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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Novemberwoche des Jahres 1960 brach infolge des äußeren Drucks das Konzept einer Kuba-Operation im Kern zusammen. Esterline erklärte den Plan für undurchführbar, und Bissell wusste, dass Esterline recht hatte. Aber er sprach mit niemandem darüber. In den Monaten, Wochen und Tagen, die der Invasion vorausgingen, suchte Bissell sein Heil in Täuschungsmanövern.
    »Er log nach allen Seiten«, erinnert sich Jake Esterline – sowohl gegenüber der Kuba-Einsatzgruppe der CIA wie auch dem Präsidenten und dem frisch gewählten, aber noch nicht amtierenden Präsidenten gegenüber.
    John F. Kennedy hatte Richard Nixon bei den Wahlen im November mit einem Vorsprung von weniger als 120 000 Stimmen geschlagen. Einige Republikaner waren der Überzeugung, dass Nixon der Sieg in einigen Wahlkreisen Chicagos gestohlen worden sei. Andere verwiesen auf Stimmenkauf in West-Virginia. Richard Nixon selbst machte die CIA verantwortlich. Er war, zu Unrecht, davon überzeugt, dass »Georgetown-Liberale« wie Dulles und Bissell vor der alles entscheidenden Fernsehdebatte Kennedy insgeheim mit Insider-Informationen über Kuba versorgt hätten.
    Unmittelbar nach seiner Wahl verkündete Kennedy den Verbleib von J. Edgar Hoover und Allen Dulles in ihren Ämtern. Mit dieser Entscheidung folgte er einer Empfehlung seines Vaters, und er traf sie aus persönlicher und politischer Rücksichtnahme. Hoover kannte einige der dunkleren Geheimnisse des Kennedy-Klans – bis hin zu den sexuellen Plänkeleien des neuen Präsidenten mit einer Nazi-Spionin während des Zweiten Weltkriegs –, worin er auch Dulles eingeweiht hatte. Kennedy war darüber informiert, weil sein Vater, ein ehemaliges Mitglied in Eisenhowers Beratergremium für Auslandsaufklärung, es ihm aus erster Hand mitgeteilt hatte.
    Am 18.November traf der designierte Präsident mit Dulles und Bissell auf dem Alterssitz seines Vaters in Palm Beach, Florida, zusammen. Drei Tage zuvor hatte Bissell von Esterline einen aufschlussreichen Bericht über die Kuba-Operation erhalten. »Unser ursprünglicher Plan hat sich angesichts der von Castro eingerichteten Kontrollmaßnahmen als undurchführbar herausgestellt«, hieß es darin. »Es wird nicht zu den zunächst für möglich gehaltenen inneren Unruhen kommen, ebenso wenig wird die Abwehr einen Militärschlag zulassen, wie er anfangs geplant war. Auch unser zweiter Plan (Entsendung von 1500 bis 3000 Mann zur Sicherung eines Küstenstreifens mit Start- und Landepiste) wird inzwischen als undurchführbar angesehen, es sei denn, es handelt sich um eine gemeinsame Operation von CIA und Verteidigungsministerium.«
    Mit anderen Worten: Die Vereinigten Staaten müssten für den Sturz Castros die Marines in Marsch setzen.
    »Ich saß in meinem Büro bei der CIA«, erinnert sich Esterline, »und dachte: Verdammt! Hoffentlich hat Bissell genügend Mumm, um Kennedy mit den Tatsachen zu konfrontieren.« Aber Bissell sagte kein Sterbenswörtchen. Und so wurde aus dem undurchführbaren Plan ein unbedenklicher Einsatz.
    Die Lagebesprechung in Palm Beach brachte die Chefs der CIA, so Bissell gegenüber einem hausinternen Historiker, in »eine unhaltbare Situation«. Wie ihre Notizen zeigen, mit denen sie in das Gespräch gegangen waren, hätten sie gern über ihre vergangenen triumphalen Erfolge gesprochen, insbesondere über Guatemala, sowie über die vielen Geheimoperationen, die gerade in Kuba, in der Dominikanischen Republik, in Mittel- und Südamerika und in Asien im Gange waren. Aber dazu kam es nicht. Präsident Eisenhower hatte ihnen vor dem Gespräch gesagt, sie sollten sich an eine »strikte Tagesordnung« halten. Das verstanden sie als Verbot, irgendetwas anzusprechen, was in den Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrates durchgedrungen war. Das Ergebnis war, dass entscheidende Informationen über die Geheimoperationen der CIA beim Amtswechsel von Eisenhower auf seinen Nachfolger untergingen.
    Eisenhower hatte eine Invasion auf Kuba nie gebilligt. Das aber wusste Kennedy nicht. Er wusste nur, was Dulles und Bissell ihm erzählten.
    »Acht Jahre eine Niederlage nach der anderen«
    Acht Jahre lang hatte Allen Dulles alle Versuche von Außenstehenden abwehren können, bei der CIA Veränderungen durchzusetzen. Er hatte einen Ruf zu schützen – den der CIA und seinen eigenen. Indem er alles leugnete und nichts zugab, verdeckte er die Wahrheit, um das Scheitern seiner Geheimoperationen unter Verschluss zu halten.
    Spätestens seit 1957 hatte er

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