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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Gemäß den Vereinbarungen der Supermächte und ihrer Verbündeten sollten alle ausländischen Kämpfer das Land verlassen. Der neu eingetroffene amerikanische Botschafter, William Sullivan, hatte selbst mitgeholfen, die Vereinbarungen auszuhandeln. Hanoi freilich beließ Tausende von Soldaten im Norden zur Unterstützung der kommunistischen Kräfte, der Pathet Lao, und die CIA hatte überall im Land ihre Spione und heimlichen Kämpfer. Die Bürochefs und ihre Mitarbeiter hatten Anweisung, einen Geheimkrieg zu führen, jeglicher diplomatischen Fassade zum Trotz und ohne Rücksicht auf die militärische Lage.
    Im Sommer 1965, während Lyndon Johnson Zehntausende von amerikanischen Soldaten nach Vietnam in Marsch setzte, wurde der Krieg in Laos von ungefähr 30 CIA-Agenten geführt. Mit Hilfe des militärischen Nachschubs, den Piloten der Agency einflogen, bewaffneten sie die Stammesleute der Hmong, die als Guerillakämpfer dienten, drangen bis an den Rand des Ho-Chi-Minh-Pfads vor und beaufsichtigten Thai-Kommandos, die Bill Lair von der CIA ausbildete.
    Lair organisierte den Krieg in Laos von einem geheimen Standort innerhalb einer Militärbasis aus, die CIA und Pentagon unmittelbar auf der anderen Seite des Mekong-Flusses in Thailand errichtet hatten. Er war vierzig und arbeitete für die CIA schon vierzehn Jahre lang in Südostasien. Sein texanischer Stammbaum reichte bis Alamo zurück, aber er war mit einer Thai verheiratet, aß klebrigen Reis mit Chilischoten und trank das Feuerwasser der Hmong. Wenn etwas in Laos schieflief, schloss er die betreffenden Papiere in seinem Safe ein. Wenn CIA-Kollegen im Kampf umkamen, hielt er ihr Schicksal geheim. Der Krieg habe »so unsichtbar wie möglich« bleiben sollen, erklärte Lair: »Unsere Absicht war, die Sache geheim zu halten, weil wir zu dem Zeitpunkt, wo wir dort einstiegen, keine Ahnung hatten, wie die USA sich auf lange Sicht verhalten würden. (…) Hat man mit der Taktik der Geheimhaltung erst einmal angefangen, ist es sehr schwer, an ihr etwas zu ändern.«
    Der CIA-Mann, der in Laos am härtesten kämpfte, war Anthony Poshepny, den alle als Tony Poe kannten. Auch er war 1965 vierzig Jahre alt. Als blutjunger Marinesoldat in Iwo Jima verwundet und im Koreakrieg in den paramilitärischen Missionen der CIA erprobt, gehörte er zu den fünf CIA-Agenten, die 1958 beim Scheitern des Putsches in Indonesien im U-Boot aus Sumatra entkommen waren. Poe lebte auf dem CIA-Stützpunkt im Long-Tieng-Tal im Landesinnern von Laos, annähernd hundertfünfzig Kilometer nördlich der Hauptstadt. Ständig begleitet von einer Flasche Scotch oder Hmong-Reisschnaps, operierte Poe als Feldkommandeur in dem geheimen Krieg und marschierte in vorderster Front mit seinen Hmong- und Thai-Truppen über die Bergpfade und durch die Täler des Hochlands. Er hatte sich völlig den Einheimischen angepasst und war mehr als nur ein bisschen verrückt.
    »Er hat die irrsten Sachen gemacht«, erzählte Lair. »Ich wusste, wenn man Tony nach Hause schaffte, würde er es in den Korridoren dort keine fünf Minuten lang aushalten. Er wäre im Nu raus aus der Organisation. Aber in der Organisation gab es eine Menge Jungs, die ihn bewunderten, weil sie nie in seiner Nähe gewesen waren, wissen Sie, und er einiges geleistet hatte. Die großen Tiere in der Organisation wussten übrigens alle genau, was los war, und schwiegen wie ein Grab.«
    Poe ließ seine Horde den im Kampf Getöteten die Ohren als Siegestrophäe abschneiden. Er sammelte sie in einem grünen Zellophanbeutel, den er im Sommer 1965 in das CIA-Büro in Vientiane brachte, wo er ihn dem stellvertretenden Bürochef auf den Schreibtisch knallte. Jim Lilley hieß der unselige Empfänger. Falls Tony Poe dem von einer Eliteuniversität kommenden Karrieremann, der gerade erst nach Vientiane versetzt worden war, damit einen Schrecken hatte einjagen wollen, dann war ihm das bestens gelungen.
    Lilley war gleich nach seinem Abschluss in Yale im Jahre 1951 in die CIA eingetreten. Er wurde Mitarbeiter in der Fernostabteilung und brachte den Koreakrieg damit zu, Agenten mit dem Fallschirm in Rotchina abzusetzen und sich von den Nationalchinesen hinters Licht führen zu lassen. Er arbeitete anschließend in Peking, zuerst als Bürochef und dann als amerikanischer Botschafter.
    Im Mai 1965 traf Lilley als stellvertretender Bürochef in Laos ein, wo er geschäftsführender Leiter wurde, als seinen Chef die Kräfte verließen. Er konzentrierte sich auf die

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