CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
stichwortartigen Verweis auf das Tauschgeschäft unkenntlich. Die Transaktion wurde streng geheim gehalten. Ein Vierteljahrhundert später äußerte sich McCone zu diesem Vorgang: »Präsident Kennedy und Justizminister Robert Kennedy beharrten darauf, dass sie zu keinem Zeitpunkt die Frage der Raketen [in der] Türkei mit irgendeinem Vertreter der Sowjets erörtert hätten und dass es eine solche Abmachung nie gegeben habe.«
Noch viele Jahre danach glaubte die Welt, dass nur Präsident Kennedys besonnene Entschiedenheit und das unnachgiebige Engagement seines Bruders das Land vor einem Atomkrieg bewahrt hätten. Dass McCone während des ganzen Verlaufs der Kubakrise eine zentrale Rolle gespielt hatte, wurde dagegen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts totgeschwiegen.
Sehr bald schon wendeten sich die Kennedys gegen McCone. Dieser hatte überall in Washington kundgetan, dass er als Einziger ein Auge auf die Kuba-Raketen gehabt habe; vor dem Auslandsspionageausschuss des Präsidenten sagte er aus, dass er dem Präsidenten schon am 22.August Mitteilung über seine Vorahnungen gemacht habe. Die Hauptpunkte des Ausschussberichts über die »Lücke in der Luftüberwachung« wurden am 4.März 1963 in der Washington Post veröffentlicht. Robert Kennedy behauptete an diesem Tag gegenüber seinem Bruder, dass die CIA diese Informationen habe durchsickern lassen, um ihm zu schaden.
»So ist es«, sagte der Präsident, »dieser John McCone ist ein echtes Arschloch.«
»Fidel eliminieren, notfalls durch Exekution«
Auf dem Höhepunkt der Kubakrise hatte McCone versucht, die »Mongoosen«-Operation an die Kandare zu nehmen und das darin gebündelte beträchtliche Potenzial auf die Beschaffung von nachrichtendienstlichen Informationen für das Pentagon zu konzentrieren. Er dachte, das sei ihm geglückt. Bill Harvey von der CIA deutete dies indessen so, dass die USA vor einer Invasion Kubas stünden, und gab den Saboteuren der »Mongoosen«-Operation einen Einsatzbefehl.
Als Robert Kennedy, der ja einer der stärksten Befürworter der »Mongoosen«-Einsätze gewesen war, von diesem gefährlichen Falschbefehl erfuhr, bekam er einen Wutanfall. Nach einer Riesenschreierei wurde Harvey regelrecht aus Washington verbannt, und Helms schickte ihn als Büroleiter nach Rom. Allerdings nahm das FBI zuvor noch das Alkohol durchtränkte Abschiedsessen zur Kenntnis, das Harvey mit Johnny Rosselli beging, jenem Mafia-Killer, den er angeheuert hatte, um Castro um die Ecke zu bringen. In Rom geriet der Säufer Harvey völlig aus dem Gleichgewicht und trieb seine Leute an, wie Robert Kennedy ihn angetrieben hatte.
Helms ersetzte ihn als den Verantwortlichen für Kuba durch den Leiter der Fernost-Abteilung, Desmond FitzGerald, einen Harvard-Absolventen und Millionär, der in einer roten Backsteinvilla in Georgetown lebte, mit einem Butler im Speisezimmer und einem Jaguar in der Garage. Präsident Kennedy mochte ihn, entsprach er doch dem Image von James Bond. Er war zu Beginn des Koreakrieges von Frank Wisner aus seiner New Yorker Anwaltskanzlei heraus angeheuert und auf der Stelle zum hauptamtlichen Sachbearbeiter der Sektion Fernost in der Geheimdienstabteilung ernannt worden. Er war an der verheerend abgelaufenen Li-Mi-Operation in Birma beteiligt gewesen. Danach befehligte er die China-Einsätze der CIA, bei denen bis 1955 – als ein Prüfbericht der Zentrale befand, die ganze Operation sei nichts als eine Verschwendung von Zeit, Geld, Energie und Menschenleben – ausländische Agenten in den Tod geschickt wurden. Danach stieg FitzGerald zum stellvertretenden Leiter der Sektion Fernost auf, wo er 1957 und 1958 an Planung und Durchführung der Indonesien-Operation beteiligt war. Als Leiter der Sektion Fernost sorgte er für den raschen Ausbau der CIA-Operationen in Vietnam, Laos und Tibet.
In seiner neuen Funktion bekam FitzGerald von den Kennedys nun den Auftrag, Bergwerke, Fabriken, Kraftwerke und Handelsschiffe in die Luft zu sprengen, den Feind in der Hoffnung auf den Ausbruch einer Konterrevolution nachhaltig zu schädigen. Das Ziel war, wie Robert Kennedy im April 1963 FitzGerald gegenüber verlauten ließ, Castro innerhalb von 18 Monaten aus dem Amt zu jagen – also noch vor der nächsten Präsidentschaftswahl. Fünfundzwanzig kubanische CIA-Agenten sollten bei diesen aussichtslosen Operationen draufgehen.
Im Sommer und Herbst 1963 leitete dann FitzGerald den finalen Einsatz zur Tötung Fidel Castros.
Die CIA hatte vor, als
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