Chuzpe: Roman (German Edition)

»Zofia hat mir gesagt, daß ich dir soll sagen, daß die Klops, was sie dir schickt, sind gemacht aus einem Fisch, was heißt Streifenbarsch. Und sie enthalten Mais, rote Paprikaschoten, rote Zwiebeln und etwas, was heißt Cilantro«, sagte er. Ruth öffnete den Behälter. Er enthielt zehn Klopse aus Streifenbarsch, Mais, rotem Paprika, roten Zwiebeln und Koriandergrün.
    Ruth probierte einen Klops. Er schmeckte köstlich. Sie rief Sonia an. »Hättest du Lust, rüberzukommen und meinen Lunch mit mir zu teilen?« fragte sie.
    »Was für eine fabelhafte Idee«, sagte Sonia. »Es ist ewig her, daß mir jemand so einen Vorschlag gemacht hat. Ichkann so tun, als wäre ich an der High School und nicht in einer New Yorker Anwaltskanzlei. Ich bin schon da.«
    Sonia hatte nicht einmal gefragt, was es bei Ruth zum Lunch gab. Selbst in New York dürften die wenigsten High-School-Schüler zum Lunch Klopse aus Streifenbarsch, Mais, rotem Paprika, roten Zwiebeln und Cilantro essen, dachte Ruth.
    »Diese Frau kann kochen«, sagte Sonia, die den letzten Streifenbarschklops verzehrte.
    »Das kann Zofia wahrhaftig«, sagte Ruth. »Sie kann kochen. Sie kann schwimmen. Sie kann ihre Beine um Männer schlingen. Und ihre Brüste würden wahrscheinlich eine ganze olympische Schwimmannschaft über Wasser halten.«
    »Ich kann weder schwimmen noch kochen«, sagte Sonia.
    »Ich kann halbwegs gut kochen«, sagte Ruth. »Und einigermaßen schwimmen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, je meine Beine um einen Mann geschlungen zu haben. Garth sagt, ich hätte es getan.« Ruth seufzte. »Meine Brüste könnten wahrscheinlich nicht mal einen Korken über Wasser halten.«
    Sonia lachte. »Zofia ist schon ziemlich gut«, sagte sie. »Und ich glaube, daß sie deinen Vater liebt.«
    »Ist das dein Ernst?« sagte Ruth.
    Ruths Telefon klingelte. Es war sieben Uhr morgens. Ruth lag noch im Bett. Sie hatte schlecht geschlafen, und sie hatte einen irritierenden Traum gehabt. In ihrem Traum war Zofia im Meer geschwommen, mit kraftvollen, geschmeidigen Zügen. Ihr Kopf hatte sich im Rhythmus ihrer Atmung von der einen auf die andere Seite bewegt. Ruth war hinter ihr geschwommen. Hatte den Boden unter den Füßen verloren. Und Todesangst ausgestanden. Als Ruth erwachte, war sie so erleichtert, in ihrem Bett in SoHo zu sein und nicht mitten im Atlantik. Ruth nahm den Hörer ab. Es war Kate.
    »Roo, du wirst mir nicht glauben, wer gestern abend in dem Restaurant war«, sagte Kate. »Steven Spielberg.« Sie wiederholte den Namen, damit Ruth nicht dachte, sie hätte sich verhört. »Roo, Steven Spielberg war gestern abend in dem Restaurant. Er hatte diese Baseballkappe auf, die er immer aufhat. Er war mit zwei Typen da, mit denen er zusammenarbeitet. Er hat sich mit Grandpa unterhalten, aber Grandpa hatte keine Ahnung, wer er ist. Und Zofia und Walentyna genausowenig.«
    »Das ist sehr komisch«, sagte Ruth.
    »Offenbar hat Spielberg Dreharbeiten in der Gegend«, sagte Kate. »Grandpa hat gesagt, er sei ein sehr netter Bursche. Als ich Grandpa erklärt habe, wer er ist, hat Grandpa einfach noch einmal gesagt, daß er ein sehr, sehr netter Bursche sei. Ich habe Grandpa gefragt, worüber sie sich unterhalten haben, und er hat gesagt, sie hätten sich über den Holocaust und das Judentum unterhalten. Ich muß jetzt Zelda und Zachary anrufen.«
    Später am Tag rief Ruth Edek an. »Kate hat mir erzählt, daß Steven Spielberg gestern abend in eurem Restaurant war.«
    »Ja«, sagte Edek. »Und er ist tatsächlich ein sehr netter Bursche. Ich habe ihn gefunden sehr nett. Er spricht wie ein ganz normaler Mensch. Er spricht nicht so, als wenn er wäre Steven Spielberg. Um zu sagen die Wahrheit, war ich ein bißchen überrascht, als Kate mir hat gesagt, daß er ist Steven Spielberg. Ich glaube, er ist ein religiöser Mensch«, sagte Edek.
    »Tatsächlich?« sagte Ruth.
    »Ich glaube ja«, sagte Edek. »Er hat einen Hut aufgehabt die ganze Zeit, was er war hier.«
    »Möglicherweise ist er religiös, Dad«, sagte Ruth, »aber das ist nicht der Grund, warum er eine Baseballkappe aufhat. Er trägt sie, damit man ihn nicht erkennt, weil er berühmt ist.«
    »Sowieso er ist berühmt«, sagte Edek. »Als Kate mir hat gesagt seinen Namen, wußte ich sofort, daß er war derjenige, was hat gedreht Schindlers Liste .«
    »Wie hat Steven Spielberg von dem Restaurant erfahren?« fragte Ruth.
    »Erinnerst du dich an die Leute, was haben gedreht in unserer Straße und für was wir