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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Asien symbolisierten, zierten die Landkarten, die Allen Dulles und seine Männer dem Weißen Haus vorlegten. An die Stelle der Enttäuschung über den Abschuss der U-2 traten blutrünstige Rachegedanken.
    Als Erstes beschloss Dick Bissell, den Ausstoß der CIA an Umsturzplänen für Kuba zu verdoppeln. Unter dem Codenamen »Wave« richtete er in Coral Gables im Bundesstaat Florida eine weitere Außenstelle ein. Vizepräsident Nixon ließ er wissen, dass weit mehr als die sechzig Mann, die es noch ein paar Wochen zuvor gewesen waren, nämlich fünfhundert geschulte Exilkubaner, für den Kampfeinsatz nötig seien. Das in Panama ansässige Schulungszentrum der Armee für den Dschungelkrieg war nicht in der Lage, hunderte weiterer frisch eingezogener Rekruten auszubilden. Bissell entsandte daher Jake Esterline nach Guatemala, der dort auf eigene Faust ein geheimes Abkommen mit Präsident Manuel Ydigoras Fuentes aushandelte. Fuentes war ein ehemaliger General und gewiefter Geschäftemacher. Das Gelände, das Bissell ausgesucht hatte, wurde das wichtigste Trainingscamp für die Schweinebucht-Operation, mit eigenem Flugplatz, eigenem Bordell und speziellen Verhaltensregeln. Die von der CIA rekrutierten Exilkubaner fanden es allerdings »völlig unzulänglich«, wie aus einem Bericht von Jack Hawkins, einem Colonel der Marines, hervorgeht, der Esterlines damaliger Chefplaner in paramilitärischen Angelegenheiten war. Sie lebten »unter gefängnisähnlichen Bedingungen«, die »politische Komplikationen« auslösten, mit denen »die CIA nur sehr schwer zurechtkam«. Obwohl das Camp sehr abgelegen war, blieb es der guatemaltekischen Armee keineswegs verborgen, und es hätte nicht viel gefehlt, und die Präsenz ausländischer Soldaten auf dem Boden Guatemalas hätte zu einem Militärputsch gegen den Präsidenten geführt.
    Mitte August gab der nette Dick Bissell, zuvorkommend wie er nun einmal war, bei der Mafia ein Komplott gegen Castro in Auftrag. Er bat Colonel Sheffield Edwards, den Sicherheitsdirektor der CIA, ihm den Kontakt zu einem Gangster herzustellen, der den Mordanschlag ausführen könnte. Ein CIA-interner Historiker sagte später dazu: »Bissell glaubte vielleicht, dass Castro durch einen Auftragsmörder der CIA zu erledigen wäre, bevor die Brigade überhaupt an den Strand« der Schweinebucht käme.
    Bissells Männer, die keine Ahnung von dem Mafia-Plan hatten, arbeiteten an einem zweiten Mordkomplott. Das Problem bestand darin, einen ausgebildeten CIA-Killer in Schussnähe von Fidel Castro zu bringen: »Können wir einen Rip Robertson nahe genug an ihn ranbringen? Können wir einen richtig gefährlichen Kubaner kriegen – ich denke da an einen Tausendsassa von der Insel?«, erkundigte sich Dick Drain, der Operationsleiter der Einsatzkräfte für Kuba. Die Antwort auf diese Frage war immer negativ. Miami wimmelte zwar vor Exilkubanern, die zu Tausenden bereit waren, sich bei der CIA für verdeckte Operationen zu melden; die aber sprachen sich folglich immer rascher herum. Allerdings hatten sich auch viele von Castros Agenten unter sie gemischt, sodass die kubanische Führung eine ganze Menge über die Pläne der CIA in Erfahrung bringen konnte. Ein FBI-Agent namens George Davis, der sich einige Monate in den Cafés und Bars von Miami herumgetrieben hatte und dort mit redseligen Kubanern ins Gespräch gekommen war, gab einem CIA-Mann von der »Wave«-Außenstelle einen freundlichen Rat: Mit diesen kubanischen Plappermäulern würde ein Sturz Castros nicht zu bewerkstelligen sein. Nur wenn man die Marines hinschickte, bestünden gute Aussichten. Der CIA-Mann gab diese Botschaft an die Zentrale durch, wo sie unbeachtet blieb.
    Am 18.August 1960 erörterten Dulles und Bissell in einem kaum zwanzigminütigen Privatgespräch mit Präsident Eisenhower den Einsatz von Spezialkräften auf Kuba. Bissel forderte weitere 10,75 Millionen Dollar, um mit dem paramilitärischen Training von fünfhundert Kubanern in Guatemala beginnen zu können. Eisenhower gab seine Zustimmung unter einer Bedingung: »Soweit die Stabschefs, das Pentagon, das Außenministerium und die CIA der Meinung sind, dass wir gute Erfolgsaussichten haben, die Kubaner von diesem Spuk zu befreien.« Als Bissell den Gedanken ins Spiel zu bringen versuchte, dass die Kubaner unter Führung einer amerikanischen Streitmacht in die Schlacht geführt werden sollten, unterbrach ihn Dulles gleich zwei Mal, weil er eine Diskussion oder gar offene

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