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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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sich aufs Sofa lümmelt.
    »Was machst du hier?«, knurre ich.
    »Gar nichts«, antwortet sie. »Ihr zwei seid echt das Letzte.«
    »Du bist das Letzte«, gebe ich zurück.
    Sie verschränkt die Arme. Steve wirft ihr einen Blick zu und ichnutze die Gelegenheit und drücke ihm auf dem Bildschirm einen Aufwärtshaken rein, der sich gewaschen hat. Doch er rappelt sich wieder hoch und schlägt mich trotzdem.
    »Willst du mich verarschen? Wieso kannst du das so gut?«
    »Naturtalent, Chuck. Alles Naturtalent.«
    »Echt, Mann, du bist der reinste Guru.«
    »Tja, das macht die jahrelange Übung.«
    »Übung in was denn? Im Wichsen oder was?«
    Zum Spaß boxt mich Steve tatsächlich auf den Arm.
    »Ekelhaft!«, wirft Beth aus dem Hintergrund ein.
    Steve und ich lassen unser Gekabbel und schauen sie an.
    »Frag sie«, schlägt Steve vor.
    »Was?! Nie im Leben«, sage ich.
    Steve schüttelt den Kopf. »Nicht wegen mir«, flüstert er. »Wegen Amy .«
    Ich seufze. Mag sein, ich finde Beth nervig und hasse es, dass sie viel beliebter ist als ich, mehr Freunde hat und öfter auf Partys geht (in diesem Fall heißt das öfter als nie), dass sie mit mehr Jungs zusammen war als ich mit Mädchen (null kann man leicht überbieten)   – aber Steve liegt mir schon ewig in den Ohren, sie könnte mir wertvolle Auskunft geben.
    »Wer ist Amy?«, fragt Beth mit schriller Stimme.
    Wieder seufze ich. »Nur so ein Mädchen«, sage ich, »das ich irgendwie   …«
    »Bist du etwa verknallt?!«, kreischt Beth. »Oooooh, Chuck hat eine Freundin!«
    »Vergiss es und halt die Klappe.« Ich wünsche mir, sie hätte recht.
    »Hast du mit ihr geredet?«, fragt Beth. Ich kann nicht einschätzen, ob sie sich über mich lustig macht oder nicht.
    Ich gebe nach. »Na ja, schon irgendwie. Ein Mal. Ich hab ihren runtergefallenen Pizzarest nicht aufgehoben, und als ich dann ›Sorry‹ gesagt habe, da hat sie mich angelächelt. Das war es so ziemlich.«
    Beth ignoriert meinen detaillierten Bericht. »Weißt du, was Mädchen mögen?«, fragt sie.
    Ich schaue zu Steve, der in Gegenwart meiner rotznäsigen kleinen Schwester zu Eis erstarrt ist.
    »Fußballstars? Reiche Typen? Tonnenweise Selbstvertrauen?«
    »Nein. Komplimente«, sagt sie.
    »Was?«
    »Mädchen mögen Komplimente. Tatsache. Such dir irgendwas an ihr   – ganz egal was   – und sag, dass du’s schön findest.«
    »Ich latsche einfach so zu ihr hin, such mir was aus und sage: He du, das finde ich schön? Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    Ich wende den Gedanken hin und her.
    »Beth, du Miststück, verarschst du mich jetzt oder was?«
    »Red nicht so mit mir. Das erzähl ich Mom.«
    Kein Zweifel, dieses Gespräch ist an seinem Endpunkt angekommen. Beth steht auf und will gehen.
    »Hey, Beth«, lässt Steve auf einmal vom Stapel.
    Beth bleibt stehen und sieht sich demonstrativ im Zimmer um. »Redest du mit mir?«
    Was für eine gottverdammte Zicke.
    »J-ja«, haspelt Steve. »Mhm, ich könnte dich mitnehmen, in die Schule, wenn du willst. Chuck fährt auch bei mir mit, weißt du ja.«
    Beth mustert Steve von oben bis unten. Sie scheint abzuwägen, ob er überhaupt eine Antwort verdient. »Nein danke. Ich fahr woanders mit.« Damit stolziert sie aus dem Zimmer.
    Wir wenden uns wieder der Wii zu.
    »Ich werde dieses Gespräch aus meinem Gedächtnis streichen«, sage ich.
    »Ich auch«, sagt Steve und dann drischt er virtuell voll auf mich ein.
    Ich beschließe, dieses Spiel nie mehr mit ihm zu spielen.

E ins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Halt, da ist was verkehrt. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs   … hab ich die Drei ausgelassen? Scheiße. Noch mal. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Passt!
    Ich fummele jetzt schon minutenlang am Schloss meines Schließfachs herum. Mir ist vollkommen klar, dass es abgeschlossen ist, außerdem habe ich überhaupt nichts Wertvolles drin. Trotzdem macht mich fertig, was passieren könnte, wenn ich es nach dem Verschließen nicht vierzehn Mal drehe und dann genau auf null stehen lasse. Lieber auf Nummer sicher gehen.
    Geistig schon reichlich erschöpft laufe ich zu meinem Mathekurs. Ich trage meine gelben Chucks. Warum so nervös? Heute ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal mit Amy reden werde (wenn man von der Pizza-Episode und meinem Sorry-Gemurmel einmal absieht). Ich gehe einfach auf sie zu, suche mir was Schönes an ihr aus

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