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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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müssen umorganisiert werden, und das hätten wir schon viel früher tun müssen. Seit Pearl Harbor hat sich an ihrer Struktur nichts geändert. »Acht Jahre habe ich hier eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen«, so lautete das resignierte Urteil des Präsidenten am Ende seiner Amtszeit. Er werde seinem Amtsnachfolger »einen Scherbenhaufen hinterlassen«.

III  Aussichtslose Fälle
    Die CIA unter Kennedy und Johnson, 1961 bis 1968
    17  »Niemand wusste, was zu tun war«
    Diese Hinterlassenschaft trat der neue Amtsanwärter am Morgen des 19.Januar 1961 an, als sich der alternde General und der junge Senator im Oval Office zu einem Gespräch unter vier Augen trafen. Mit unbestimmten bösen Vorahnungen gab Eisenhower seinem Nachfolger in spe einen Einblick in die Trickkiste der Sicherheitspolitik des Landes: Atomwaffen und Geheimdienstoperationen.
    Nach ihrem Gespräch wechselten die beiden Männer in den Kabinettssaal hinüber, wo sie mit den zukünftigen Ministern für Äußeres, Verteidigung und Finanzen zusammentrafen. »Senator Kennedy bat den Präsidenten um sein Urteil, ob die Vereinigten Staaten Guerillaaktivitäten auf Kuba unterstützen sollten, auch wenn diese Unterstützung die Beteiligung der USA öffentlich werden ließe«, heißt es in den Aufzeichnungen eines Protokollanten an jenem Morgen. »Der Präsident antwortete: Ja, denn wir können die jetzige Regierung dort nicht einfach weitermachen lassen. (…) Weiter war der Präsident der Ansicht, dass die Lage erleichtert würde, wenn wir gleichzeitig das Problem mit der Dominikanischen Republik angingen.« Eisenhowers Vorstellung, dass in der Karibik ein Militärcoup durch einen zweiten ausgeglichen werden könnte, war eine Gleichung, auf die in Washington noch keiner gekommen war.
    Am Tag darauf sollte Kennedy seinen Amtseid ablegen; zu diesem Zeitpunkt war Generalissimo Rafael Trujillo, der korrupte Diktator der Dominikanischen Republik, seit etwa dreißig Jahren an der Macht. Nur dank der Unterstützung der US-Administration und der amerikanischen Geschäftswelt hatte er dieses Amt über einen so langen Zeitraum ausüben können. Die Mittel, mit denen er regierte, waren Gewalt, Betrug und Einschüchterung. Er machte sich einen Heidenspaß daraus, seine Gegner an Fleischerhaken aufzuhängen. »Er hatte seine Folterkammern, und politische Morde waren an der Tagesordnung«, berichtete der amerikanische Generalkonsul Henry Dearborn, der Anfang 1961 ranghöchste US-Diplomat in der Dominikanischen Republik. »Allerdings sorgte er für Recht und Ordnung, räumte auf und hielt den Platz sauber, errichtete Staatsbetriebe und ließ die USA in Ruhe. Für uns war das ganz in Ordnung.« Dennoch wurde Trujillo allmählich untragbar, räumte Dearborn ein. »Als ich dort hinkam, waren seine Schandtaten so himmelschreiend, dass es massiven Druck von Seiten vieler politischer Gruppierungen gab, sowohl Bürgerrechtler wie auch andere Gruppen, nicht nur in den USA, sondern ebenso in anderen Ländern Mittel- und Südamerikas, die mit der Forderung auftraten, dass irgendwas mit diesem Mann geschehen müsse.«
    Nachdem die Vereinigten Staaten im August 1960 die diplomatischen Beziehungen zur Dominikanischen Republik abgebrochen hatten, wurde Dearborn in Santo Domingo belassen, um sich um die dortige US-Botschaft zu kümmern. Von einigen Diplomaten und Agenten abgesehen wurden alle Amerikaner von der Insel abgezogen. Richard Bissel bat allerdings Dearborn, auszuharren und für die CIA die Amtsgeschäfte eines Büroleiters wahrzunehmen, womit sich der Generalkonsul einverstanden erklärte.
    Am 19.Januar 1961 wurde Dearborn informiert, dass eine Schiffsladung Gewehre zu einer dominikanischen Verschwörergruppe unterwegs sei, die geplant hätte, Trujillo zu töten. Einen entsprechenden Beschluss hatte die Sondergruppe unter Vorsitz von Allen Dulles in der Vorwoche gefasst. Dearborn ersuchte die Zentrale um die Erlaubnis, den Dominikanern drei von Marinesoldaten in der Botschaft zurückgelassene Karabiner auszuhändigen. Tracy Barnes, Bissells Mann für Geheimoperationen, gab Dearborn grünes Licht. Daraufhin schickte die CIA den Dominikanern noch drei Pistolen Kaliber 38. Bissell genehmigte eine zweite Sendung mit vier Maschinengewehren und 240 Magazinen Munition. Die Maschinengewehre verblieben zunächst im amerikanischen Konsulat in Santo Domingo, nachdem in der neuen Regierungsmannschaft die Frage aufgekommen war, wie wohl die Welt reagieren werde, wenn

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