Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
Vom Netzwerk:
machen leichter. Zofia und ich und Walentyna sind sehr froh, daß wir haben das Mädchen, was wird das Telefon abnehmen.«
    Ruth freute sich, daß sie jemanden gefunden hatten. »Wie habt ihr sie gefunden?« fragte sie.
    »Ich habe angerufen Dr. Blechner«, sagte Edek.
    »Dr. Blechner?« sagte Ruth. »Dr. Blechner ist doch Zahnarzt.«
    »Sowieso er ist Zahnarzt«, sagte Edek. »Aber er hat ein Mädchen, was abnimmt das Telefon. Und was macht die Reservierungen für die Leute, was müssen gehen zu Dr. Blechner.«
    »Das sind zwei verschiedene Tätigkeiten«, sagte Ruth. »Die eine besteht darin, Zahnarzttermine zu vereinbaren, und die andere darin, Tischreservierungen entgegenzunehmen.«
    »Beides sind Reservierungen«, sagte Edek. »Einmal für die Zähne und einmal für das Essen. Und das Essen ist nicht so verschieden von den Zähnen. Man muß haben Zähne, wenn man will essen.«
    Edek schien zufrieden mit seiner logischen Schlußfolgerung. Edeks Logik machte Ruth sprachlos. Sie war versucht, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß in seiner Kette von Feststellungen und Ableitungen und Schlußfolgerungen ein paar Glieder fehlten. Aber sie hielt den Mund.
    »Dr. Blechner hat gesagt, daß eines der Mädchen, was haben gearbeitet für ihn, gerade sucht eine Stelle«, sagte Edek. »Und ich habe sie angerufen. Und darüber sie war sehr glücklich. Sie ist sofort gekommen.«
    »Was hast du zu Dr. Blechner gesagt?« fragte Ruth.
    »Ich habe gesagt, daß ich habe eine kleine Firma und daß wir brauchen eine Person, was kann abnehmen das Telefon«, sagte Edek. »Und Dr. Blechner hat gesagt, daß dieses Mädchen Cheryl ist sehr gut.«
    »Also habt ihr eine Zahnarzthelferin in eurem Restaurant eingestellt?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Edek. »Und sie ist sehr glücklich, und wir sind sehr glücklich.« Ruth schüttelte den Kopf. »Es ist keine so schwierige Sache, Ruthie«, sagte Edek. »In dem einen Fall man macht aus Termine für Zähne, was man muß reparieren, und im anderen Fall man macht aus Termine für Leute, was wollen essen.«
    So dargestellt, klang es fast schon vernünftig.
    Ruth fragte sich, was Patricia Biscuit zu Edeks Methoden der Personalanwerbung sagen würde. Sie war sich sicher, daß Patricia Biscuit einen unumstößlichen Kanon von Erfordernissen hatte, eine Liste der Eigenschaften, Fähigkeiten und Referenzen, die eine Telefonistin mitbringen mußte, wenn sie in einem Restaurant arbeiten wollte. Patricia Biscuit hatte Ruth Anfang der Woche angerufen. »Sie habenmir ganz schön viel verschwiegen«, hatte sie in etwas säuerlichem Ton gesagt. »Von der Marketingstrategie für das Restaurant haben Sie kein Wort gesagt.«
    »Ich hatte nicht gewußt, daß es eine gab«, hatte Ruth gesagt. »Und die Betreiber sicher genausowenig.«
    »Das mit der Greencard-Lotterie war ein besonders raffinierter Schachzug«, hatte Patricia Biscuit gesagt.
    »Es ist wahr«, hatte Ruth geantwortet.
    »Falls sie meine Hilfe brauchen«, hatte Patricia Biscuit gesagt, »sagen Sie ihnen dann bitte, daß es mir ein Vergnügen wäre?«
    Zofia kam aus der Küche. »Zofia, mein Liebling, komm und setz dich ein bißchen zu uns«, sagte Edek. »Ruthie ist da.«
    Ruth war erschrocken. Zofia, mein Liebling. Das hatte Edek gesagt. Er hatte nicht gesagt: Zofia, Liebling, er hatte gesagt: Zofia, mein Liebling. »Zofia, Liebling« klang burschikos. Mit »Zofia, mein Liebling« verhielt es sich völlig anders. Das Possessivpronomen hatte etwas dezidiert Besitzergreifendes und Unverblümtes. Ruth hatte Edek noch nie zuvor »Zofia, mein Liebling« zu Zofia sagen hören. Ruth war unwohl. Sie holte tief Luft. Sie wußte, daß das Unwohlsein, das sie verspürte, unsinnig war.
    Ruth ging von der Arbeit nach Hause. Es regnete in Strömen. Dichter Regen fiel vom Himmel. Ruth hielt einen durchsichtigen Plastikregenschirm, den sie kürzlich erworben hatte, über ihren Kopf. Durchsichtige Plastikregenschirme waren schwer zu finden. Ruth hielt Regenschirme gerne nah über ihren Kopf. Auf diese Weise blieb man so trocken wie möglich. Der Nachteil war, daß man nicht sah, wohin man ging. Mit einem durchsichtigen Regenschirm konnte sie immerhin sehen, wo sie sich befand.
    Ein heftiger Windstoß stülpte das Innere ihres Regenschirms nach außen. Ruth trat in eine Einfahrt und versuchteden Schirm wieder in Form zu bringen. Der Stock des Schirms brach mitten entzwei. Ruth steckte den Schirm in einen Abfalleimer und ging weiter, den Regenhut auf den Kopf gedrückt

Weitere Kostenlose Bücher