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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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durch, immer wieder und wieder. Fühlt sich gut an, von etwas nicht loszukommen, das   … gut ist. Mein Tagtraum wird abrupt gestört.
    »Chuck!«
    Mom ruft mich von der Küche aus. Ehrlich, mein Zimmer und die Küche liegen nicht besonders weit auseinander. Gibt keinen Grund zu brüllen.
    Ich schwebe die Treppen runter. Das Leben ist schön.
    Aber wie immer ist dieses Gefühl schnell vorbei. Beim Betreten der Küche sehe ich den ernsten Ausdruck in den Gesichtern meiner Eltern. Schnell gehe ich innerlich alles durch, was ich vielleicht verkehrt gemacht habe und wofür ich Hausarrest kriegen könnte. Doch mein Gewissen ist rein.
    »Setz dich, Chuck«, sagt Dad.
    Das tue ich. »Was ist los?«, frage ich.
    »Gar nichts«, erwidert Mom. »Wir wüssten nur gerne, wie es so läuft mit Dr.   Srinivasan.«
    Oh.
    »Alles ganz okay, denk ich mal.« Ich muss es irgendwie schaffen,ihnen das zu sagen, was sie hören wollen, damit dieses Gespräch schnell ein Ende hat. Zumindest für heute Abend.
    »Sie sagt, ihr wärt sozusagen   … stecken geblieben«, sagt Mom, woraufhin ich die Augen verdrehe. »Sie hat mit dir über Lexapro gesprochen, stimmt’s?«
    »Mom, wozu fragst du mich, wenn du eh alles weißt?«
    Mom begreift, dass sie sich auf heiklem Terrain bewegt. »Du sollst nur wissen, dass wir das Rezept eingelöst haben.«
    Dad holt eine Dose mit orangefarbenen Pillen aus einem Tütchen und stellt sie ohne großes Theater vor mir auf den Küchentisch.
    »Das zahlt die Versicherung«, erklärt er stolz.
    Dad. Immer für eine Überraschung gut.
    »Außerdem sollst du wissen«, fährt Mom fort, »dass wir dich nicht zwingen werden, die Tabletten zu nehmen. Aber wir finden, du solltest darüber nachdenken.«
    »Ich mach das nicht.«
    »Chuck   …«
    »Ich brauch keine Pillen. Ich bin nicht depressiv.«
    »Das hat auch keiner behauptet, Chuck«, sagt Mom. »Es gibt so viele Leute, die solche Medikamente einnehmen. Millionen von Leuten, wenn man’s genau nimmt.«
    Ich nehme einen tiefen, angewiderten Atemzug.
    Dad nimmt die Pillendose und drückt sie mir fest in die Hand.
    »Denk einfach mal drüber nach.«
    Ich starre das Döschen an. Da steht es schwarz auf weiß:

    Und mein Tag ist so super gewesen   …
    Nach zwanzig Minuten vergnügten Plauderns mit Mom und Dad trotte ich zurück in mein Zimmer. Ich setze mich an den Schreibtisch und starre wieder die Pillendose an. Dann öffne ich die Schublade direkt neben meinem Bett. Ironischerweise liegt da auch meine Wichsliste drin, damit ich immer schnell drankomme. Ich schmeiße die Lexapros rein und schließe die Schublade wieder. Verfahren abgeschlossen.
    Ich sinke im Schreibtischstuhl zusammen. Da höre ich ein Pling von meinem Laptop. Eine neue Mail. Wahrscheinlich schickt mir Steve irgendeinen bescheuerten YouTube-Clip. Ich schaue in meine Mailbox. Doch es ist etwas ganz anderes, als ich erwartet habe:

    Amy Huntington möchte auf Facebook mit dir befreundet sein.
    Und da ist ein kleines Profilbild von Amy, die zwinkernd das Peace-Zeichen macht. Wahnsinn.
    Noch nie im Leben habe ich eine Freundschaftsanfrage schneller bestätigt. Stimmt, ich bekomme nicht viele, aber trotzdem.
    Keine zwei Minuten später kommt eine Facebook-Nachricht von Amy. Ehrlich, mein kleines Herz kann so viel Drama an einem Tag kaum verkraften. Amy will wissen, ob wir uns am Donnerstag nach Schulschluss zum Mathelernen in der Bibliothek treffen können. Ich diskutiere mit mir, ob ich mit dem Zurückschreiben lieber noch warten soll, um nicht übereifrig zu wirken, doch ich entscheide, dass ich sowieso schon auf der Gewinnerseite bin und nichts zu verlieren habe. Ich tippe ein, dass mir Donnerstag passt. Aber ich weiß nicht, wie ich die Nachricht beenden soll. Ich schreibe:

    Peace,
    Chuck
    Dann wird mir klar, dass ich nicht so gnadenlos cool bin, wie man für so was sein müsste. Also schließe ich mit:

    – Chuck
    Einfach und doch elegant. Ich halte die Luft an und drücke auf Enter.

E in Tag für beigefarbene Chucks: unruhig. Ich sitze in der Schulbibliothek und warte auf Amy. Den ganzen Tag habe ich an nichts anderes gedacht   – eigentlich jeden Tag, seit sie mich gefacebooked hat. Jetzt ist es so weit. Sie ist da.
    Amy setzt sich an den viel zu großen Tisch, den ich für unsere Lernsession requiriert habe. Sie trägt wieder die Army-Jacke. »Hey, du«, sagt sie.
    Wenn es sozial akzeptabel wäre, vor Verzückung in Ohnmacht zu fallen, würde ich das tun.
    »Hey«, antworte ich

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