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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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Unterricht geht weiter und zu meinem Glück scheinen alle meinen Ausbruch binnen kürzester Zeit vergessen zu haben. Ich danke Gott, dass er offenbar meine gesamte Generation mit ADHS gestraft hat. Trotzdem würde ich mich am liebsten in Luft auflösen. Ich blättere eine Seite in meinem Notizblock um und finde meine To-do-Liste für heute.
    Unter mein Bett machen steht: Amy ein Kompliment machen.
    Auch das streiche ich durch und schreibe noch was dazu: dich zum gottverdammten Idioten machen .
    Und streiche es durch.

N ach der Schule gehe ich mit Steve zu seinem Auto. Zum wer-weiß-wievielten Mal gebe ich ihm einen detaillierten Spielbericht von meiner Anbaggeraktion im Mathekurs. Urplötzlich bleibt er stehen.
    »Jetzt mal im Ernst, Chuck, wieso hast du das gesagt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Sieht so aus.«
    Diesmal ist Steve alles andere als eine Hilfe. Aber er kann mich nicht noch weiter runtermachen, denn vom Parkplatz her kommen uns Parker und Ashley Allen entgegen. Ashley ist Parkers bester Kumpel auf dem Fußballfeld, auch wenn ich nie verstanden habe, wieso er nicht Basketball spielt, wo er doch mindestens eins neunzig groß ist. (Er wäre übrigens perfekt für das große Mädchen, das ich in der Praxis von Dr.   S. gesehen habe; das muss ich mir merken.)
    Parker bleibt zwischen uns und Steves Auto stehen, also sind wir gezwungen, auf ihn zuzugehen. Ich weiß nie, ob Parker diese Spielchen absichtlich macht. Vielleicht ist er gar nicht so blöd,wie er aussieht. Der Tag ist windig und seine beknackten Warm-up-Hosen flattern so wild, dass seine Oberschenkel zwischen den Druckknöpfen durchblitzen.
    »Wie läuft’s, Arschficker?«, stichelt Parker.
    Steve ist außer sich vor Angst, das sehe ich. »Lass mich in Ruhe, Parker.«
    »Und was, wenn nicht?« Er gibt Steve einen Stoß vor die Brust.
    Ich sollte etwas sagen, egal was. Aber heute scheint es mit meiner Geistesgegenwart einfach nicht weit her zu sein. Und ich bin sowieso eher ein Weichei. Zum Glück schaltet sich Ashley ein.
    »Komm jetzt, Parker. Lass uns endlich hier abhauen.«
    Irgendwie konnte ich Ashley schon immer gut leiden. Von all den Sportlerärschen ist er der netteste, das meine ich fast als Kompliment. In gewisser Weise beneide ich ihn. Sagen wir mal so: Wenn ein Typ Ashley heißt, kann er die Highschool wohl nur überleben, indem er tough ist. Ich wäre auch gerne tough.
    »Nee, Mann«, sagt Parker und wedelt Ashley weg, »ich will erst sehen, was der kleine Arschficker hier zu sagen hat.«
    »Fick dich, Parker«, sagt Steve. Ich, Ashley, Parker und sogar Steve selbst, wir sind alle geschockt.
    Whoa!
    Parker schubst Steve, der fällt hin und schlägt sich den Ellbogen auf. Parker baut sich grollend über ihm auf.
    Da sieht Ashley die Direktorin über den Parkplatz kommen. Mrs   Rodriguez guckt nicht mal in unsere Richtung, aber ihre Nähe scheint ihm doch unbehaglich zu sein.
    »Parker, lass uns fahren!«
    Parker löst den Blick von Steve und starrt mich nieder. Er streckt den Arm vor, als wollte er mich auch umschubsen. Ich zucke zusammen, Parker grinst. In Gedanken erkläre ich ihn zum König aller Vollpfosten. Er und Ashley schlendern schließlich davon.
    Ich helfe Steve auf die Füße. Sein Ellbogen blutet, doch es istnicht allzu schlimm. Seine Augen glänzen und ich habe Angst, er könnte losheulen, macht er aber nicht. Erleichtert seufze ich auf; ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn er wirklich weinen würde.
    »Alles klar?«, frage ich.
    »Ja, ich bin okay. Was für ein Arsch.«
    »Sollen wir Mrs   Rodriguez was sagen?«
    »Nein, schon in Ordnung.«
    Ich weiß nicht, was ich sonst sagen könnte.
    »Ich will dich was fragen«, sagt Steve. »Meinst du, Parker wird ein Profi?«
    »Fußballprofi? Nie im Leben.«
    »Genau. Also seh ich das so: Ich muss ihn noch ein paar Monate aushalten. Während wir dann an der Uni sind, wird er so viel saufen, dass er irgendwann aus dem Deppencollege rausfliegt, in dem er mit Ach und Krach einen Platz ergattert hat, und dann lernt er in irgendeiner Klitsche, wie man Autogetriebe repariert. Und wenn ich Parker das nächste Mal sehe, beim Klassentreffen in zehn Jahren, arbeitet er in einer beschissenen Autolackiererei und ich habe eine Frau mit monstergroßen Kunsttitten. Damit kann ich leben.«
    »Sicher?«, frage ich.
    »Klar, ist doch geil.«
    Steve kapiert nicht, dass ich über ihn rede und nicht über

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