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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Meinungsverschiedenheiten über dieses Thema vermeiden wollte.
    Präsident Eisenhower – der Mann, unter dessen Führung mit dem Unternehmen Overlord die größte geheime Militäroperation der amerikanischen Geschichte stattgefunden hatte – warnte die Spitze der CIA vor der »Gefahr, falsche Entscheidungen zu treffen« oder »etwas zu unternehmen, bevor wir einsatzbereit sind«.
    » … Maßnahmen zur Verhinderung eines zweiten Kuba«
    Auf einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates im weiteren Tagesverlauf gab Präsident Eisenhower dem CIA-Direktor den Auftrag, den kongolesischen Premierminister Lumumba zu beseitigen, den die CIA als Castro von Afrika betrachtete.
    Lumumba war frei gewählt worden und hatte die Vereinigten Staaten um Hilfe für sein Land gebeten, das die brutale Kolonialherrschaft der Belgier abzuschütteln suchte und im Sommer 1960 seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Amerikanische Hilfe gab es indes zu keiner Zeit, weil die CIA in ihm einen durch Rauschgift um den Verstand gebrachten kommunistischen Tölpel sah. Als dann die belgischen Fallschirmjäger in der Hauptstadt landeten, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen, akzeptierte Lumumba sowjetische Flugzeuge, Lastwagen und »Techniker«, mit denen Moskau seiner kaum funktionsfähigen Regierung den Rücken zu stärken dachte.
    In der gleichen Woche, als die belgischen Soldaten im Kongo eintrafen, entsandte Allen Dulles seinen Brüsseler Büroleiter Larry Devlin nach Léopoldville, wo er sich um den dortigen CIA-Außenposten kümmern und Lumumba als Zielperson einer verdeckten Aktion taxieren sollte. Am 18.August, sechs Wochen nach seiner Einreise, schickte Devlin folgendes Telegramm an die Zentrale: »KONGO ERLEBT KLASSISCHE KOMMUNISTISCHE MACHTÜBERNAHME … EGAL OB LUMUMBA TATSÄCHLICH KOMMUNIST IST ODER KOMMUNISTISCHE INTERESSEN BEDIENT … MÖGLICHERWEISE NUR NOCH WENIG ZEIT FÜR MASSNAHMEN ZUR VERHINDERUNG EINES ZWEITEN KUBA.« Dulles trug die Kernsätze dieser Botschaft am gleichen Tag auf der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates vor. Laut einer geheimen Zeugenaussage vor dem Senat, die von Robert Johnson, dem Protokollanten des Nationalen Sicherheitsrates, abgegeben wurde, habe sich Präsident Eisenhower an Allen Dulles gewandt und kategorisch erklärt, Lumumba müsse beseitigt werden. Dann habe für ungefähr 15 Sekunden Totenstille geherrscht, und die Sitzung sei fortgesetzt worden. Acht Tage später kabelte Dulles an Devlin: »IN HIESIGEN HÖCHSTEN KREISEN HERRSCHT DIE EINDEUTIGE AUFFASSUNG, DASS, WENN LLL WEITERHIN DAS ZEPTER SCHWINGT, DAS UNWEIGERLICHE RESULTAT BESTENFALLS CHAOS SEIN KANN, SCHLIMMSTENFALLS DER WEG FÜR EINE KOMMUNISTISCHE MACHTÜBERNAHME IM KONGO GEEBNET WÜRDE. (…) WIR SIND DER ÜBERZEUGUNG, DASS SEINE BESEITIGUNG DRINGENDES UND VORRANGIGES ZIEL SEIN MUSS UND DASS DIES UNTER DEN GEGEBENEN BEDINGUNGEN VON ALLERHÖCHSTER PRIORITÄT IST. DAHER MÖCHTEN WIR IHNEN GRÖSSERE VOLLMACHT GEBEN.«
    Sidney Gottlieb, der klumpfüßige Chemiespezialist der CIA, war es, der per Flugzeug im Handgepäck Phiolen mit tödlichen Giften in den Kongo brachte und sie dem dortigen Büroleiter übergab. Dazu gehörten Spritzen, mit denen die tödlichen Tropfen in Essen und Trinken sowie in eine Tube Zahnpasta eingebracht werden konnten. Devlin erhielt die Aufgabe, Lumumba in den Tod zu befördern. Um den 10.September herum hatten beide Männer in Devlins Wohnung eine hitzige Unterredung. Laut einer 1998 freigegebenen geheimen Aussage, die Devlin unter Eid abgab, habe er »gefragt, auf wessen Befehl diese Anweisungen ergangen sind«. »Auf Befehl des Präsidenten«, sei ihm geantwortet worden.
    Weiter sagte Devlin aus, er habe die Giftfläschchen in seinem Bürosafe verschlossen und sich mit dem Gedanken gemartert, was er damit tun solle. Er erinnert sich, dass er sich gesagt habe: Ich werde den Teufel tun und das Zeug irgendwo rumliegen lassen. Er habe die Phiolen noch rechtzeitig herausgenommen und sei damit zum Ufer des Kongoflusses gegangen, wo er sie vergraben habe. Er habe sich wegen des Befehls, Lumumba umzubringen, geschämt, so seine Erklärung. Er wusste, dass die CIA über andere Mittel verfügte.
    In der Tat hatte die CIA bereits den zukünftigen führenden Kopf des Kongo ausgeguckt, nämlich Joseph Mobutu, »der einzige Mann im Kongo«, wie Allen Dulles dem Präsidenten auf der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates vom 21.September erläuterte, »der in der Lage ist, mit Entschiedenheit zu handeln«. Anfang

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