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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Oktober übergab ihm die CIA 250 000 Dollar, im November dann Schiffsladungen mit Waffen und Munition. Mobutu nahm Lumumba gefangen und lieferte ihn, nach Devlins Worten, einem »Todfeind« aus. Laut einem Bericht des CIA-Postens in Elisabethville im äußersten Südosten des Landes habe ein »belgischer Offizier flämischer Abstammung zwei Tage vor Amtsantritt des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten Lumumba mit einer Salve aus einer Maschinenpistole exekutiert«. Dank der nie erlahmenden Unterstützung durch die CIA erlangte Mobutu nach fünfjährigem Kampf um die Macht schließlich die volle Kontrolle über den Kongo. Er war ihr liebster Verbündeter in Afrika, und der Kongo in der Zeit des Kalten Krieges die Schaltstelle für sämtliche Geheimoperationen der USA auf dem Kontinent. Drei Jahrzehnte herrschte Mobutu als einer der weltweit brutalsten und korruptesten Diktatoren; Milliardensummen an Einnahmen aus den riesigen Diamanten-, Erz- und kriegswichtigen Metallvorkommen des Landes stahl er sich zusammen und massakrierte um des Erhalts seiner Macht willen ungezählte Menschen.
    »Eine absolut unhaltbare Position«
    Je näher der Termin für die Präsidentschaftswahl 1960 rückte, desto deutlicher wurde es Vizepräsident Nixon, dass die CIA alles andere als einsatzbereit für einen Angriff auf Kuba war. Ende September gab er, inzwischen nervös geworden, den Einsatzkräften folgende Anweisung: »Im Augenblick nichts unternehmen, abwarten bis nach den Wahlen.« Dieser Aufschub verschaffte Fidel Castro einen entscheidenden Vorsprung. Von V-Leuten hatte er erfahren, dass eine US-gestützte Invasion Kubas unmittelbar bevorstehe, und so baute er Militär und Geheimdienst aus und ging hart gegen die Dissidenten vor, von denen die CIA gehofft hatte, dass sie als Stoßtruppen beim Putsch eingesetzt werden könnten. Der interne Widerstand gegen Castro begann in jenem Sommer in sich zusammenzufallen, allerdings hatte die CIA dem, was sich auf der Insel faktisch abspielte, ohnehin nie sonderliche Beachtung geschenkt. Tracy Barnes hatte privat eine Meinungsumfrage auf Kuba in Auftrag gegeben; sie zeigte, dass Castro die überwältigende Unterstützung der Bevölkerung genoss. Das Ergebnis passte ihm überhaupt nicht, und daher ließ er es schlicht außer Acht.
    Die Bemühungen der CIA, Waffen für die Rebellen auf der Insel abzuwerfen, waren ein Fiasko. Am 28.September etwa schwebte eine Palette mit Maschinengewehren, Gewehren und 45er-Pistolen für etwa 100 Kämpfer von einem in Guatemala gestarteten CIA-Flugzeug auf Kuba hernieder. Der Auftreffpunkt lag um mehr als zehn Kilometer neben dem Ziel. Die Waffen wurden von Castros Soldaten aufgelesen, der kubanische CIA-Agent, der sie übernehmen sollte, wurde gefangen genommen und erschossen. Der Pilot verlor auf dem Rückflug jeglichen Funkkontakt und landete im Süden Mexikos, wo die örtliche Polizei die Maschine beschlagnahmte. Alles in allem wurden dreißig derartige Einsätze geflogen, von denen allenfalls drei von Erfolg gekrönt waren.
    Anfang Oktober wurde der CIA klar, dass sie so gut wie nichts über die Castro-feindlichen Kräfte innerhalb Kubas wusste. »Wir konnten nicht mit Bestimmtheit sagen, dass sie nicht von Castros Agenten unterwandert waren«, erinnert sich Jake Esterline. Er war sich allerdings inzwischen sicher, dass Castro durch noch so geschickte Subversionsaktivitäten nicht zu stürzen war.
    »Wir hatten große Anstrengungen der Infiltration und Bereitstellung von Nachschub unternommen, die allesamt ohne Erfolg geblieben waren«, meint Bissell im Rückblick. Seine Überzeugung stand daher fest: »Nötig war eine stoßtruppartige Operation« – also eine Invasion der Insel mit allem Drum und Dran.
    Aber die CIA hatte weder die Zustimmung des Präsidenten noch die Truppen, um solch ein Unternehmen durchzuführen. Die fünfhundert Mann, die in Guatemala für diese Aufgabe ausgebildet wurden, waren, wie Bissell Esterline deutlich machte, »eine geradezu lächerlich geringe Zahl«. Beiden Männern war klar, dass es nur mit einer weitaus größeren Truppenstärke gelingen werde, Castro zu stürzen, denn immerhin verfügte dieser über eine Armee von 60 000 Mann mit Panzern und Artillerie und zudem über einen zunehmend grausameren und wirkungsvollen internen Sicherheitsdienst.
    Bissell hielt sowohl mit der Mafia als auch dem Weißen Haus ständig telefonischen Kontakt. Die Präsidentschaftswahlen standen vor der Tür. Irgendwann in der ersten

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