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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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und ihm von dem Restaurant erzählt und von der bevorstehenden Eröffnung. Er hat mir fünf Prozent Rabatt angeboten, falls ich in der Nachbarschaft wohne. Als ich gesagt habe, daß ich nicht dort wohne, hat er gesagt, den Rabatt könne ich trotzdem haben. Letzte Woche habe ich zweimal bei ihnen gegessen. Als er mich gestern sah, hat er mich zu der Party eingeladen. Dieses Restaurant ist einzigartig«, sagte Prudence Price. »Und es hat ein klares Konzept. In New York und keiner anderen Stadt, die ich kenne, gibt es etwas Vergleichbares. Sie verwenden eine sehr außergewöhnliche und kreative Auswahl von Zutaten. Ich habe gerade Klopse aus Rindfleisch mit Curry und Rosinen probiert und werde mir nachnehmen.«
    Ruth spielte mit dem Gedanken, Edek zu sagen, daß PrudencePrice eine bekannte Restaurantkritikerin sei, besann sich aber eines Besseren. Edek war schon unzurechnungsfähig genug. Er küßte immer noch die Gäste.
    Ruth sah Zofia an Edek vorbeigehen und ihm den Hintern tätscheln. Eigentlich mehr als nur tätscheln. Eigentlich war es ein Zwicken. Ein Kneifen. Ruth war entsetzt. Kein Mensch verhielt sich heutzutage so in der Öffentlichkeit. Kein Mensch zwickte oder kniff andere Leute in den Po. Ruth griff nach einem Glas Wasser und versuchte das Bild dieses Zwickens aus ihren Gedanken zu verbannen. Max, die wiederholt von Edek, Zofia und Walentyna geküßt worden war, stellte Ruth ihren neuen Freund vor. Der neue Freund sah wesentlich netter aus als die meisten ihrer früheren Freunde. Vielleicht hatten Edeks Vorträge, daß Max sich bessere Männer suchen solle, Frucht getragen. Ruth ging zu Sonia.
    »Wenn ich Zofia sehe, kriege ich Lust, mich in eine Affäre zu stürzen«, sagte Sonia.
    »Mit Zofia?« fragte Ruth.
    »Nein«, sagte Sonia. »Mit einem Mann. Zofia hat so eine Art, ihren Körper einzusetzen, daß man ahnt, daß sie ihn vorbehaltlos einsetzt«, sagte Sonia. »Und so würde ich mich auch gerne fühlen. Ich fühle mich, als würde ich meinen Körper nur unter Vorbehalt einsetzen.«
    »Sonia, was Zofia auch einsetzen mag«, sagte Ruth, »sie setzt es bei meinem Vater ein. Und das ist etwas, was ich in diesem Moment lieber übersehen möchte.«
    »Zofia ist nicht zu übersehen«, sagte Sonia. »Und dein Vater ist gar nicht so übel«, fügte sie hinzu.
    Ruth verdrehte die Augen.
    Jemand klopfte an ein Glas. Nach und nach trat Stille ein. Edek stand mit erhobenem Weinglas da. »Ich würde gerne ausbringen einen Toast«, sagte er. Und er brachte einen Toast nach dem anderen aus. Auf José, Juan und Vincente.Auf Evangelina und Angelica. Auf Rose und ihre Kollegen. Auf Kate und Zelda. Auf Zachary, der, wie Edek den Gästen verriet, Arzt war. Und auf Ruth, die, wie er sagte, »sehr erfolgreich mit ihrer Firma« sei. Ruth war erleichtert und dankbar, daß er darauf verzichtet hatte, die Honorare aufzuzählen, die sie für ihre Briefe verlangte. »Und ich würde gerne ausbringen einen Toast auf meine Frau Rooshka, was nicht länger weilt unter uns«, sagte Edek. »Rooshka ist die Mutter meiner Tochter Ruth. Und ich würde gerne ausbringen einen Toast auf die verstorbenen Ehemänner von Zofia und Walentyna.« Jeder Toast wurde mit Hochrufen und Applaus begrüßt. Den verstorbenen Adressaten der Toasts wurde genauso laut applaudiert wie den lebenden. Als Ruth das Lokal verließ, waren Hunderte von Klopsen verzehrt worden. Und die Hälfte der Gäste sagte Klops, nicht Klopse.
    In der Nacht träumte Ruth von Zofia. Zofia trug diverse Eiskunstlaufkostüme. Sie trug Kleider mit rückenfreiem Oberteil, Kleider mit V-Ausschnitt und Kleider mit Spaghettiträgern. Kleider, mit Diamanten oder Perlen oder Münzen besetzt. Eines der Kleider war mit Plastikmuscheln besäumt. Alle Kleider waren ab der Taille ausgestellt und endeten über dem Knie.

Vierzehntes Kapitel
    Ruth schlug die New York Times auf. Sie hatte ein gemütliches Frühstück gehabt. Sie hatte sich frische Erdbeeren und etwas Melone besorgt. Und einen gehaltvolleren Joghurt als sonst. Sie hatte sich eine Kanne Kaffee gemacht und ein paar dicke Scheiben Vollkorntoast. Sie fühlte sich wohl. Sie hatte den Tisch mit orangegelben Sets und Servietten gedeckt, die zu dem Dunkelrot der Kaffeekanne paßten. Sie deckte den Eßtisch für sich selbst zum Frühstück und zum Abendessen, wenn sie zu Hause aß. Sie aß nicht mehr an dem kleinen Tisch vor dem Fenster. Sie fühlte sich in ihrem Zuhause jetzt viel mehr zu Hause.
    Ruth beendete ihre Lektüre des

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