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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Fernsehauftritt erklärte, Senator Barry Goldwater aus Arizona sei für das Präsidentenamt zu beschränkt. Seine Ruhmestat bestand darin, die Entwicklung der Polaris-Atomraketen für die U-Boote der Marine geleitet zu haben; dadurch hatte er sich Freunde im Kongress erworben. Er war ein netter Mann mit einem netten Posten in der Luftfahrtindustrie und einem netten Anwesen in Palm Springs, von dem aus er auf den elften Fairway seines Lieblingsgolfplatzes sehen konnte.
    Als er die Stimme seines Oberbefehlshabers hörte, nahm Red Raborn Haltung an. »Also, ich brauche Sie«, sagte Lyndon Johnson, »und ich brauche Sie dringend und auf der Stelle.« Ihr Gespräch war schon eine Weile im Gange, ehe Raborn begriff, dass LBJ ihn als Leiter der CIA wollte. Der Präsident versprach, Richard Helms werde als neuer stellvertretender Direktor die Hauptarbeit machen. »Ein tägliches Nickerchen nach dem Mittagessen ist für Sie drin«, sagte er. »Wir werden Sie nicht überbeanspruchen.« An Raborns Patriotismus appellierend und ihn als texanischen Landsmann umgarnend, sagte Johnson: »Ich weiß, was ein altes Streitross tut, wenn es die Trompete blasen hört.«
    Am 28.April 1965 trat der Admiral sein Amt an. Der Präsident zog bei der Amtseinführung im Weißen Haus eine große Show ab und erklärte, er habe das ganze Land durchsucht und nur einen einzigen Mann gefunden, der für den Posten geeignet sei. Tränen der Dankbarkeit flossen Raborn über die Wangen. Es war der letzte glückliche Augenblick, den er als Direktor des Zentralen Nachrichtendienstes erlebte.
    Am gleichen Tag knallte es in der Dominikanischen Republik. Nach der von Amerika unterstützten Ermordung des Diktators Rafael Trujillo im Jahr 1961 hatten die Vereinigten Staaten vergeblich versucht, das Land zu einem Musterstaat in der Karibik zu machen. Jetzt kämpften bewaffnete Rebellen in den Straßen der Hauptstadt. Johnson beschloss, vierhundert Marinesoldaten hinzuschicken, zusammen mit FBI-Beamten und Verstärkung für das CIA-Büro. Das war seit 1928 die erste größere Landung amerikanischer Truppen in Lateinamerika und der erste bewaffnete Eingriff in der Karibik seit dem Abenteuer in der Schweinebucht.
    Auf einer Galaversammlung, die am Abend im Weißen Haus stattfand, berichtete Raborn – ohne über Beweise zu verfügen und ohne dazu autorisiert zu sein –, die Rebellen würden von Kuba gesteuert. »Meiner Meinung nach sind das Kampfhandlungen, hinter denen Castro steckt«, erklärte Raborn am nächsten Morgen in einem Telefongespräch mit dem Präsidenten. »Für mich steht außer Frage, dass Castro einen Expansionsversuch gestartet hat.«
    »Wie viele Terroristen Castros sind im Land?«, wollte der Präsident wissen.
    »Also, wir haben acht von ihnen eindeutig identifiziert«, erwiderte Raborn. »Und ich habe etwa um sechs Uhr eine Liste ins Weiße Haus geschickt – sie müsste mittlerweile im Lagebesprechungsraum sein –, der zu entnehmen ist, wer sie sind, was sie machen und was für eine Ausbildung sie erhalten haben.« Die Liste der acht »Castro-Terroristen« stand in einem Memorandum der CIA, das zu dem Schluss kam: »Es gibt keine Beweise für eine direkte Verwicklung des Castro-Regimes in den derzeitigen Aufstand.«
    Der Präsident legte auf und beschloss, tausend weitere Marinesoldaten in die Dominikanische Republik zu schicken.
    Ob es von Seiten der CIA irgendeine Vorwarnung, die Krise betreffend, gegeben habe, wollte an diesem Morgen der Präsident von seinem Berater in Fragen der nationalen Sicherheit wissen. »Nein«, antwortete Bundy.
    »Unsere CIA behauptet, es handele sich um eine vollständig gelenkte (…) Castro-Operation«, erklärte am 30.April der Präsident seinem persönlichen Rechtsbeistand, Abe Fortas, während 2500 Mann Luftlandetruppen der Armee in der Dominikanischen Republik landeten. »Sie sind sich sicher ! Ihre Leute drinnen berichten uns das! (…) Es gibt keinen Zweifel mehr, dass Castro dahintersteckt. (…) Sie dringen an andere Orte in der Hemisphäre vor. Vielleicht ist das ein umfassendes, mit Vietnam zusammenhängendes kommunistisches Verfahrensmuster. (…) Die schlimmste innenpolitische Katastrophe für uns wäre, wenn Castro die Macht übernähme.« Der Präsident bereitete sich auf die Entsendung von weiteren 6500 amerikanischen Soldaten nach Santo Domingo vor.
    McNamara indes misstraute dem, was Raborn dem Präsidenten erzählte. »Sie glauben nicht, dass die CIA das belegen kann?«, fragte Johnson den

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