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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Nachrichtenteils der New York Times . Sie las den Wetterbericht und blätterte durch die Seiten mit Restaurant- und Weinempfehlungen, bis sie plötzlich wie vom Schlag getroffen innehielt. Auf Seite sechs befand sich unter der Überschrift »Im Paradies der Klopse« ein Foto von Edek. »Dem bezauberndsten siebenundachtzigjährigen Oberkellner von ganz New York begegnet man in einem neuen Restaurant in der Lower East Side namens ›Klops braucht der Mensch‹«, besagte der Artikel. Weiter hieß es, »Klops braucht der Mensch« sei nicht nur ein neues Restaurant, sondern eine einzigartige Bereicherung der New Yorker Restaurantszene. »Wenn Edek Rothwax selbst nichtGrund genug wäre, einen zum Wiederkommen zu bewegen«, hieß es, »dann wäre es das Essen. Es gibt Klopse, Klopse und noch einmal Klopse. Aber was für Klopse!« In dem Artikel wurden acht oder zehn verschiedene Sorten Klopse geschildert, bevor es wieder um Edek ging. Allem Anschein nach hatte Edek dem Reporter seine Lebensgeschichte erzählt und auch den Kurzauftritt als Leiter der Vorwärtsabteilung bei Rothwax Correspondence nicht ausgespart.
    Ruth rief Edek an. Normalerweise rief sie ihn so früh nicht an. »Ich sehe, daß du hast schon gesehen, was steht in der Zeitung«, sagte Edek.
    »Es ist nicht zu glauben«, sagte Ruth. »Wer hat dem Reporter von der Times von deiner Existenz erzählt?«
    »Das war ich«, sagte Edek.
    »Du warst das?« sagte Ruth.
    »Ich habe angerufen bei der New York Times und habe erklärt, daß Zofia aus Zoppot hergekommen ist, weil sie und Walentyna haben gewonnen die Greencards. Und daß Zofia sofort hat erkannt, daß die Leute, was wohnen in New York, keine Klops haben«, sagte Edek. »Ich habe ihm gesagt, daß sie macht sehr, sehr viele verschiedene Klops. Klops, wie er sie noch nie hat gegessen in seinem ganzen Leben. Ich habe ihm gesagt, daß Zofias Klops sind nicht von dieser Welt.«
    »Und er hat sich das angehört?« sagte Ruth.
    »Sowieso«, sagte Edek. »Er ist zu uns gekommen in der Woche nach der Woche von meinem Anruf. Er hat mir erklärt, daß er hatte zu tun und nicht konnte kommen vorher. Ich habe gesagt, daß das mir und Zofia und Walentyna nichts ausmacht.«
    Als Ruth in ihrem Büro ankam, erwarteten sie bereits sechs Botschaften von Kunden, die den Artikel gelesen hatten. Alle gratulierten ihr. »Ich wußte nicht, daß Sie einen sointeressanten Vater haben«, sagten zwei Kunden in ihren Botschaften. Ein anderer Kunde fragte, ob er sich auf sie berufen dürfe, wenn er einen Tisch bestellen wolle. Zachary, Zelda und Kate riefen nacheinander an. Sie waren alle aus dem Häuschen.
    »Nicht zu fassen, daß Grandpa in der New York Times steht!« sagte Zelda.
    »Meine Mitarbeiter in der Klinik wollten alle wissen, ob er mein Großvater ist«, sagte Zachary. »Grandpa ist nicht zu toppen.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Ruth.
    Als Kate anrief, war sie fast hysterisch vor Begeisterung. »Roo, hast du den Zeitungsartikel gesehen?« rief sie. »Ist das nicht klasse? Grandpa hat alles hingekriegt. Er hat nichts mehr in die neue Kasse fallen lassen, und jetzt steht er in der New York Times .«
    Zwei Stunden später rief Kate wieder an. »Grandpa hat mich angerufen«, sagte sie. »Er wollte wissen, wie man jemanden nennt, der Anrufe entgegennimmt und Reservierungen einträgt. Er sagt, das Telefon würde ununterbrochen klingeln. Ich habe ihm gesagt, daß er jemanden für die Reservierungen braucht. Das habe ich ihm schon vor zwei Wochen gesagt, aber da hat er behauptet, sie kämen schon zurecht.«
    Ruth kam nicht zum Arbeiten. Den ganzen Tag erhielt sie Anrufe. Mr. Bregman von Bregman Capital Ventures, der Kunde, mit dem Edek sich angelegt hatte, als er einen Brief für Ruth abgegeben hatte, rief an. Ruth war es nicht gewohnt, mit Mr. Bregman persönlich zu tun zu haben. Für gewöhnlich rief sein Assistent an. Mr. Bregman hatte ganz offenkundig vergessen, daß Edek ihm die Meinung gesagt hatte, weil er Israel nicht besuchte. Mr. Bregman wollte wissen, ob Ruth ihm für nächstes Wochenende einen Tisch für acht Personen besorgen könne. Ruth sagte, sie wolle es versuchen.Mr. Bregman bat sie, ihrem Vater seine herzlichsten Grüße auszurichten.
    Das erste, was Ruth sah, als sie »Klops braucht der Mensch« betrat, war ihre Visitenkarte. Sie war mit Klebeband an einer Seite der Kasse befestigt. Ruth zuckte zusammen. Sie verkaufte keine Hot dogs und keine homöopathischen Mittelchen und keine T-Shirts mit individuellem

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