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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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politische Kriegführung in der Hauptstadt. Gelder der CIA seien »im Rahmen unserer Bemühungen um den ›nationalen Aufbau‹« geflossen, berichtete er; »wir pumpten eine relativ große Geldsumme in die Taschen von Politikern, die bereit waren, auf uns zu hören«. Die folgenden Wahlen zur Nationalversammlung in Laos hatten zum Ergebnis, dass auf 54 von 57 Parlamentssitzen Politiker saßen, die von der CIA ausgesucht worden waren. Aber Vientiane war ein schwieriger Posten.
    »Wir mussten erleben, wie einige unserer jungen Leute bei Hubschrauberabstürzen ums Leben kamen«, erinnerte sich Lilley. »Es gab Putsche, Überschwemmungen und alles Mögliche, womit wir fertig werden mussten. Einige unserer Leute drehten vor unseren Augen durch, weil sie es nicht mehr aushielten.«
    Die üblichen Probleme, mit denen lebenslustige Amerikaner, die in einem tropischen Kriegsgebiet stationiert waren, zu kämpfen hatten – Sex, Alkohol, Verlust des Verstandes –, traten in Vientiane noch häufiger auf, am häufigsten in einem Nachtclub namens Weiße Rose. Lilley erinnerte sich an den Tag, als »einer unserer leitenden CIA-Beamten eine Delegation des Kongresses über den heimlichen Krieg im Bergland informierte. Am Abend wurde die Delegation in die Weiße Rose geführt, um das Nachtleben von Vientiane kennenzulernen. Mitglieder der Delegation konnten erleben, wie ein korpulenter Amerikaner splitterfasernackt auf dem Fußboden der Bar lag und ›Los, mach’s mir sofort!‹ brüllte. Ein Animiermädchen hob ihren Rock und setzte sich auf sein Gesicht. Es war derselbe Offizier, der einige Stunden zuvor der Delegation Bericht erstattet hatte.«
    Das CIA-Büro bemühte sich darum, kommunistische Ziele in Laos auszumachen, die Fußwege zu orten, die sich zum Ho-Chi-Minh-Pfad verwoben, und den Feind zu jagen. »Wir stellten Einheiten aus Stammesleuten auf«, berichtete Lilley. »Sie meldeten sehr hohe Zahlen von gefallenen Vietnamesen, die meines Erachtens zum Teil getürkt waren.« Sie erkundeten außerdem Ziele für amerikanische Bombenangriffe. Viermal im Jahr 1965 zerstörten die Amerikaner in Laos unbeteiligte zivile Ziele, einmal bombardierten sie ein den Amerikanern freundschaftlich gesinntes Dorf, das Botschafter Sullivan tags zuvor mit einem Goodwill-Besuch beglückt hatte. Das Bombardement war von Bill Lair angefordert worden, der versuchte, einen CIA-Piloten zu retten, der in einer heftig umkämpften Landezone abgestürzt und von den Pathet Lao gefangen genommen worden war. Die Bomben explodierten dreißig Kilometer von dem geplanten Ziel entfernt; der abgestürzte Pilot, Ernie Brace, verbrachte acht Jahre als Kriegsgefangener im Hilton von Hanoi.
    Im Juni 1965 kam einer von Vang Paos besten Offizieren durch Bodenbeschuss ums Leben, als er über nordvietnamesischem Gebiet sechzig Kilometer hinter der Grenze in der offenen Tür eines Hubschraubers stand und nach einem abgeschossenen Piloten Ausschau hielt. Im August stürzte ein Hubschrauber von Air America außerhalb von Vientiane in den Mekong-Fluss; bei dem Absturz kamen Lewis Ojibway, der Chef der CIA-Basis im nordwestlichen Laos, und ein laotischer Oberst ums Leben, der mit ihm zusammenarbeitete. Die Führung der Agency ließ zu Ehren von Ojibway einen Stern in den Marmorboden am Eingang der CIA-Zentrale meißeln. Im Oktober ging im Dschungel in der Nähe der kambodschanischen Grenze ein weiterer Hubschrauber zu Bruch, wobei Mike Deuel und Mike Maloney, zwei junge Söhne angesehener CIA-Beamter, den Tod fanden. Zwei weitere Sterne wurden in den Marmor gemeißelt.
    Der Krieg in Laos hatte klein begonnen, mit »einem großen Elan, mit dem Gefühl, dass wir hier endlich ein Volk gefunden hatten, das gegen die Kommunisten kämpfen und sie schließlich in einem Guerillakrieg besiegen würde«, sagte Lilley. »Es war ein heiliger Krieg. Ein guter Krieg.«
    Dann fing der CIA-Stützpunkt in Long Tieng an, sich auszubreiten und neue Straßen, Lagerhäuser, Kasernen, Lastwagen, Jeeps, Bulldozer, einen größeren Flugplatz, mehr Flüge, mehr Feuerkraft, mehr Luftunterstützung auf den Plan zu rufen. Als CIA-Flugzeuge anfingen, Reis abzuwerfen, hörten die Hmong auf, ihre Felder zu bestellen. »Wir verstärkten unser Personal, verdoppelten oder verdreifachten es«, berichtete Lilley. Die neu eingetroffenen CIA-Mitarbeiter »sahen in Laos nichts weiter als ein paramilitärisches Problem. Ein Gesamtbild von der Lage hatten sie nicht. (…) Die Sache bekam ein bisschen mehr

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