«
    »Dann war ich wohl gerade unten. Mein Gott. Komm rein.«
    Sie betrat das Haus fast mit einer Entschuldigung auf den Lippen. Seine Verblüffung schüchterte sie regelrecht ein. Ich hätte vorher anrufen sollen. »Ich wollte dich nicht überfallen, aber ...«
    Er winkte ab. »Es ist schon in Ordnung. Ich war häufig nicht im Haus ... und ich gehe nicht immer ans Telefon.«
    Sie gab sich mit seiner Erklärung zufrieden, so beunruhigend sie auch klang. Er deutete einladend auf das Sofa. Sie setzte sich.
    Der Raum war neutral und nüchtern möbliert, beinahe unpersönlich. Barbara erkannte ein paar Stücke aus der alten Wohnung in Seattle – ein Regal mit Jazzplatten, den Stereoverstärker, den Tom während seiner elektronischen

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